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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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ganze Flotte russischer Militärlastwagen raste auf ihn zu, während er von hinten von Polizeiwagen eingekesselt wurde. Er wäre gerne davongerannt, wusste aber nicht, wohin er fliehen sollte.
    Seine Verfolger kamen zum Stehen und umzingelten ihn. Die aus den Wagen springenden Soldaten nahmen mit angelegten Gewehren ihre Positionen ein und verharrten feuerbereit. In der Ferne sammelte sich eine Menschenmenge. Michael konnte nur ahnen, was sie einander zuflüsterten über die alten Zeiten, und wie alltäglich Szenen wie diese damals gewesen waren. Aber das hier passierte hier und jetzt; dies hier war das neue Russland, in dem solche Dinge eigentlich nicht mehr geschehen sollten. Den Soldaten um ihn her – es schienen etwa fünfzig Mann zu sein – juckten die Finger am Abzug; sie warteten nur darauf, dass Michael eine falsche Bewegung machte. Aber da warteten sie vergebens. Mit erhobenen Händen stieg Michael aus dem Wagen.
    Kein einziges Wort wurde gesprochen, kein einziger Befehl erteilt. Michael stand da, die Hände erhoben. Die Soldaten warteten auf jemanden, der hier das Sagen hatte. Auf denjenigen, der diese Festnahme inszeniert hatte.
    Dann sah Michael ihn. Der Mann schritt geradewegs auf ihn zu. Sein schwarzes Haar war silbergrau meliert, und die Sehnen an seinem muskulösen Hals traten deutlich hervor. In jeder Hand hielt er eine große Pistole; die Tätowierungen an seinen Unterarmen glänzten in der Morgensonne. Er kam näher, ohne ein Wort zu sagen. Die Soldaten traten ehrfürchtig zur Seite und machten ihm Platz, während er geradewegs auf Michael zuging und dicht vor ihm stehen blieb. Michael hatte nie zuvor einen solchen Hass im Gesicht eines Menschen gesehen.
    »Mein Name ist Raechen.« Der Mann hatte nur einen leichten russischen Akzent. »Vergessen Sie ihn nicht, damit Sie antworten können, wenn Gott fragt, wer Sie geschickt hat.« Raechen hob den rechten Arm und schlug Michael mit solcher Wucht gegen die Schläfe, dass er das Bewusstsein verlor.

44.
    S tephen Kelley stand in der Duschkabine aus Marmor, ließ sich das heiße Wasser über den Rücken perlen und wünschte sich, es hätte ihm die letzten paar Tage vom Körper waschen können. Er wurde verwöhnt wie ein VIP in einem Luxushotel. Erlesene Mahlzeiten, aktuelle Tageszeitungen, Zugriff auf einen voll ausgestatteten Fitnessraum, einen Swimmingpool und einen Billardtisch in der Bibliothek.
    An seinem ersten Tag in diesem Schloss war er wütend gewesen, entrüstet über seine Kidnapper und das Dilemma, in dem er steckte. Die meiste Zeit hatte er damit zugebracht, vom Balkon seines Schlafzimmers auf die endlose Weite des Meeres zu starren und auf die große Jacht, die etwa anderthalb Kilometer vor der Küste einsam vor Anker lag. Und die Schuld für seine Situation wies er nur einem einzigen Menschen zu.
    Von dem Augenblick an, da er erfahren hatte, dass Michael ein Dieb war, hatte er sich zutiefst geschämt. Wie konnte sich sein eigen Fleisch und Blut zu derartiger Gesetzlosigkeit hinreißen lassen? Wie war es möglich, dass er zwei so grundverschiedene Söhne hatte? An dem Tag, an dem man Michael verhaftete, schwor Stephen sich, ihn zu vergessen, ihn abzuschreiben als einen Fehler und ihn aus seinem Herzen zu verbannen.
    Selbst nach Peters Tod hatte Stephen seine Meinung nicht geändert. Obwohl Michael sein einziger noch lebender Blutsverwandter war, war er nicht bereit, Kompromisse zu machen. Dabei wusste er tief in seinem Inneren, dass er Michael nur ablehnte, weil es ihm auf bequeme Weise ermöglichte, seine Schuldgefühle zu verdrängen und seinem Schicksal zu entgehen, in die Augen des Sohnes schauen zu müssen, den er weggegeben hatte. Allein aus diesem Grund hatte er die Fotos nie von den Wänden des Panikraums genommen; wenn er die Fotos abgenommen hätte, wäre das so gewesen, als hätte er Michael ein zweites Mal im Stich gelassen, und es hätte die Zurückweisung greifbar gemacht, und dieses Mal für immer.
    Am zweiten Tag seiner Gefangenschaft ließ Stephen sich sein eigenes Leben durch den Kopf gehen, seine Triumphe und Niederlagen, sowohl auf privater als auch auf beruflicher Ebene. Er hatte sein Leben lang nach etwas gestrebt – nach Erfolg, nach Geld, nach Möglichkeiten, fit zu bleiben. Er hatte niemals eine Pause eingelegt, um den Moment zu genießen, hatte niemals innegehalten, um dankbar zu sein für das, was er hatte. Er hatte immer nur nach vorn geschaut; die Gegenwart hatte er verpasst. Und dann verlor er seinen Sohn

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