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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Blut von der Stirn; dann verlor er das Bewusstsein. Die Trage befand sich im hinteren Teil des Rettungswagens und war festgeschnallt. Michael schaute auf die medizinischen Instrumente, die im ganzen Fahrzeug verstreut lagen, weil sie bei dem Aufprall aus ihren Halterungen gerissen worden waren. Skalpelle und Spritzbestecke lagen auf dem Boden; die Türen des Metallschränkchens standen offen, und Mull und Gaze hingen heraus. In der Ecke fauchte ein Sauerstoffgerät, weil das Ventil eingerissen und verbogen war.
    Und dann wurde Michael von nackter Panik erfasst, und seine Gedanken begannen zu rasen.
    Die Trage war leer. Genevieve war nicht da.
    Fetisow und Busch kamen nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Der Motor des Militärjeeps war so schlecht eingestellt, dass das Fahrzeug heftig vibrierte. Die Sirenen kamen stetig näher und dröhnten lauter als Buschs Gedanken. Er schaute zu Fetisow hinüber, der sich immer noch angestrengt auf den Verkehr konzentrierte. Busch fragte sich, was man einem Mann bieten musste, um ihn dazu zu bringen, sein Land zu verraten. Generäle waren in die höchsten militärischen Ränge aufgestiegen; sie waren Berufssoldaten, die ihre gesamte Existenz dem Vaterland geweiht hatten. Trotzdem saß er jetzt neben einem Mann, der vermutlich den größten Teil seines Lebens – sowohl während des Kalten Krieges als auch danach – Mütterchen Russland gedient hatte, seine Loyalität aber an den Meistbietenden verkauft zu haben schien.
    Jetzt, da es sich so anhörte, als wäre ihnen die gesamte russische Armee auf den Fersen, zeigte Fetisow keinerlei Furcht, eigentlich überhaupt keine Gefühlsregung. Ihm war nicht einmal ein Anflug von Panik anzumerken, denn er trommelte weder nervös mit den Fingern oder rutschte auf seinem Sitz herum, noch überprüfte er seine Waffe, was alles instinktive Reaktionen auf Gefahr gewesen wären, doch Fetisow zeigte keine einzige davon. Ein Leben lang Befehle befolgt zu haben, hatte ihn zu einem Profi gemacht, der jede Situation meisterte.
    Wieder schaute Busch hinter sich auf die Brücke. Das Sirenengeheul war inzwischen ohrenbetäubend, obwohl sonst nichts darauf hindeutete, dass der Konvoi anrückte, denn es sammelten sich nirgendwo schaulustige Gaffer, und es vollführten auch keine Autos halsbrecherische Manöver, um den Weg freizumachen. Dann wurden die Sirenen plötzlich leiser. Die Polizei und das Militär mussten auf einer der Nebenstraßen unbemerkt an ihnen vorübergefahren sein.
    Und dann fügte sich auf einmal alles zu einem Bild zusammen. All die kleinen Puzzleteile. All seine Befürchtungen. Die Tatsache, dass Fetisow keine Angst hatte.
    Langsam hob Busch seine Pistole und richtete sie auf Fetisow. »Sie haben gar keine kranke Nichte, nicht wahr?«
    Fetisow starrte Busch an. Der Blick aus seinem guten Auge war plötzlich kalt wie Eis, nicht mehr heiter wie bisher. »Oh doch. Nur geht es mir völlig am Arsch vorbei, ob sie lebt oder stirbt.«
    »Für wen arbeiten Sie wirklich?«, fragte Busch.
    »Für die gleichen Leute, für die ich immer schon gearbeitet habe.« Fetisow konzentrierte sich wieder auf den Verkehr, ignorierte die gezückte Pistole.
    Busch spannte die Waffe. »Zivera hatte nie die Absicht, Michaels Vater freizulassen, stimmt’s?«
    »Haben Sie sich ernsthaft eingebildet, ein Mensch, der international im Rampenlicht steht, könnte sich erlauben, irgendwo lose Enden zurückzulassen?«
    »Genevieve ist nicht in dem Rettungswagen, habe ich recht?« Busch umklammerte seine Waffe nur noch fester. »Der Rettungswagen war nur ein Ablenkungsmanöver, um uns vom Kreml wegzulocken.«
    »Meine Männer sind vor zehn Minuten aus dem Hauptausgang raus. Sie schnallen sie im Moment im Flugzeug auf ihrem Sitz fest.«
    »Wozu brauchten Sie uns dann noch?«
    »Sie brauchen nicht enttäuscht zu sein. Sie waren nicht umsonst hier. Wir hatten keine Vorstellung, wo wir nach Iwans Liberia suchen sollten, aber wir hatten Michael, und der hatte die Karte und die Fähigkeiten. Und was Genevieve betrifft … na ja, wir dachten, wenn wir es Ihnen überlassen würden, sie zu retten, statt es selbst zu tun, hätten wir jemanden, dem wir alles in die Schuhe schieben könnten. Die Cowboy-Manieren der Amerikaner sorgen immer für gute Presse. Und einen guten russischen General würde keiner verdächtigen.« Fetisow schaltete in den zweiten Gang; der Verkehr bewegte sich quälend langsam voran. »Sie haben Ihren Zweck erfüllt. Wir haben, was wir wollten.«
    Das

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