Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
aber glaube ich nicht, dass Sie kaltblütig genug sind, mit Susan genauso zu verfahren.« Julian verstummte, ließ seine Worte wirken. »Vergessen Sie es nicht, Michael, kommen Sie allein.«
»Ich glaube nicht, dass ich es innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis zu Ihnen schaffe«, erwiderte Michael, um Zeit zu schinden.
»Obwohl Sie ein so findiges Kerlchen sind? Aber wahrscheinlich haben Sie recht. Wissen Sie was? Vergessen Sie die vierundzwanzig Stunden, ich gebe Ihnen acht. Bis zu mir ist es ja nicht weit von dem Flughafen, auf dem Sie sich befinden.«
Zivera beendete das Telefongespräch. Das Klicken schallte durch den Jet.
Michael ging über das Rollfeld des abgelegenen korsischen Flugplatzes, begleitet von Busch und Simon. In der Ferne schimmerte das Mittelmeer. Doch Michael hatte keinen Blick dafür. Er war ganz auf die Aufgabe konzentriert, die vor ihm lag.
Er bereute nicht, Susan beschwindelt und mit einer falschen Schatulle betraut zu haben. Sie war in der Tauchtasche gewesen, die Lexie bei sich gehabt hatte, als sie seine Leiche am Grund des Abwasserrohrs unter den Mauern des Kremls fanden. Michael hatte dem jungen Russen die Tasche abgenommen; als sie dann wieder in der Zisterne waren, hatte er nachgeschaut, was die Tasche enthielt, und hatte inmitten der anderen Diebesbeute die falsche Schatulle gefunden. Ohne dass Susan es mitbekam, nahm er die Schatulle aus Lexies Tasche und steckte sie in seine. Weder Susan noch Martin waren sich bewusst gewesen, dass die echte Schatulle zusammen mit Michaels Tauchausrüstung in dem großen Seesack steckte, den er Martin mitgab. Niemand erfuhr von dem Täuschungsmanöver, auch Simon nicht, nicht einmal Busch, denn je weniger Leute von einem Plan wussten, desto besser. Wenn es um die Feinheiten seines Berufsstandes ging, gab es ein paar Geheimnisse, die Michael niemals jemandem anvertraut hätte.
Doch seine Täuschung hatte nicht verhindern können, dass Susan in Gefahr geriet. Das Ablenkungsmanöver, als er ihr die falsche Schatulle übergeben hatte, war so perfekt gewesen, dass man sie mitsamt der Schatulle entführt hatte und jetzt irgendwo auf Ziveras fünfundzwanzig Morgen großem Anwesen gefangen hielt.
Und ihm, Michael, blieben nicht einmal acht Stunden, um sie zu retten.
»Ich weiß, die Zeit läuft«, sagte Simon. »Ich weiß, dass du ganz damit beschäftigt bist, alles zu planen. Aber es gibt ein paar sehr wichtige Dinge, die wir noch nicht besprochen haben.«
Die Worte rissen Michael aus seinen Gedanken, und er blickte Simon an. »Was?«
»Wie wollen wir es mit Genevieve halten? Wir können sie nicht einfach zurücklassen«, sagte Simon.
»Ich weiß.«
»Michael, sie ist an dem Ort, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hat. Sie ist dort zusammen mit dem Mann, dem Sohn, vor dem sie geflüchtet ist. Julian hat ihr alles genommen, was sie besaß – ihr Geld, ihr Zuhause, ihr Waisenhaus. Alles, nur nicht ihr Leben. Aber ich fürchte, das ist als Nächstes dran.«
Michael musterte Simon. Er war frustriert und sprachlos. Genevieve war seine Freundin, der Grund dafür, dass das Ganze hier seinen Anfang genommen hatte. Michael teilte Simons Meinung; er wusste nur nicht, wie es möglich sein sollte, sie und Susan zu retten. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und eilte zurück zu der Wellblechhütte namens Hangar. Busch und Simon folgten ihm über die Rampe in den Jet.
Simon hob seine Tasche auf und stellte sie auf den Konferenztisch. Michael zog die Karte vom Gelände aus der Hosentasche, die Kelley ihm gegeben hatte, und faltete sie auseinander.
Kelley kam aus dem Cockpit und blickte die drei Männer flüchtig an, während er sich mit müden Augen, die er kaum noch offen halten konnte, auf den Weg in den hinteren Teil des Flugzeugs machte; um den Hals trug er ein frisches Handtuch.
»Kann ich dich kurz etwas fragen?«, wollte Michael wissen, als Kelley an ihm vorbeiging.
Kelley drehte sich um und blickte Michael an.
»Was meinst du, wie viele Wachmänner die auf dem Gelände haben?«, fragte Michael.
»Ich kann erst wieder klar denken, wenn ich geduscht habe. Wir unterhalten uns später.«
»Kannst du mir wenigstens eine ungefähre Zahl nennen?«
»Über fünfzig Mann.« Damit verschwand Kelley in seinem privaten Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
Michael schaute zu Simon hinüber.
»Zu viele«, sagte Simon kopfschüttelnd.
»Und wir wissen nicht mal, wo sie Susan gefangen halten«, meinte Busch. »Ich hasse es, immer
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