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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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beugte sich dabei zu Simon hinüber, damit der ihn trotz des Geschreis der panischen Touristen verstehen konnte. Simon nickte und lief mitten hinein in die wogende Menschenmenge. Michael heftete sich an seine Fersen. Die Leute drückten und schubsten; das Stimmengewirr wurde immer ungeduldiger und nervöser, als würde den Leuten jeden Moment etwas Schreckliches zustoßen. Alle Blicke waren auf den Ausgang gerichtet, auf die Wachmänner am Haupttor, die jeden zur Seite zogen, die Gesichter studierten und die Leute abtasteten, ohne sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.
    Niemand sah, wie Simon seine Pistole zog. Zu sehr waren alle damit beschäftigt, zu drücken und zu schubsen, um den beengenden Mauern des Kremls zu entrinnen. Simon hielt die Pistole so, dass niemand sie sehen konnte, und entsicherte sie. Langsam drehte er den Kopf von einer Seite zur anderen, schaute auf die Wachen, die versuchten, die aufgebrachten Touristen unter Kontrolle zu halten und die gleichzeitig in der Menschenmenge nach jemandem suchten. Ohne zu zögern, feuerte Simon drei Schüsse in den Boden. Die Detonationen sorgten ein paar Sekunden lang für Stille – eine bedrohliche Stille, als würde die Menschenmenge immer näher zusammenrücken.
    Und dann brach Panik aus.
    Die Massen strömten auseinander, zerstreuten sich in sämtliche Richtungen, bewegten sich immer weiter nach außen wie Wasserringe auf einem See, in den ein Stein geworfen worden war. Die Menschen schrien und kreischten vor Furcht, und ihr Selbsterhaltungstrieb gewann die Oberhand. Simon und Michael wurden von einer dreißigköpfigen Gruppe mitgerissen. Wie eine Dampfwalze rollten sie auf den Torbogen des Arsenals zu, um sich dort in Sicherheit zu bringen, kämpften sich durch die fassungslosen Wachen, die nicht wussten, was sie gegen den in Panik geratenen Mob ausrichten sollten.
    Es herrschte totale Verwirrung, als die dreißig Mann starke Gruppe keuchend den Tunnel aus Backstein erreichte, sich dort auf den Boden warf. Manche weinten vor Todesangst. In dem Chaos fiel niemandem auf, wie eine Seitentür mit einem Brecheisen aufgestemmt wurde und wie Michael und Simon hinter dieser Tür verschwanden.
    Sie standen in einem kleinen Vorraum des Arsenals, der so dicke Wände hatte, dass der Lärm von draußen schlagartig verstummte. Sie spähten in eine große, menschenleere Halle, die sich wie ein endlos langer Korridor so weit erstreckte, wie das Auge reichte. Die Decke war gut zehn Meter hoch; die Wände bestanden aus glänzendem Marmor. Der Saal war wie ausgestorben; das gesamte Personal schien nach draußen beordert worden zu sein. Den langen Korridor zierten Statuen und Kunstwerke, die Darstellungen der größten Siege Russlands über fremdländische Eindringlinge zeigten. Es war eine gewaltige Zurschaustellung militärischer Macht, die nur hochrangige Politiker und sonstige VIPs zu Gesicht bekamen.
    Michael und Simon waren keine zwei Schritte durch den Korridor gegangen, als von draußen plötzlich wild geschossen wurde. Aus jeder Ecke prasselten die Kugeln, ließen die Fensterscheiben bersten und schlugen ins Mauerwerk. Kopfüber sprangen Michael und Simon hinter zwei schwere Holztüren. Sie waren fünfzehn Zentimeter dick und für den Moment besser als schusssichere Westen.
    Draußen hatten die Wachen Stellung bezogen, flankierten den Eingang, standen vor dem Torbogen und sogar auf dem Dach des Kongresspalasts auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Die Wachmänner hatten nicht die Absicht, jemanden gefangen zu nehmen. Jeder von ihnen roch Blut und wollte eine Belobigung einstreichen, die Bösewichte getötet zu haben.
    Gewehrsalven krachten. Zwei der Wachen versuchten die Eingangstür zu stürmen und bekamen dazu Feuerschutz. Simon lag unmittelbar hinter dem Türrahmen auf dem Marmorboden, flach auf dem Bauch. Er hatte nicht die Absicht, den Wachen vor der Tür die Möglichkeit zu geben, sich ihnen auch nur ansatzweise zu nähern. Mit zwei Schüssen machte er dem Spuk ein Ende.
    Der Fahrstuhl befand sich auf der anderen Seite der Halle, genau gegenüber von der Stelle, an der sie lagen. Vereinzelte Kugeln prasselten immer wieder durch Löcher in der Tür, sodass Querschläger von den Marmorwänden prallten. Gesteins- und Metallsplitter flogen Michael und Simon um die Ohren.
    »Du musst den Aufzug holen«, brüllte Simon gegen die Knallerei an.
    »Ja. Ich weiß nur nicht, wie.«
    Simon antwortete nicht. Er zielte und schrie: »Los!«
    Auf dem Bauch

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