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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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Verhalten von Sihldan, der genau vor ihm ritt, nachzuahmen.
Sihldan genoss den Jubel, er genoss es, wenn die Leute seinen Namen oder den
seines Clans lauthals riefen. Indem er als Gruß seine Faust erhob und
laut verkündete, dass sein Clan im Namen Kegalsiks siegen würde,
ermutigte er das Volk Anthalias zu noch leidenschaftlicheren Jubelstürmen.
    *
    Fast war Leathan froh, als er hinter der Arena das Zelt
von Isentiens Clan betrat. Allen Kriegern wurde ein letzter Augenblick der Ruhe
gegönnt, während die Bewohner Anthalias in der Arena ungeduldig auf
Anthalion warteten. Ihr Gott würde in Kürze das Turnier
eröffnen. Dieser Anlass war eine der seltenen Gelegenheiten, die sie
hatten, einmal selbst die Göttlichkeit ihres Herrschers zu Gesicht zu
bekommen.
    Auch wenn sie in den Zelten warteten, war es den Nomaden
unmöglich, nicht zu erahnen, wann Anthalion den für ihn reservierten
Teil der Arena betrat. Die begeisterten Zurufe des Publikums kündigten ihn
an, es kam Leathan fast so vor, als hallten ihre hysterisch wirkenden Schreie
durch den gesamten Park der Palastinsel. Das Fiebern des Publikums
übertrug sich auch auf die Krieger hinter der Arena, denn als sie aus den
Zelten traten und abermals auf ihre Pferde stiegen, leuchteten ihre Augen.
    Ihr Auftritt nahte. Leathan fühlte sich mehr denn je
fehl am Platz, als er hinter Sihldan sein Pferd vorantrieb, um im leichten Trab
die Tore zur Arena an der Seite der Krieger von Isentiens Clans zu passieren.
Sie ritten gemeinsam eine Ehrenrunde, die sie wie vorgesehen beendeten, indem
sie in einer Reihe zusammen mit den anderen Clans vor Anthalions Loge ihre
Pferde zum Stillstand brachten. Leathan war dankbar, seine Freunde an seiner
Seite zu wissen, denn ohne sie hätte er sich in dieser Umgebung sicherlich
noch verlorener gefühlt. Laute Trommelschläge erklangen
plötzlich, die noch zu der geladenen Atmosphäre beitrugen. Leathan
konnte es nicht verhindern eine leise, wilde Melodie zu hören...
Klänge, die er nicht mit den Ohren wahrnahm, sondern mit seinem Geist… Im
ersten Augenblick erschrak er darüber, denn fast fürchtete er, diese
selbst unbewusst aufgerufen zu haben. In diesem Getöse konnte er sich
seiner selbst kaum noch sicher sein. Bald schon jedoch runzelte er neugierig
die Stirn und sah sich um. Er konnte nicht definieren, wo die Klänge
herkamen, doch die Wirkung spürte er eindeutig, obwohl er es ohne
große Mühe vermochte, sich gegen diesen Hauch von Magie zu wehren,
ohne selbst etwas Macht aufzurufen.
    Das Blut der anderen Krieger schien jedoch vor Ungeduld
zu kochen, in ihren Augen, bemerkte Leathan wie Kampfeslust sie erfasste, als
könnten sie sich kaum noch beherrschen. Das also war das Ziel dieser Magie
gewesen: die Krieger anzustacheln. Leathan widmete seine Aufmerksamkeit der
kleinen Gruppe von Priestern, die mit großen Schlägeln auf
überdimensionale Trommeln hämmerten und einen immer schneller
werdenden Rhythmus einstimmten. Als diese Trommeln schlagartig verstummten, tat
es auch die magische Melodie. Anthalion erhob sich, doch Leathan betrachtete
noch immer die lederbezogenen Musikinstrumente und erinnerte sich an Sihldans
Frage. ‚Wenn Magie Klänge erzeugt, kann man durch Klänge auch Magie
erzeugen?’
    Die ehrfürchtige Stille, die den Lärm
verdrängt hatte, riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah wieder nach vorn zu
Anthalion, der ihn für einen Augenblick spöttisch musterte, ehe er
sich wieder seiner Aufgabe widmete. Die Ausstrahlung des Herrschers schien die
gesamte Arena zu füllen und ein leichtes Lächeln verriet, dass er die
Situation durchaus genoss. Die Akustik der Arena war beeindruckend, doch
Anthalion bediente sich der Wogen leiser, magischen Klängen, um seine
Stimme tragen zu lassen... Ein ehrfurchteinflößendes Gefühl der
Nähe zu ihm entstand auf diese Weise, entsprechend gebannt waren seine
Zuhöhrer, sogar Leathan wagte es kaum zu atmen.
    „Krieger Kegalsiks, Helden der Nomadenclans! Möge
eure Tapferkeit im Kampf uns Götter ehren. Elf Clans werden in diesem Jahr
um die Gebiete Anthalias kämpfen. Hundertzehn Krieger sind bereit, ihrem
Volk ihr Leben zu schenken. Eure Opferbereitschaft ist ein Beweis für
Anthalias Macht, sie zeigt unseren Feinden, wie wir Mut und Ehre würdigen.
Der diesjährige Krieg der Clans sei eröffnet! Möge Anthalia euch
Nomaden zu Heldentaten inspirieren!“
    Mit Jubel wurden die Worte des Gottes begrüßt
und Sihldan lächelte plötzlich erleichtert, wohl weil er noch

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