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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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»Wir müssen irgendwohin, wo wir sicher sind. Ich schlage vor, wir verschwinden aus dem offenen Gelände hier.«
    Alle starrten Michael an; keinem war dieser Mann vertraut. »Meine Frau hat gesagt, dass der Kongresspalast immer noch geöffnet ist«, sagte er. »Da drinnen könnten wir warten, bis das hier vorbei ist.«
    Alle blickten ihn an, als wäre er verrückt.
    »Wie Sie wollen«, meinte Michael, drehte sich um und machte sich auf den Weg.
    Die Leute in der Gruppe blickten von einem zum anderen und suchten nach einem Anführer, der ihnen eine Lösung bot, aber niemand zeigte sich der Situation gewachsen. Michael ging weiter. Dann, als hätten plötzlich alle den gleichen Befehl erhalten, folgten die Leute ihm. Es waren zwanzig Personen; die Engländer und die Amerikaner. Michael schaute nach hinten, sah, wie sie näher kamen, und verlangsamte seine Schritte. Im nächsten Moment war er Teil der Gruppe geworden, die sich auf den Kongresspalast zubewegte. Er war noch zweihundert Meter entfernt und lag genau gegenüber vom Arsenal.
    Die Wachen waren inzwischen wie im Rausch. Einige rannten auf die Stelle zu, an der schwarzer Rauch aufstieg, während andere die Geistesgegenwart besaßen, weiterhin nach dem einen dunkelhaarigen Mann zu suchen.
    Michaels Gruppe lief im Gleichschritt an der Militärschule für Kommandeure der Roten Armee vorüber, passierte das Senatsgebäude und überquerte einen großen Platz. Keiner von ihnen sagte ein Wort, doch die Angst in ihren Augen sprach Bände. Michael blickte starr nach von und spielte die Rolle des Anführers einer Gruppe, die nicht ahnte, dass sie in Wahrheit nur zu seinem Schutz diente. Der Rauch stieg weiterhin über der östlichen Mauer auf, irgendwo in der Nähe des Erlöser-Turms. Busch musste hier irgendwo sein, doch als Michael sich umschaute, sah er kein bekanntes Gesicht.
    Und plötzlich waren sie da, mitten auf dem Platz vor dem Senatsgebäude: die beiden Wachen aus dem Kongresspalast, die ihn hatten telefonieren sehen. Sie erinnerten sich und kamen geradewegs auf Michael zu.
    »Stopp!«, rief der Anführer der beiden.
    Michaels Gruppe blieb wie angewurzelt stehen.
    Beide Wachen hoben ihre Gewehre, um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen. »Stehen bleiben«, wiederholte der Wachmann.
    Die gesamte Gruppe war mit einem Mal wie gelähmt. Alle außer Michael. Sein Blick huschte über das Gelände, während er nach einem Ausweg suchte. Doch gab es keinen. Er durfte nicht riskieren, dass die Wachmänner das Feuer eröffneten; dann wurde mit Sicherheit einer der Touristen getroffen. Michael wandte sich an die Gruppe. »Bewegen Sie sich so weit weg von mir, wie Sie können.«
    Michael drehte sich wieder zu den Wachmännern, die jetzt noch etwa zwanzig Meter entfernt waren. Er hob die Hände auf halbe Höhe. Die beiden Wachen konzentrierten sich ganz auf ihn, während die Touristen auseinanderstoben, heraus aus dem Blickfeld der Wachen, wodurch sie Michael allein auf dem nunmehr leeren Senatsplatz zurückließen, auf dem die antiken gelben Gebäude schweigend auf ihn hinunterblickten, als wollten sie ihn wegen Missachtung zur Rechenschaft ziehen.
    Michael konnte es sich nicht erlauben, noch einmal geschnappt zu werden. Er hatte sein Glück aufgebraucht; noch einmal würde er nicht fliehen können. Dieses Mal würde sich nicht nur Raechen auf ihn stürzen, sondern die gesamte russische Regierung, weil er die Ärzte ermordet und historische Artefakte geplündert hatte. Außerdem hatte er im Kreml eine Bombe hochgehen lassen. Der Anführer der beiden Wachmänner zog ein Funkgerät hervor und sprach hinein. Michael begriff, dass ihm keine Zeit blieb, nachzudenken – er musste handeln.
    Und so rannte er los. Er rannte schneller als je zuvor.
    Eisige Schauer liefen ihm über den Rücken. Er war eine Zielscheibe und wartete im Grunde nur darauf, von einer Kugel niedergestreckt zu werden.
    Der Wachmann ließ sein Funkgerät fallen. Beide hoben ihre Gewehre und riefen Michael zu.
    Michael brauchte keinen Dolmetscher, um zu wissen, was sie sagten. Er rannte noch schneller.
    Die beiden Wachmänner sahen einander an. Sie mussten selbst entscheiden, wie sie weiter vorgehen sollten, denn sie hatten keine Verbindung zu ihren Befehlshabern. Beide legten die Finger auf die Abzüge ihrer Kalaschnikows und zielten, hatten Michael genau im Fadenkreuz.
    Michael quälte seine Beine über den Punkt hinaus, an dem die Muskeln zu brennen begannen. Seine Lungen standen kurz vor dem Bersten.

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