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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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zünden.«
    Susan sah ihn an. »Wie viele Schatullen hast du denn aus Iwans Liberia mitgehen lassen?«
    »Ein paar Ersatzkistchen.«
    »Weiß das sonst noch jemand?«
    »Nur du, ich und Dad«, erwiderte Michael und suchte dabei weiter nach einem Fluchtweg.
    Gleich nachdem Michael in Russland wieder an Bord gekommen war, hatte er sich in Stephen Kelleys Schlafzimmer im Heck der Maschine zurückgezogen und dort auf dem kleinen Schreibtisch seine Schätze ausgebreitet. Er zog die beiden goldenen Schatullen aus seiner Tauchtasche sowie seinen kleinen Handwerkskasten, einen Erste-Hilfe-Kasten, sein Mobiltelefon und eine Dose mit orangefarbener Sprühfarbe.
    Dann durchstöberte er Simons Zaubertasche: Brandbomben, Munition, Semtex, Gewehrteile, zwei Pistolen. Rasch machte er sich an die Arbeit. Er nahm das Klapphandy auseinander und entfernte die Batterie mit den elektrischen Verbindungen und das Klappscharnier. Er öffnete die falsche goldene Schatulle, befestigte die Batterie in der Rundhöhlung des Deckels und führte die Drähte zum Scharnier, wo er den Klappschalter anbrachte. Er prüfte die Leitung, indem er die Schatulle öffnete und wieder schloss, um sicherzustellen, dass der Strom wirklich floss und der Zünder bei Nachlassen des Sprungfederdrucks losgehen würde. Er packte so viel Semtex ins Innere der Schatulle, wie hineinpasste, und steckte die beiden Zündschnüre in die Sprengkapsel, die er dann in den knetbaren Sprengstoff drückte, ehe er den Deckel verschloss. Er schob einen Schraubenzieher in das schlichte Schloss, verschloss die Schatulle und stellte sie zur Seite.
    Dann wandte er sich der echten Schatulle zu, dem Albero della Vita, deren Deckel ein wunderschönes Relief vom Baum des Lebens zeigte. Es war die Schatulle, deren Inhalt so unendlich viel verheerender war als die neumodische Vorrichtung, die Michael soeben zusammengebastelt hatte. Er schnappte sich die weiße Plastikdose mit den Erste-Hilfe-Utensilien und öffnete sie. Sie war voller Watte, Pflaster, Klebeband und Spritzkanülen, enthielt Fäden zum Nähen von Wunden, Salben und Scheren. Er leerte das Kästchen und hielt es hoch, drehte es auf den Kopf, untersuchte es genau. Es war ein wenig größer als die goldene Schatulle, aber nicht groß genug, als dass die Schatulle hineingepasst hätte.
    Michael zückte sein Messer, entfernte die Aufkleber des Roten Kreuzes und zerschnitt die Dose an den Nähten in sechs Einzelteile. Dann machte er sich daran, die goldene Schatulle zu bearbeiten. Er befestigte die Plastikteile des Erste-Hilfe-Kästchens an den Seiten des Albero della Vita und baute daraus ein falsches Oberteil, dessen Deckel man anheben konnte. Michael nahm sich die Dose mit der orangefarbenen Sprühfarbe, die er benutzt hatte, um seinen Weg durch den Kreml-Tunnel zu markieren, und sprühte die Dose an.
    Als die schnelltrocknende Farbe nicht mehr feucht war, befestigte Michael die Sticker des Roten Kreuzes. Er hob den Deckel an und bedeckte den falschen Boden der Schatulle mit Watte und weißen Pflastern, legte die Spritzkanülen und die anderen medizinischen Utensilien dazu, bis die vier Zentimeter bis zum Rand der Schatulle gänzlich gefüllt waren, und versteckte damit die Wahrheit, die sich in dem falschen Boden darunter verbarg. Dann betrachtete Michael seine beiden Werke, die beide auf ihre Art tödlich waren. Er war sich nicht sicher, wie er sie einsetzen würde. Aber jetzt, da er mit Susan in diesem Zimmer saß, das an den Raum angrenzte, in dem das Ablenkungsmanöver gestartet werden sollte, bereute er, was er getan hatte.

64.
    D r. Habib nahm Fetisow die goldene Schatulle aus der Hand und entließ ihn mit einem Kopfnicken. Dann ging er zurück ins Labor und stellte die Schatulle auf den kleinen Ständer, der in der Mitte des Hochsicherheitsraumes stand, der sich zehn Meter unter der Erde befand. Das moderne Lüftungssystem summte jedes Mal, wenn die Luftversorgungseinheiten ausgetauscht wurden. Hal Jenkins betrat den Raum; er trug seinen weißen Anzug, sein Haar war zerzaust, und seine Augen sahen verschlafen aus. »Was denn, noch so ein fruchtloses Unternehmen?«
    »Sie haben mich aus einem Traum gerissen, in dem ich am Strand von Marasia vom besten Wein nippte.«
    »Du brauchst dringend eine Frau oder irgendein Hobby. Von Weinen zu fantasieren ist jämmerlich.« Jenkins zog die Roboterarme heraus und schaltete sie ein. Dann knipste er die Deckenbeleuchtung an. Das Licht brach sich auf der goldenen Schatulle, sodass sie

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