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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Zusammenhang zum Institut? Zu Kempers Experiment?« Hagen lief unruhig im Büro herum.
    Berger antwortete nicht, sondern genoss für Sekunden schmunzelnd seinen Knaller.
    »So viel dazu«, sagte Berger endlich. »Jetzt zu unserem Problem. Um den Umschlag einzuwerfen, musste der Entführer Ihre Privatadresse kennen. Woher kannte er die?«
    Die Frage riss Hagen aus seinen Überlegungen. Er sah Berger verblüfft an, denn dieser Gedanke war ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen.
    »Von Kemper, vermute ich. Ich habe ihn einmal zusammen mit Professor Münch in meiner Wohnung zu einem Essen empfangen. Ist einige Zeit her.«
    »Okay. Verstehe ich. Und jetzt zu unserem Geldproblem.« Berger seufzte. »Wir haben ein Problem mit den Banken. Versuchen Sie mal, sich Geld zu besorgen. Ohne Strom funktioniert kein Geldautomat.«
    »Eine Million gibt es nicht am Geldautomaten«, erwiderte Hagen.
    »Richtig. Aber die Banken sind nicht zu erreichen. Bei denen ist alles genauso lahmgelegt wie sonst auch. Und außerdem sind die Tresore alle mit elektronischen Sicherungen ausgestattet.«
    »Die mögen ja auch ausgefallen sein, aber die Banken werden ihre Tresore doch wohl noch mechanisch öffnen können.«
    »Wissen wir im Moment nicht. Selbst wenn das geklärt ist, haben wir ein weiteres Problem. Jemand muss für die Summe die Verantwortung übernehmen.«
    Hagen schwieg. Bergers Überlegung stimmte. Wie sollte er einen Verwaltungsbeamten überzeugen, dass sie eine Million Euro benötigten? Ohne Rückfragen ging das nicht.
    »Das muss doch über die Staatsanwaltschaft zu regeln sein. Die wissen von der Entführung.« Hagen hob den Kopf. »Ich könnte aber auch mit Sieber reden.«
    »Viel zu dicht dran«, erwiderte Berger.
    Hagen kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Auch ich habe noch so eine ungelöste Frage. Was ist, wenn Benn Ziegler oder die Kommissarin anrufen? Was sagen wir dann?«
    »Natürlich nichts.«

Kapitel 33
    PARIS
     
    Benn sah auf seine Armbanduhr. Die Zeit lief ihm davon.
    Es war bereits später Nachmittag, und sie saßen seit Stunden hier im Krankenhaus fest, kamen nicht weiter.
    Wenn er nicht mit Timo Moritz sprechen konnte, war seine Reise hier zu Ende. Und das Leben seiner Frau wahrscheinlich auch. Seine wachsende Nervosität war längst in unterschwellige Aggressivität umgeschlagen, die er nur noch mühsam beherrschte und die sich gelegentlich ein Ventil suchte.
    Wenn er mit der Kommissarin sprach, lagen sie sich nach wenigen Sätzen bereits in den Haaren. Sie versuchte dann jedes Mal, ihn zu beruhigen, was er momentan gar nicht vertrug. Schönrederei half ihm nicht.
    Und die Botschaftsunterstützung hatte auch schon ihr Fett abbekommen. Wellens hatte sich zweimal zu ihnen durchgekämpft und gefragt, wie lange es noch dauern würde.
    »Ist Ihre Unterstützung auch zeitlich begrenzt?«, hatte Benn beim zweiten Mal losgebrüllt, ohne auf die Menschen um sich herum zu achten. »Ich brauche Infos. Wenn ich die habe, können wir sofort los. Wohin auch immer!«
    Seit sie Timo Moritz in seiner Wohnung gefunden hatten, spukte ihm die eine Frage im Kopf herum, auf die er keine Antwort fand. Wer hatte Moritz so zugerichtet und warum?
    Benn hatte die junge Französin gefragt, ob Moritz Feinde hatte, womöglich in Drogengeschäfte verwickelt war oder vielleicht Wettschulden nicht beglichen hatte. Natürlich hatte die Französin das alles verneint.
    Wenn der Überfall aber mit Kempers Unterlagen zusammenhing, dann bedeutete das, dass sich noch jemand für sie interessierte. Aber wer? Und warum?
    Offensichtlich waren die Unbekannten in einer ähnlichen Situation wie er selbst. Sie hatten die gleiche Spur. Was war, wenn Timo Moritz ihnen das gesagt hatte, was er selbst wissen wollte?
    Dann waren sie im Vorteil. Eine weitere Woge der Unruhe schwappte wie eine Springflut über den letzten Deich. Die aufkommende Panik lähmte seine Gedanken.
    Benn schloss die Augen und versuchte, das Bild seiner Frau vor seinem geistigen Auge entstehen zu lassen. Ein Bild, auf dem sie lachte. Aber so sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht. Sein Gehirn schaffte es gerade einmal, ihr Gesicht in verschwommenen Konturen zu zeichnen. Immer wieder wurde es von dem geschundenen Gesicht verdrängt, mit dem er Timo Moritz gefunden hatte.
    Er versuchte, seine Gedanken mit aller Macht auf Francesca zu konzentrieren. Aber stattdessen jagten alle möglichen Gedanken durch seinen Kopf. Er sah Kemper im Wasser, dann Bilderfetzen des Überfalls

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