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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Thema, dass man von hier aus reinkommt«, meinte Fetisow.
    »Luftschächte sind normalerweise vernietet, aber nur, wenn sie aus Zinn sind. Diese Fugen hier sind verschweißt.« Michael wies auf die knotigen, unregelmäßigen Linien, an denen die schweren Metallrohre miteinander verbunden waren. »Und alle sind von außen verschweißt worden.« Michael ging weiter den Schacht entlang bis zu der Stelle, an der er im Beton verschwand. »Alle außer diesem hier.« Er blieb stehen und zeigte auf eine Verbindung, die makellos glatt war.
    Busch und Fetisow schauten Michael an. Verwirrung spiegelte sich auf ihren Gesichtern.
    »Wer immer diesen Schacht gebaut hat«, erklärte Michael, »hat es von dieser Stelle aus getan.« Er wies auf den Schweißabfall und die Brandspuren auf dem felsigen Grund unter ihren Füßen. »Nur musste er wieder zurück ins Gebäude. Also hat er eine Stelle bis zuletzt offen gelassen.« Michael bückte sich erneut und fuhr mit dem Finger über die glatte Fuge. »Und das hier ist die letzte Fuge, die er am letzten Tag als Letztes verschweißt hat. Von innen. In der Enge eines achtzig mal achtzig Zentimeter großen Schachts.« Michael schaute auf seine Armbanduhr: Es war sechs Uhr dreißig morgens. Er nahm sich den kleinen Schweißbrenner, den Fetisow aus Buschs Rucksack geholt hatte, und zündete ihn an. Der Brenner gab fauchende und knackende Geräusche von sich, als er mit der Schachtverbindung kurzen Prozess machte. Michael stellte den Brenner ab und riss mit seinem Messer ein kleines Stück des von der Hitze weichen Rohres auf, bog es mit der stumpfen Seite der Klinge sacht nach oben und vermied dabei sorgfältig, das glutheiße Metall mit den Händen zu berühren. Als der metallene Tunnel aufgeschält war wie eine Blechdose, strahlten in seinem Inneren rote Lämpchen, die das beengte Umfeld, in dem die drei Männer standen, in neonrotes Licht tauchten, da die Laserlichter in sämtliche Richtungen zuckten.
    Busch und Fetisow warfen sich zu Boden, als würden sie beschossen. Bei diesem Anblick legte sich ein breites Grinsen auf Michaels Gesicht. Er lief zurück zu dem Sensor, der aus dem Schacht ragte, und untersuchte das Gerät, während das rote Licht weiter im Inneren des Schachts tanzte und gelegentlich dabei nach außen strahlte. Das Summen des Motors war jetzt deutlicher zu hören, da der Schacht nicht mehr intakt war. Michael nahm sein Messer und öffnete die obere Verkleidung des Lasers, wodurch eine Reihe von Kabeln zum Vorschein kam. Er beugte sich vor und untersuchte das Gerät, das in seiner Heimat gebaut worden war. Irgendwie tröstete es ihn ein wenig, US-Technologie zu sehen, doch er wusste, dass dieses tröstliche Gefühl schnell enden würde, wenn er die nächsten fünfzehn Sekunden nicht vorsichtig war.
    Michael löste vier der Kabel, zog sie nach oben und weg von der Vorrichtung. Er warf Busch und Fetisow einen kurzen Blick zu; dann schnitt er das weiße Kabel durch. Das Summen verstummte und das rote Laserlicht, das aus dem Schacht nach draußen gestrahlt hatte, fror an der Wand förmlich ein. Michael hielt die beiden Enden des Kabels gegeneinander. Der Motor summte kurz, und das rote Licht tanzte wieder durch den Schacht. Dann hielt er die Kabel wieder auseinander und ging zurück zu der offenen Stelle im Schacht. Er blickte in das Rohr, und ohne ein Wort zu sagen, kletterte er hinein, kroch durch die Metallröhre und gelangte nach etwa drei Metern zu einem Metallrost, der Schatten an die Wände der Röhre warf, die wie Zellengitter im Gefängnis aussahen.
    Michael schob sich weiter voran und spähte zwischen den Leisten durch. Die Räumlichkeit, die sich vor ihm auftat, war nagelneu und strahlend weiß – von den Wänden über den Teppichboden bis hin zum Mobiliar. Es war ein Foyer ohne Fenster, in dem es zwei Türen gab: eine breite Doppeltür, die sich, nach den Scharnieren zu urteilen, aufschwingen ließ, sowie eine Fahrstuhltür, die nach der Breite zu urteilen zu einem Lastenaufzug gehörte. Ein einsamer Stuhl und ein Schreibtisch, auf dessen glatter weißer Platte ein Telefon stand, waren zu sehen. Die Deckenbeleuchtung war gedimmt für die Nacht, was den sterilen Eindruck des Raumes ein wenig milderte.
    Sie befanden sich zehn Stockwerke unter dem Kreml in einer Welt, die man in den Fels gemeißelt hatte. Zu dieser Stunde schien sich niemand hier aufzuhalten; dennoch achtete Michael darauf, so leise wie möglich vorzugehen. Vorsichtig entfernte er die Schrauben, mit

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