Die Quelle
Erschöpfung gefordert. Ist es
euch gut ergangen?’
Ihre Freude über seine Kontaktaufnahme versuchten
sie nicht zu verbergen, doch die Freude Leathans, sie wohlauf zu wissen,
währte nicht lang. Die Bilder ihrer Erinnerungen, die sie ihm zukommen
ließen, verrieten, ihr ursprünglicher Plan war gescheitert. Einzig
ihr vorausschauender Notplan hatte das Leben der Baseff gerettet, wenn auch die
Ausführung Leathan nicht erfreute. Er war darüber erschüttert,
die Verantwortung für weitere Tote tragen zu müssen, doch diesen
Gedanken teilte er nicht mit dem Baseffpaar. Er hatte gewusst, worauf er sich
eingelassen hatte, als er sie in seine Pläne involviert hatte. Statt sie
mit Vorwürfen zu überhäufen, lobte er ihren Mut und
Erfindungsgeist. Er würde sich über Balsiks Verbleib erkundigen.
‚Was soll schon passiert sein, er hat uns fallen
gelassen. Falls du ihn findest, ramm dem Verräter ein Messer zwischen die
Rippen!’
Ethira war eine gnadenlose Persönlichkeit, wie
Leathan erschrocken fand und er machte sich auf die Suche nach Balsik. Nur
wenig später wusste er, er würde ihn nicht mehr finden.
Natürlich hätte er auf einer anderen Existenzebene nach ihm suchen
können, doch wozu hätte er dessen Seele verfolgen sollen?
‚Ethira, Ich glaube, jemand anderes hat deinen Auftrag
schon erledigt. Balsik dürfte tot sein.’
Nun bedauerten sowohl Ethira als auch Krial, ihn
verflucht zu haben.
‚Dann hat er uns vielleicht gar nicht verraten. Möge
er Freiheit und Glück in seinem nächsten Leben finden.’
Noch einmal prägte ihnen Leathan den genauen Weg zum
Pass ein, der zu Ker-Deijas führte, denn leicht zu finden war er nicht.
Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich von seinen
beiden ungewöhnlichen Boten zu verabschieden.
‚Mach dir um uns keine Sorgen, sieh lieber zu, dass du
Anthalion zur Strecke bringst.’
Als Leathan seinen Geist wieder auf sein Zimmer
konzentrierte, wünschte er sich für einen Augenblick, die einfache
Betrachtungsweise seiner beiden Verbündeten zu haben. Hatten sie nicht
vielleicht recht damit? Sollte er nicht einfach versuchen Anthalion zu
töten? Wie mächtig war er eigentlich? Wieder verlor sich Leathans Blick
auf das Meer, diesmal galt seine Sehnsucht nicht allein den Wogen… Er dachte an
das selsame Volk der Suhuhlash zurück, an die Einheit die sie bildeten und
an die Harmonie ihrer Welt. Ihr Wunsch die Menschen fern von sich zu halten war
leicht nachvollziehbar.
Anthalion töten… Nein, das war nicht seine
Denkweise, das wollte er nicht… und König Leathan hielt es ebenfalls
für falsch. Diesen Gedanken konnte er noch immer weiterführen, wenn
alle Verhandlungsversuche scheitern sollten. Ein Satz, den Anthalion am Vortag
gesagt hatte, hallte jedoch plötzlich in seinen Erinnerungen und das
leichte Schaudern einer düsteren Vorahnung erfasste ihn. Sie würden
als Gegner die Welt zerstören?
Zu wichtig klangen diese Worte, um sie zu ignorieren. Er
musste mehr erfahren und er kannte nur einen Weg, Antworten zu bekommen...
Leathan legte sich auf sein Bett zurück und
versuchte, Visionen aufzurufen. Bisher hatte er sich nur auf vage Vorahnungen
verlassen oder auf die Vision, die einst über ihn gekommen war. Sie war
es, die ihn dazu gebracht hatte, die Prophezeiung zu formulieren und als Mensch
geboren zu werden. Schon als er mit König Leathan darüber gesprochen
hatte, waren sie sich einig gewesen, die alte Vision nicht als gegeben zu
betrachten, da viele neue Informationen und Geschehnisse hinzugekommen waren. Würde
es ihm gelingen, seine neuen Erkenntnisse zu nutzen, um über den Weg neuer
Visionen endlich auch Lösungen zu finden? Es galt, von seinem Geist klare,
neue Bilder zu fordern… Konnte er dies aus dem Körper eines Menschen
heraus? Er würde es versuchen, er musste alles versuchen, denn was die
Prophezeiung ihm einst gezeigt hatte, war nicht annehmbar… Leathan schloss die
Augen und versuchte sich zu entspannen, doch noch immer hinderten seine
menschlichen Zweifel ihn daran, den Pfad zu Visionen zu betreten. Hatte er
bislang durch sein Eingreifen schon das Schlimmste abwenden können, oder
lag am Ende seines Weges noch immer nur Leid und Zerstörung? Dass hier und
jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, um dies zu erkunden, verriet ihm
schon die alte Vision... Der luxuriöse Raum, das Rauschen des Meeres, die
innere Unruhe... Alles, wie er es einst gesehen hatte... Er war bereit zu
suchen und rief leise Klänge in sich
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