Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
über die Schulter.
Fetisows Augen folgten seinem Blick, und er stieß einen wilden Fluch aus.
Der Verkehr vor ihnen kam praktisch zum Erliegen. Busch wäre am liebsten aus dem Wagen gesprungen und losgerannt, doch er drückte auf die Sprechtaste seines Funkgeräts. »Michael, hier fährt gerade ein Konvoi vorbei, den der Teufel geschickt hat. Sieht aus wie Militär und Polizei.«
Fetisow riss Busch das Walkie-Talkie aus der Hand. »Michael, hören Sie mir jetzt genau zu: Sie müssen den Rettungswagen anhalten. Wir schaffen es nicht rechtzeitig zu Ihnen, und wenn der erst mal die Hauptautobahn erreicht, wird er Sie abhängen, und wir sehen Genevieve nie wieder.«
»Wie soll ich das denn anstellen?«, fragte Michael wütend.
Fetisow brauchte einen Moment und sah zu Busch herüber. Schließlich hob er das Funkgerät, presste es gegen seine Lippen und sagte mit sanfter Stimme: »Wie Sie das machen, ist egal. Sie müssen es nur tun!«
Hundertfünfzig Stundenkilometer. Der Fahrer des Rettungswagens gab Gas und versuchte sich abzusetzen. Michael blieb ihm auf den Fersen. Er war so dicht hinter dem Fahrzeug, dass er am Auspuffrohr einen kleinen Rostflecken erkennen konnte. Im Zickzackkurs fuhr der Rettungswagen um die Fahrzeuge herum, die es versäumten anzuhalten. Michael blieb trotz dieser riskanten Fahrweise an dem Rettungswagen dran. Michael musste ihn irgendwie in eine der Seitenstraßen bekommen, wenn er eine Chance haben wollte, ihn einzuholen.
Michael trat das Gaspedal des ZIL durch, und mit einem tiefen Grollen schalteten die acht Zylinder in den Overdrive. Er fuhr auf der linken Seite neben den Rettungswagen und zog mit ihm auf eine Höhe. Er schaute nach vorn: Hundert Meter vor ihnen ging eine Seitenstraße ab. Michael begann, den Rettungswagen zu überholen. Er wartete, um im richtigen Moment loszuschlagen. Die Seitenstraße war noch fünfzig Meter weg, kam schnell näher. Ganz plötzlich riss Michael das Steuer nach rechts, streifte den Rettungswagen und zwang ihn damit in die Kurve. Die Bremsen des Rettungswagens blockierten, und das Fahrzeug tat genau, was Michael geplant hatte. Die Räder drehten durch, und in einem Neunzig-Grad-Winkel schoss der Wagen in die Seitenstraße, die senkrecht zur Hauptdurchgangsstraße verlief.
Die Seitenstraßen waren eng und schmal. Jetzt war der Rettungswagen auf der Flucht. Er missachtete Verkehrsregeln und kannte kein Pardon mit Fußgängern. Seine warnende Sirene heulte jeden an, der seinen Weg kreuzte. Michael hielt sich eine knappe Wagenlänge hinter ihm. Vielleicht gelang es ihm tatsächlich, den Rettungswagen anzuhalten; nur hatte er keine Vorstellung, mit wie vielen Schlägern er es dann aufnehmen musste, und seine einzige Waffe war das Messer, das immer noch an seiner Wade klemmte, da er bewusst darauf verzichtet hatte, Schusswaffen mitzunehmen.
Wieder fuhr Michael neben den Rettungswagen, zog mit ihm auf eine Höhe. Diesmal hatte er nicht die Absicht, ihn nach links oder rechts zu dirigieren. Er musste ihn irgendwie zum Anhalten bringen, egal wie.
Michael riss das Lenkrad scharf nach rechts und rammte seinen vorderen Kotflügel in die linke Hinterseite des Rettungswagens. Der schlingerte nach rechts, und der Fahrer kämpfte mit aller Macht, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen, doch war es zu spät, und der Rettungswagen drehte sich zur Seite und schlitterte im rechten Winkel die Straße hinunter. Dann tat der Fahrer zu viel des Guten, steuerte den Wagen zurück nach links, machte dabei fast eine ganze Drehung. Bevor er den Fehler korrigieren konnte, rammte Michael ihn erneut. Das große Fahrzeug geriet ins Schleudern und krachte frontal in die Seitenwand eines alten Gebäudes. Michael trat mit voller Wucht in die Bremse und kam mit quietschenden Reifen neben dem Rettungswagen zum Stehen. Von Busch und Fetisow fehlte jede Spur. Er versuchte, sie über Funk zu erreichen, bekam aber keine Antwort. Er konnte nicht warten. Er wusste nicht, ob Genevieve bei dem Unfall verletzt worden war. Doch egal, in welchem Zustand sie sich befand – er würde sie sich jetzt schnappen und mit ihr von hier verschwinden müssen, bevor die Polizei kam. Er sprang aus dem Wagen und öffnete die Hintertür des ZIL, die dem Rettungswagen am nächsten war.
Michael packte die beiden Griffe der Hecktüren des Rettungswagens und riss die Türen auf. Im vorderen Teil hing der Fahrer vornübergebeugt über dem Lenkrad und schnappte nach Luft. Mit zitternder Hand wischte er sich das
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