Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
Kelley zu finden und zu befreien, wie Michael selbst. Normalerweise lief Busch in solchen Situationen zu Höchstform auf: Es war eine Gabe, die er in seinen langen Jahren als Detective perfektioniert hatte. Busch liebte Verfolgungsjagden. Doch jetzt war leider er selbst derjenige, der gejagt wurde – in einer fremden Stadt, in der eine ihm fremde Sprache gesprochen wurde.
    Busch war aus dem russischen Militärjeep gesprungen, während Fetisow, der nur knapp dem Tod entronnen war, nach Luft schnappte. Busch rechnete damit, dass Fetisow ihm in den Rücken schießen würde, aber das geschah nicht. Busch versuchte festzustellen, aus welcher Richtung das Sirenengeheul kam, und entdeckte den Konvoi nur zwei Blocks hinter der Stelle, an der sie im Verkehrsstau gesteckt hatten. Der Rettungswagen war von allen Seiten umschlossen.
    Busch beobachtete, wie Scharen von Soldaten die Schaulustigen zurückdrängten und zugleich ihre Beute in Schach hielten: Michael wurde von mindestens fünfzig Soldaten umringt, die zehn Schritte Abstand von ihm hielten. Sie alle standen in Wartehaltung. Keiner rührte sich. Dann stob die Gruppe auseinander, um einem einzelnen Mann Platz zu machen, der sich Michael näherte. Busch wusste sofort, wer dieser Mann war. Er hatte ihn aus nächster Nähe gesehen. Obwohl sie einander nicht vorgestellt worden waren, würden sie sich jederzeit auf den ersten Blick wiedererkennen. Sie hatten weniger als drei Meter voneinander entfernt gestanden, von Angesicht zu Angesicht. Der Mann hatte einen athletischen Körperbau und von silbergrauen Strähnen durchzogenes Haar. Seine Ärmel waren aufgerollt; er trug zwei große Pistolen in den Händen, und seine Arme waren tätowiert. Er war der Mann, der wie ein Arzt gekleidet gewesen war. Der Mann mit der Gasmaske, der sich seinen Weg durch das schusssichere Glas geschossen hatte, heraus aus dem verrauchten Zuschauerraum. Busch hatte nicht den geringsten Zweifel: Der Russe würde Michael töten.
    Busch stand da und versuchte, sich unter die Schaulustigen zu mischen. Sein Herz raste vor Angst um Michael. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, mit ansehen zu müssen, wie er hingerichtet wurde, blieb aber trotzdem wie angewurzelt stehen. Er konnte nicht hören, was geredet wurde, und als er sah, wie der Mann den Arm hob, um zuzuschlagen, hätte er beinahe laut aufgeschrien. Busch war überzeugt, dass Michael jetzt sterben würde, und so stieß er einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als der Mann ihn lediglich bewusstlos schlug. Sie luden Michael in einen der Militärlaster und fuhren weg. Busch fragte sich, wohin sie Michael bringen würden. Ihm fiel nur ein einziger Ort ein: der Kreml.
    Busch blieb in der Menschenmenge stehen, bis diese sich zerstreute. Er war allein und auf sich selbst gestellt, während sein bester Freund Gefahr lief, hinter den geheimnisvollen Mauern des russischen Regierungssitzes getötet zu werden. Buschs Gedanken rasten. Er musste Michaels Vater retten, Genevieve finden und sich davon überzeugen, dass die Schatulle in Sicherheit war.
    Aber das war plötzlich zweitrangig. Jetzt ging es nur noch um die eine, nahezu unmöglich zu lösende Aufgabe, die vor ihm lag. Er musste zurück in den Kreml, um Michael zu retten.
    Busch wusste nicht, wie er das anstellen sollte, aber er würde schon einen Weg finden.

46.
    A ls Michael zu sich kam, befand er sich in einem schwach erleuchteten Raum. Unter der Decke hing eine einsame, trübe Glühbirne. Er lag auf einer ungefederten Pritsche. Die dünne Matratze verströmte den Gestank von Tod und Urin. Der Raum war mindestens achtzig Quadratmeter groß. Die Wände bestanden aus groben Steinblöcken. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine schmale Tür, in der sich ein kleines, vergittertes Fenster befand, hinter dem sich, wie Michael vermutete, ein Gang auftat, der zu ähnlichen Räumlichkeiten führte.
    Verrostete Eisenketten hingen von der Decke, als warteten sie auf einen neuen Gefangenen. Ein Holzkreuz, dessen dicke Balken in der Mitte von einem schweren Seil zusammengehalten wurden, stand gegen die Wand gelehnt; die Seitenarme waren seit Jahrhunderten blutverschmiert und deshalb dunkler als der Rest. Eine große hölzerne Kopfpresse lag vor einem Stuhl; sie war verkrustet mit menschlichen Überresten.
    Michael wusste genau, wo er sich befand. Der Ort war auf Genevieves Karte markiert gewesen, doch hatte er keinen Grund gehabt, danach zu suchen. Die Welt war überzeugt, dass es diesen Ort längst

Weitere Kostenlose Bücher