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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Übel. Er drehte sich um und blickte hinaus auf das Meer, das im Mondlicht glitzerte.
    »Kein übler Ausblick, was?« Die Stimme erklang hinter Michael.
    »Ich ziehe den Ausblick bei Tageslicht vor«, erwiderte Michael, ohne sich umzudrehen.
    »Hm, ja, aber wir sind ja nicht hier, um uns umzusehen, nicht wahr?«, meinte die Stimme.
    Langsam drehte Michael sich um. Vor ihm standen zwei Wachmänner. Beide zielten mit einem G3-Gewehr auf ihn. Der Mann, der das Reden übernommen hatte, war klein und gedrungen. Wahrscheinlich sollte sein Bürstenhaarschnitt ihn hart aussehen lassen, aber das funktionierte nicht: Der Bursche sah nicht sonderlich beeindruckend aus. Aber von seiner gezückten Waffe ließ sich das leider nicht behaupten.
    Der Wachmann betrachtete Michael voller Argwohn und schätzte ihn ab. »Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden«, sagte er schließlich.
    »Nein, sind wir nicht«, gab Michael zurück.
    »Wahrscheinlich, weil Sie nicht zu uns gehören.« Der Anführer der beiden Männer gestikulierte mit seinem Gewehr in Michaels Richtung. Der zweite Wachmann hatte eine Glatze und wog mindestens zweihundertfünfzig Pfund. Michael sah, dass der Bursche sich trotz seiner Größe und seines Gewichts erstaunlich leicht bewegen konnte, denn er lief plötzlich auf ihn zu und schlug ihm das Gewehr in den Rücken.
    Der mit dem Bürstenhaarschnitt lugte über den Klippenrand und entdeckte die Seile, die dort verankert waren. Durch die Bewegungen der Männer, die daran hingen, tanzten die Seile hin und her und schlugen immer wieder gegen den Fels. Der Wachmann drehte sich zu Michael um. »Wie viele?«
    Michael antwortete nicht.
    Der Wachmann starrte ihn noch einen Augenblick an; dann zog er ein Messer und hielt Michael die Klinge direkt unter das linke Auge. »Wie viele?«, fragte er noch einmal und fuhr dabei mit der Klinge über die weiche Haut an Michaels Unterlid, gerade mit so viel Druck, dass es schmerzte, aber nicht blutete.
    Michael zuckte nicht mit der Wimper.
    Der Wachmann trat zurück. »Okay.« Er lief zurück zum Klippenrand und reckte den Hals, um noch einmal auf die tanzenden Seile zu schauen, konnte die Kletterer aber immer noch nicht sehen. Er ging in die Hocke und beugte sich über den Felsrand. Im nächsten Moment drückte er die Klinge gegen das blaue Seil. »Egal wie viele es sind, einen können wir jetzt abziehen.« Er begann zu schneiden. Es dauerte gerade mal fünf, sechs Sekunden, und das Seil riss mit einem scharfen Knall und fiel nach unten.
    Michaels Gesicht zeigte keine Regung, doch es brach ihm schier das Herz. Er wusste nicht, ob Busch oder Simon an dem blauen Seil hochgeklettert war, doch wer es auch gewesen war: Er würde den Sturz auf die scharfen Klippen der Felsküste nicht überleben.
    »Jetzt haben Sie die Chance, den zweiten Kerl zu retten, der am anderen Ende hängt.« Der Wachmann, der immer noch dahockte, klopfte mit dem Messer auf das andere Seil.
    Michael stand da, die Gewehrmündung im Rücken, starrte auf den Anführer der Wachmänner und auf die Klinge seines Messers, das auf dem Seil lag, das sich zu dem sprichwörtlichen Strohhalm verwandelte, an den man sich mit letzter Verzweiflung klammert. Michael wusste, dass er keine ruckartige Bewegung machen durfte, oder die Kerle würden ihm augenblicklich ein paar Kugeln verpassen. Er musste die Männer irgendwie ablenken. Doch so sehr er sich den Kopf zerbrach, ihm wollte nichts einfallen.
    Der Wachmann klopfte immer noch auf das Seil. Die Klinge hüpfte wie auf einem Trampolin und zeigte mit der Spitze auf Michael. »Vielleicht sollte ich Sie selbst das Seil kappen lassen.« Der Wachmann grinste und gestikulierte in Michaels Richtung. »Kommen Sie her.«
    Freiwillig rührte Michael sich nicht von der Stelle, aber die Gewehrmündung bohrte sich schließlich so schmerzhaft in seinen Rücken, dass es ihn vorwärts drückte. Widerwillig bewegte Michael sich zum Rand der Klippe und stellte sich neben den Wachmann mit dem Messer. Der Mann kauerte in der Hocke, einen Arm über dem Klippenrand, und klopfte unablässig mit der Klinge seines Messers auf das Seil.
    Wieder bekam Michael einen Stoß in den Rücken, diesmal mit solcher Wucht, dass er auf die Knie fiel, sodass er dem Anführer der Wachen von Angesicht zu Angesicht gegenüberhockte.
    »Würde es dir etwas ausmachen, unseren Freund hier ein bisschen zu motivieren?«, fragte der Anführer seinen Partner. Daraufhin hob der andere Kerl das Gewehr und drückte die

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