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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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müssen als ein normaler Mensch im seinem ganzen Leben. Ich habe jede wache Minute damit zugebracht, überall auf der Welt nach Heilung für ihn zu suchen. Sie haben keine Vorstellung, was es bedeutet, mit ansehen zu müssen, wie ein Mensch, den man liebt, stirbt. Sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, von der eigenen Machtlosigkeit überwältigt zu werden.«
    Obwohl Michael diesen Schmerz sehr wohl kannte und den Russen nur zu gut verstand, sagte er nichts.
    »Die allmächtige Regierung und ihre brillanten Ärzte haben mir Hoffnung für meinen Sohn gemacht. Entführe Julian Ziveras Mutter, haben sie gesagt, und bring sie zu uns, dann retten wir deinen Sohn.« Er hielt inne. »Sie haben vor meinen Augen mit dem Leben meines Sohnes gewinkt. Russland interessiert mich einen Dreck, Amerika interessiert mich einen Dreck, und das Gleiche gilt für jedes andere Land. Das Einzige, was für mich zählte, war mein Junge, und dass es ihm wieder besser ging. Ich habe versagt.«
    »Haben Sie wirklich geglaubt, diese Leute könnten ihn heilen?«
    Raechen blickte Michael fest in die Augen. »Im Angesicht des Todes klammern wir uns an jede Hoffnung, und wenn sie noch so klein ist.«
    Michael wusste, wie wahr diese Worte waren. Als er hinunterblickte auf den Mann, sah er sich selbst. Er verstand Raechen wahrscheinlich besser als jeder andere. Als Mary krank gewesen war, hatte er vor nichts Halt gemacht, um sie zu retten – und genau das tat auch der Mann, der vor ihm lag. »Wie heißt Ihr Sohn?«
    »Sergei.«
    Sofort bereute Michael, diese Frage gestellt zu haben, denn die Antwort verlieh Raechen menschlichere Züge. Wir empfinden Verbrecher normalerweise nicht als Mitmenschen, und doch sind sie es. Sie alle sind Kinder von jemandem, Eltern von jemandem, und die Menschen, von denen sie geliebt werden, sehen sie mit ganz anderen Augen. Deshalb tat es Michael jetzt weh, auf Raechen hinunterzublicken, denn plötzlich sah er in ihm nicht mehr den Mann, der ihn gefoltert und auch nicht davor zurückgeschreckt hätte, ihn zu töten. Jetzt sah er einen Vater, der versuchte, sein Kind zu retten.
    Die russischen Ärzte hatten Raechen an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. So loyal man dem eigenen Land gegenüber auch sein mochte – die Liebe ist stärker. Wir lassen nichts unversucht; wir geben nichts und niemandem einen höheren Stellenwert, wenn es um die Menschen geht, die wir lieben. Die Ärzte und Julian Zivera trieben ein teuflisches Spiel, indem sie die Gefühle anderer Menschen manipulierten, um ihre eigene Gier zu stillen.
    Raechens Sohn hatte zu keinem Zeitpunkt eine Chance gehabt.
    »Mein Vater heißt Stephen«, sagte Michael. »Ich habe ihn erst vor wenigen Tagen kennengelernt. Jetzt wird er gefangen gehalten und hat keine Ahnung, dass seine Entführer ihn auch dann töten werden, wenn ich Ziveras Mutter rette.«
    »Da war aber noch mehr, nicht wahr?«, entgegnete Raechen. »Da war außer ihr noch etwas, das Sie liefern sollten, habe ich recht? Deshalb haben sie jetzt die junge Frau entführt.«
    Michaels Gedanken eilten zurück zu Susan. Nicht nur, dass sein Vater und Genevieve in tödlicher Gefahr waren – das galt auch für Susan. Er hielt drei Menschenleben in Händen.
    »Was hat sie, was diese Leute wollen? Was haben Sie gestohlen?«, fragte Raechen.
    Michael schwieg. Er hatte diesem Mann schon mehr als genug Informationen gegeben.
    Raechens Gesicht wurde weicher. »Eines muss ich Ihnen sagen. Vor zwanzig Jahren hätte ich Sie mit dem Kopf nach unten aufgehängt, langsam Löcher in Ihren Körper gebohrt und dabei zugeschaut, wie das Blut aus Ihren Wunden tropft, bis ich endlich meine Antworten bekommen hätte. So war das nun mal im alten Russland, und wenn ich ehrlich bin, interessiert es mich überhaupt nicht, wonach Sie sonst noch gesucht haben. Mein Sohn ist tot. Noch nicht im eigentlichen Sinne des Wortes, aber seine letzte Hoffnung ist dahin.«
    »Wir wurden beide ausgenutzt. Andere Leute haben unsere Gefühle zu ihrem Vorteil ausgebeutet und unseren Willen gebeugt. Diese Ärzte … es tut mir leid, dass sie tot sind, aber sie hätten Sie am Ende ebenso verraten, wie Julian Zivera und Nikolai Fetisow mich verraten haben. Es ist schrecklich, einem Menschen falsche Hoffnungen zu machen.« Es machte Michael schrecklich wütend, dass es Leute gab, die meinten, der Rest der Welt existiere ausschließlich zu dem Zweck, ihnen zu helfen, die eigenen Sehnsüchte zu stillen. Zu oft manipulierten die Mächtigen die

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