Die Quelle
sich als wahr entpuppen sollte, würde ihr Schicksal
doch ein ganz anderes werden als gedacht. Die stolzen Krieger schöpften
wieder Hoffnung, wenn auch die Schmach von Anthalia noch immer auf ihnen
lastete.
Sihldan begann zu erzählen, wie Anthalion ihm
befohlen hatte Leathan auszuspionieren, um mehr über das Vorhaben seines
Feindes zu erfahren. Der nächtliche Besuch von Leathan war der
Schlüssel der Geschichte. Nachdem Leathan in seine Träume eingedrungen
war, und in seinen Gedanken den unfreiwilligen Verrat von Sihldan durchschaut
hatte, hatte er eine Vision zugelassen.
„Er hat gesehen, dass unser Clan an der Küste in
Moorgebiete verbannt werden würde. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch
nicht gewusst hatte, was der Grund dafür sein würde, hatte er geahnt,
dass es mit ihm zu tun haben würde. Nach dieser Vision hat er mich geweckt
und mir davon erzählt.“
Irgiel konnte nicht anders, als Sihldan unhöflich zu
unterbrechen.
„Du hast es vorher gewusst!“, lautete sein Vorwurf.
Khalen erschrak über die unangebrachten,
respektlosen Worte, besorgt darüber, wie Sihldan nun auf die Bemerkung
reagieren würde. Er wies Irgiel barsch zurecht, in der Hoffnung damit
Sihldans Zorn vorwegzunehmen.
„Halt den Mund, du törichter Jüngling, und
servier uns endlich den Tee!“
Entgegen Khalens Befürchtungen ging Sihldan jedoch
überhaupt nicht auf die anmaßende Unterbrechung ein, er
erzählte weiter in begeistertem Tonfall, was einige an diesem Punkt der
Geschichte verständnislos stimmte.
„Er hat sich sogar im Voraus für ein Vergehen, das
er zu diesem Zeitpunkt nur erahnen konnte, entschuldigt. Danach haben wir lange
gesprochen… Mit meiner Erlaubnis hat er im Anschluss mein Gedächtnis
blockiert, damit ich ihn nicht bei Anthalion verraten kann. Er wusste, dass Anthalion
mich aushorchen würde, er hatte sogar in meinen Gedanken gesehen, dass
Anthalion einen Teil meiner Erinnerungen blockiert hatte. Er wollte nicht
dieselbe magische Methode wie Anthalion verwenden, denn er hatte Angst, dass es
mir am Ende schaden würde. Er hat also etwas verwendet, das er Hypnose
nennt. Das ist eine komische Sache…“
Er überlegte, wie er es seinen sprachlosen Kriegern
erklären konnte, denn dieser Vorgang war ihnen allen fremd. Sihldan war so
vertieft in seine Erzählung und in seine Erinnerungen, dass ihm nicht
bewusst wurde, wie zornig seine Krieger auf ihn waren. Was sie bisher
gehört hatten, hörte sich eindeutig nach Verrat an. Einzig Khalen
wollte die Geschichte fertig hören. Sein Wunsch war es, der derzeit
zählte, und sein Blick war es, der den anderen Kriegern Geduld befahl.
Sihldan fand endlich die richtigen Worte, um den Vorgang
der Hypnose zu beschreiben und berichtete weiter über sein Erlebnis, dabei
zeigte er das goldene Symbol von Anthalion, das er trotz allem noch um den Hals
trug.
„Leathan hat das Symbol von Anthalion in die Hand
genommen und es vor meinen Augen geschwenkt. Dabei hat er in einem
merkwürdigen Tonfall mit mir gesprochen und plötzlich bin ich
eingeschlafen. Der Schlaf ist aber kein normaler. Es ist ein Zustand in dem
Leathan mein Gedächtnis beeinflussen konnte, ohne auf Magie
zurückzugreifen.“
Khalen vermutete, auch der Verstand von Sihldan habe
unter der Vorgehensweise gelitten, doch er schwieg und hörte weiterhin
aufmerksam zu.
„Leathan hat meine Gedanken so blockiert, dass ich mich
erst nach der ersten Nacht außerhalb von Anthalia an alles erinnere.
Jetzt weiß ich alles wieder! Es gibt keine Meeresungeheuer! Sie sind nur
Trugbilder!“
Nun berichtete Sihldan über die Nacht, in der er
Leathan gefolgt war und er zum ersten Mal in seinem Leben die dunkle Silhouette
des Meereswesens gesehen hatte, des Erzeugers der Illusionen, der über die
Hilfe Selimkas der Meeresgöttin verfügte. Schließlich
erzählte er von dem Wissen, dass Leathan ihm gegeben hatte.
„Man kann sogar mit Booten aufs Meer hinaus und fischen
gehen! Wir werden nicht hungern, denn Leathan hat mir erklärt, wie man die
Boote richtig bauen muss und was für Netzte man flechten muss. Alles, was
wir zum Überleben brauchen, finden wir im Meer. Dieses Wissen ist Leathans
Abschiedsgeschenk an uns, und seine Art sich zu entschuldigen.“
Die Männer staunten noch immer fassungslos, doch
schließlich fragten sie nach mehr Details über das Bauen von Booten,
mehr um zu testen, ob Sihldans Kenntnisse tatsächlich überzeugend
klangen, denn aus reellem Interesse darüber. Leathan hatte
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