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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Türgriff, dass es in seinen Fingern zu pochen begann.
    Das Kühlfach war dunkel und leer.
    Er blickte hinter sich auf die Trage.
    Für einen Moment wurde ihm schwindlig.
    Genevieves Leichnam war verschwunden.

63.
    M ichael lief durch den langen Gang im Untergeschoss des Wissenschaftsgebäudes, dessen Korridore leer waren, sah man von den vier Wachen ab, die neben und hinter ihm gingen, und von dem Russen mit dem Bürstenhaarschnitt, der ihnen vorausging und die goldene Schatulle trug. Ungefähr achthundert Meter waren es von der Villa bis hierher, und auf dem ganzen Weg hatte Fetisow kein einziges Wort mit Michael gesprochen. Es war, als wären sie Fremde, die sich der Gegenwart des jeweils anderen nicht bewusst waren. Aber das war ganz und gar nicht der Fall. Falls er die Chance bekam, würde Michael nicht zögern, den Mann zu töten, der sich hinter der Fassade russischen Charmes und Humors versteckte, der Susan entführt und sie alle verraten hatte.
    »Fetisow?«, rief Michael.
    Der Russe drehte sich zu Michael um und blickte ihn mit seinem guten Auge an. Dann hielt er die goldene Schatulle in die Höhe. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ein Mann bin, der alles Mögliche beschaffen kann.«
    Michael musste vor einer breiten Bürotür stehen bleiben. Er beobachtete, wie Fetisow mitsamt der Schatulle um die Ecke und im angrenzenden Labor verschwand. Der Wachmann zog einen Schlüssel hervor, öffnete die Tür und zwang Michael in einen winzigen weißen Raum, in dem Käfige mit Tieren standen. Ihr Zwitschern und Knurren klang wie im Zoo, verstummte aber schlagartig, als Michael eintrat.
    Susan, die vor einem der Käfige stand, drehte sich um. Ihre Wangen waren tränennass, ihre Augen rot, verquollen und müde. Als sie Michael erblickte, wogte eine Flut von Gefühlen über ihr Gesicht. Es dauerte einen Moment, aber dann lief sie auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn.
    »Ich dachte, du wärst …« Susan versagte die Stimme.
    »Das dachte ich auch von dir. Haben sie dir etwas angetan?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Als Michael sie umarmte, verspürte er tiefe Erleichterung. Sie hielten einander fest und schöpften Kraft aus diesem Augenblick. Es war das erste Mal seit Marys Tod, dass Michael jemanden so innig umarmte. Er spürte Wärme, ein Gefühl von Trost und Frieden. Er spürte, dass er sein Herz noch einmal würde öffnen können.
    Michael blickte sich in dem Raum um. Ein einsames Deckenlicht leuchtete auf den einsamen Tisch hinunter. Die vielen Vögel und anderen Tiere waren verstummt, als ahnten sie, dass ihr Ende nahte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich eine große Glaswand. Auf der anderen Seite war ein Vorhang vorgezogen. Schließlich blickte Michael wieder auf Susan hinunter.
    Sie hob den Kopf von seiner Brust und schaute ihm in die Augen. »Was ist mit Stephen?«
    »Er ist am Leben, zumindest für den Moment. Er konnte entkommen, aber sie haben ihn erneut gefasst.« Michaels Blick wurde düster. »Es war Martin.«
    Susan schüttelte beschämt den Kopf.
    »Er hat uns alle betrogen«, sagte Michael. »Dich, mich und Stephen.«
    »Haben sie die echte Schatulle?«
    Michael sah ihr in die Augen, und ein kaum merkliches Lächeln legte sich auf seine Lippen. »Du hast die Schatulle geöffnet.«
    Susan lächelte, peinlich berührt, weil er vorausgesehen hatte, dass sie schwach werden würde. Aber sie konnte nicht böse sein; sie war viel zu glücklich darüber, dass er noch am Leben war.
    »Susan, sie haben die Schatulle nebenan im Labor.« Michael ließ sie los und lief durch den Raum, berührte die Käfige und schaute sich die verängstigten Tiere an, die Beleuchtungskörper und die Steckdosen. Er ließ eine Hand über die Glasscheibe gleiten, deren Seitenränder in die Wand eingelassen waren. »Wir müssen hier raus, bevor sie die Schatulle öffnen.«
    »Ich habe das Labor gesehen. Es ist supermodern. Sie haben gesagt, kein Virus und kein Krankheitserreger könnte daraus entweichen.«
    »Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich mache mir mehr Sorgen um die Explosion.«
    »Was für eine Explosion?«
    »Die Explosion, die dieses Gebäude zerfetzen wird.«
    »Was hast du angestellt, Michael? Was haben die da nebenan?«
    »Fünf Pfund Semtex, in Gold verpackt, genug, um diese beiden Räume hier dem Erdboden gleichzumachen.« Michael schaute auf seine Armbanduhr. »In weniger als zwanzig Minuten werden sie die Schatulle öffnen und den Sprengstoff

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