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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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vorüber waren, ging Genevieve, ohne ein Wort zu sagen. Sie hatte eine Veränderung bei ihrem Sohn wiedererkannt – eine Kälte, die sie bereits in ihm gesehen hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Damals war das weiße Kätzchen ihrer Adoptivtochter Arabella verschwunden, nachdem man Julian auf dem Spielplatz verprügelt hatte. Genevieve wusste, was Julian damals getan hatte … und sie wusste, was er jetzt getan hatte. Sie warf einen Blick in die Augen ihres Sohnes und kannte die Wahrheit.
    Es wurde nie eine Spur von Yves und Charlotte gefunden, denn alle hatten an der verkehrten Stelle gesucht. Ihre zerschmetterten Leichen waren neben den Mönchen in der Krypta begraben worden, tief unter der Villa, dem ehemaligen Kloster.
    Als die Sonne an jenem Abend versank, war Julian aus dem Laderaum der Schaluppe gestiegen, sehr zur Überraschung von Charlotte und Yves, die gerade erst gesehen hatten, dass längsseits neben ihnen ein Schnellboot erschienen war. Mit einem Lächeln auf den Lippen fiel Charlotte ihrem Mann in die Arme.
    Dann aber wandelte sich ihre Freude in Schock und Angst, als sie in seine Augen blickte und etwas darin sah, was sie zuvor noch nie gesehen hatte. Es lag Entfremdung darin. Es war, als blicke sie in die Augen eines Fremden, eines Menschen ohne Seele, eines Raubtiers. Dass ihre Ängste gerechtfertigt waren, bestätigte sich, als sie die Klinge spürte, die sich in ihren Magen schob, als sie den brennenden Schmerz verspürte, der aus ihrem Inneren nach außen strahlte. Und die ganze Zeit sah Julian sie starr an, beobachtete sie schweigend, hoffte, den Augenblick mitzuerleben, da ihre Seele den Körper verließ.
    Yves stand schockiert da, als Julian den Körper seiner Tochter schließlich aufs Deck legte. Er war vor Panik wie gelähmt, als Julian dann geradewegs auf ihn zukam, und er hob nicht die Hand, um sich zu wehren – nicht einmal, als die Klinge ihm zwischen die Rippen fuhr und er Julian sagen hörte: »Richte Gott aus, ich lasse ihn schön grüßen.«
    Im Alter von sechsundzwanzig Jahren wurde Julian Zivera das alleinige Oberhaupt von Gottes Wahrheit , einer Religion, eines Unternehmens, eines Konzepts, aus dem er jährlich Bezüge in Höhe von über einer Milliarde Dollar steuerfrei bezog – dafür, dass er Gott erklärte, die Wissenschaft, das Leben. Er erbte alles, den Grund und Boden, das ehemalige Kloster, die Gemeindemitglieder, die medizinischen Labors, sogar die Jacht mit Namen Gottes Wahrheit .
    Julian war auf Korsika angekommen – mit einer Hand voll Diplomen, der eidetischen Gabe, die Bibel auswendig zu können und dem Plan, Trepaunts Religion innerhalb von zehn Jahren zu übernehmen. Julian hatte von jeher sämtliche Erwartungen übertroffen; er erreichte sein Ziel innerhalb von nur fünf Jahren.

28.
    M ichael blickte auf die abgerundete Rückseite eines Lasersensors, der aus einem Metallschacht ragte. Aus dem Inneren ertönte das leise Summen eines Motors; deshalb wusste Michael, dass er die richtige Stelle gefunden hatte. Es handelte sich um das neueste Modell eines Covini-Lasersensors, der aus den USA stammte. Die Russen hatten keine Kosten gescheut, um ihre erst kürzlich erbaute Einrichtung zu sichern.
    Der Raum aus Fels und Stein, in dem Michael und die anderen standen, war knapp eins achtzig hoch und eine ungenutzte Fläche, die man ausgehoben hatte, um die Räumlichkeit errichten zu können, die sich nun vor ihnen auftat. Der Schacht für die Klimaanlage war am Boden und an den Seiten im Felsgestein verankert, die beiden Enden lagen frei. Jede Fuge war doppelt verschweißt; zum Schutz vor Feuchtigkeit war die dicke Metallkonstruktion mit einer dreifachen Lage Polymerisatharz ummantelt. Der Schacht führte in einen Betonbunker und verschwand in dem Fels, in den man ihn hineingepresst hatte.
    Michael war durch eine Reihe von Tunneln vorausgegangen, wobei er mehr als zwanzig Mal kehrtmachen musste, bis er in der Lage war, seinem Kompass zu genau der Stelle zu folgen, die er auf seiner Karte markiert hatte. Die letzten dreißig Meter hatten er und die anderen auf Händen und Knien kriechen und sich durch einen Erdwall wühlen müssen. Sie waren zehn Stockwerke unter dem Arsenal; in Luftlinie befanden sie sich knapp achthundert Meter von dem tosenden Wasserloch entfernt, von dem Michael annahm, dass es zur Liberia führte.
    Michael lief um das Schachtsystem herum, sah es sich ganz genau an und untersuchte jede Fuge, als erzähle sie eine Geschichte.
    »So viel zu dem

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