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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Das Arsenal war jetzt nur noch zwanzig Meter entfernt. Er konnte es gerade so eben schaffen.
    Und dann fielen zwei Schüsse kurz hintereinander. Ihr Echo wetterte zwischen den Gebäuden. Michael zuckte zusammen und taumelte, fiel aber nicht hin. Abrupt blieb er stehen. Er ließ den Blick über seinen Körper huschen, glitt mit den Händen darüber und suchte nach Blut, doch nirgends waren Wunden zu finden. Als Michael sich umdrehte, sah er die Leichen der beiden russischen Wachmänner, die auf dem Platz lagen. Neben ihnen lagen ihre Gewehre, aus denen nicht gefeuert worden war. Michael versuchte zu ergründen, woher die Schüsse gekommen waren, konnte aber nichts entdecken.
    Er verdrängte, was geschehen war, und drehte sich wieder zum Senatsplatz um.
    Und da stand er mit seinen eins neunzig Körpergröße. Seine Waffen hatte er bereits wieder verstaut. Sein Gesicht war hinter einem dichten schwarzen Bart verborgen, der ansatzlos in sein dunkles Haar überging. Er sah beinahe wie ein Penner aus. Er hatte sein Haar wachsen lassen, seit Michael ihn vier Monate zuvor zum letzten Mal gesehen hatte; jetzt fiel es ihm bis weit über den Kragen. Doch wenn er seine Frisur auch vernachlässigt hatte, für seine körperliche Verfassung galt das nicht. Er war athletisch und durchtrainiert. Simon hatte darauf verzichtet, seinen Priesterkragen anzulegen, und sich für eine dunkle Hose und ein dunkelblaues Sweatshirt entschieden, auf dem »Oxford University« zu lesen war.
    »Schickes Outfit«, sagte Michael, als er an Simons Seite mit forschen Schritten auf die Haupttore zulief.
    »Ich sehe aus wie ein Student, findest du nicht?«, erwiderte Simon mit seinem italienischen Akzent. Er reichte Michael eine Baseballkappe. »Setz das auf.«
    »Bist du fürs College nicht fünfundzwanzig Jahre zu alt?«, fragte Michael, setzte sich die Kappe auf und steckte sich das Haar hinter die Ohren. »Nicht schlecht, das mit der Rauchbombe.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, gehörten Ablenkungsmanöver immer zu deinen besten Tricks. Entschuldige, dass ich spät dran bin.«
    Sie liefen um die Ecke und wurden von einer Meute panischer, verängstigter Touristen empfangen, die einander schubsten und drückten bei dem vergeblichen Versuch, vor der unbekannten Gefahr zu flüchten.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte Michael.
    »Erst ein paar Stunden. Ich wusste, dass du irgendwann auftauchst.«
    »Wie du aussiehst, hast du Glück, dass sie dich nicht verhaftet haben.«
    Simon rieb sich den Bart. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Auf diese Weise lebe ich mich aus.«
    Michael lächelte, während sie sich einen Weg in die Menschenmenge bahnten.
    Simon ließ die Hände unten und hielt Michael heimlich eine Pistole hin. »Waffe?«
    »Du weißt doch, dass ich diese Dinger hasse«, erwiderte Michael und winkte ab.
    »Eine Anti-Waffen-Einstellung kann sich nur erlauben, wer den Luxus hat, sich nicht in einer lebensbedrohlichen Lage zu befinden.«
    Michael hob eine Ecke seines Hemdes und zeigte seine Pistolen.
    »Vielleicht solltest du in Erwägung ziehen, sie beim nächsten Mal zu benutzen«, sagte Simon. Dann bewegten sie sich weiter hinein in die Menschenmenge und verschmolzen mit ihr. »Von allen Orten, an denen es etwas zu stehlen gibt, hast du dir ausgerechnet den hier ausgesucht, Michael?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich bin erstaunt, dass du dich nicht für das Weiße Haus entschieden hast.«
    Obwohl Monate vergangen waren, seit sie einander das letzte Mal gesehen hatten, hätte Michael zu keinem Zeitpunkt glücklicher sein können, Simon wiederzusehen.
    In der allgemeinen Verwirrung versuchten die Touristen, die den Platz bevölkerten, aus dem Hauptausgang über die Dreifaltigkeitsbrücke zu entkommen. Wachen und Verwaltungsangestellte des Kremls riefen in den verschiedensten Sprachen durcheinander, einigten sich dann aber darauf, dass jeder durchsucht werden müsse und das Ganze einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Doch gingen ihre Worte unter in dem Rufen und Schreien verstörter Touristen.
    Michael und Simon arbeiteten sich voran und hielten sich dabei an der Seite der Menge, die inzwischen auf mehrere hundert Menschen angewachsen war, sich aber glücklicherweise auf der rechten Seite staute, neben dem Torbogen, der ins Arsenal führte. Dort standen drei uniformierte Soldaten, die mit gezogenen Waffen den Eingang bewachten – eine Warnung für jeden, der etwas Dummes vorhatte.
    »Irgendeine Idee?«, fragte Michael und

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