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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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nicht mehr gab.
    Aber wie es sich darstellte, war das ein Irrtum. Als Michael sich umschaute und die Foltergeräte in Augenschein nahm, dachte er an die vielen Männer und Frauen, die den abscheulichen Gewalttaten zum Opfer gefallen waren, die hier verübt worden waren, viele als puren Zeitvertreib für jenen Mann, der diesen Raum hatte errichten lassen. Die Folterkammer Iwans des Schrecklichen hatte mythischen Status erlangt, doch was Michael hier nun mit eigenen Augen sah, war kein Märchen.
    In seinem Schädel pochte es – nicht nur von Raechens Schlag, auch von den Gedanken an den Verrat, die ihm durch den Kopf schossen: Er musste sich eingestehen, dass er die Warnzeichen zu spät gesehen hatte, dass er Fetisows Vertrauenswürdigkeit von Anfang an hätte in Frage stellen müssen. Er ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was geschehen war, und erkannte, dass Fetisow derjenige sein musste, der Genevieve in seiner Gewalt hatte. Fetisow hatte Lexie in die Zisterne geschickt, damit er ihnen zuvorkam und die goldene Schatulle holte. Fetisow hatte behauptet zu wissen, wohin der Rettungswagen fuhr. Fetisow hatte Michael gesagt, wie er fahren sollte. Und er hatte gewusst, dass der Rettungswagen leer und bloß ein Ablenkungsmanöver war.
    Gott allein wusste, wo Genevieve war, und ob sie überhaupt noch lebte.
    Dann radierte ein Gedanke alle anderen aus: Susan. Da sie ihn, Michael, geschnappt hatten, waren sie jetzt vielleicht hinter ihr her. Michael hatte keinen Zweifel, dass jemand, der ihnen Genevieve abgejagt hatte, auch Jagd auf die Schatulle machen würde.
    Was konnte in etwas so Kleinem verborgen sein, dass es wert war, dafür zu töten?
    Michael konnte nur hoffen, dass Susan es irgendwie schaffte, aus Moskau herauszukommen. Die Angst brachte Michael beinahe um. Susan war in größter Gefahr. Er musste hier raus, war sich aber im Klaren darüber, dass seine Chancen minimal waren.
    Er hörte Schritte auf dem Gang, die sich näherten – die Schritte einer einzelnen Person. Mit steifem, schmerzendem Nacken setzte er sich auf der Pritsche auf, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und durch sein braunes Haar, als könne ihm das irgendwie einen klaren Kopf und damit die Chance verschaffen, eine Lösung zu finden. Aber ihm fiel nichts ein.
    Es klapperte im Schloss der Zellentür, und quietschend öffnete sie sich. Im Rahmen stand der Mann, der ihn niedergeschlagen hatte: Ilja Raechen.
    »Ist Ihnen bewusst, dass Sie meinen Sohn getötet haben?«, fragte der großgewachsene Russe, als er den Raum betrat.
    Michael sah ihn an, wie er dastand im schwachen Licht der trüben Glühbirne. In seinem Blick lagen Schmerz und Zorn. Michael wusste, wie gefährlich diese Kombination war: Sie machte einen Menschen mitleidlos. Michael hatte diese Gefühle selbst erlebt, als seine Frau Mary erkrankt war. Er hatte vor nichts zurückgeschreckt, um sie zu retten.
    »Ich verstehe nicht …«, murmelte Michael und erhob sich.
    »Er ist sechs Jahre alt und liegt im Sterben. Sie haben seine letzte Hoffnung gestohlen – die einzige Chance, die er noch hatte.«
    Verwirrt sah Michael den Russen an.
    »Die Ärzte, die Sie und Ihre Leute so kaltblütig ermordet haben, waren die Einzigen, die ihn noch hätten retten können. Er ist das Glück meines Lebens, das einzig Gute, was ich auf dieser Welt habe, und Sie haben ihm seine letzte Chance genommen, seine und meine letzte Hoffnung!«
    Das Leid in Raechens Gesicht wurde nahezu unerträglich. Michael konnte plötzlich die Leidenschaft spüren, die diesen Mann antrieb; es war die gleiche Leidenschaft, die ihn selbst getrieben hatte, Mary zu retten.
    »Es tut mir leid. Es war nie meine Absicht, Ihrem Sohn etwas anzutun.«
    Raechen packte Michaels Kehle. »Als Sie die Ärzte getötet haben, haben Sie zugleich meinen Sohn getötet!«
    »Wir haben niemanden getötet«, keuchte Michael.
    Raechen schlug ihm die Faust ins Gesicht und schleuderte ihn zurück auf die Pritsche. Michael wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich zu wehren: Es hätte seinen Tod nur beschleunigt.
    Raechen sah sich in der Zelle um. »Diese Kammer könnte Geschichten über Todeskämpfe erzählen, dass Ihnen das Blut in den Adern gefrieren würde. Ich hatte daran gedacht, einige von Iwans Geräten bei Ihnen anzuwenden, aber leider reicht die Zeit nicht, und meine Methode ist wesentlich besser als diese fünfhundert Jahre alten Maschinen.«
    Der Russe packte Michaels Arm und zerrte ihn aus der Zelle in einen langen Gang. Der

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