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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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während derer Leathan
kaum fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Herrscher musterte
ihn neugierig und schließlich ertönten erneut Klänge der Macht.
Leathan spürte, wie einmal mehr Anthalion versuchte die Barriere zu seinem
Geist zu sprengen. Seine Schläfen pochten, doch er wehrte sich nicht, es
war auch nicht nötig. Er wusste, wie unmöglich Anthalions Unterfangen
war. Die Gedanken eines Kindes konnten nicht gelesen werden. Der Schmerz in
seinem Kopf wurde unerträglich, fast unwillkürlich bäumte sich
sein Wille dagegen auf und schließlich rief er selbst nach die Macht der
Quelle, um Anthalions lustlosen Angriff abzuwehren. Der Druck ließ nach,
Anthalions Geist zog sich zurück und die Klänge verstummten.
Erleichtert sank Leathan etwas tiefer in den Sessel hinein und schloss seufzend
die Augen, bis Anthalions ungeduldige Stimme ihn einmal mehr wachrief.
    „Bleib wach! Was ist nur los mit dir! Schwächt dich
deine menschliche Hülle denn dermaßen? Brauchst du einen Heiler?
Soll ich Alienta rufen?“
    War der Herrscher plötzlich fürsorglich
geworden? Nein, sicherlich nicht… Er hatte einen Plan, er wollte ihn… Leathan
verdrängte lieber das Wissen aus seinen Visionen... Er bevorzugte es seine
kämpferische Seite antworten zu lassen. Fast bösartig war sein Blick,
als er die Augen öffnete, um seinen Feind zu betrachten.
    „Warum solltest du mich heilen lassen? Gefällt es
dir plötzlich nicht mehr, jemanden leiden zu sehen?“
    Gelangweilt betrachtete Anthalion Leathans gebrochene
Hand und zuckte spöttisch mit den Schultern.
    „Leid? Eine gebrochene Hand mag ein wenig schmerzvoll
sein, aber das hat noch nichts mit Leid zu tun… Waren deine Visionen denn so
unvollständig?“
    Trotz der provozierenden Worte Anthalions bemühte
sich Leathan ruhig zu bleiben. Er ahnte, der Herrscher wollte seinen Zorn
entfachen, um ihn bei Bewusstsein zu halten, oder aber vielleicht auch, um
herauszufinden, was er gesehen hatte. Was auch immer Anthalions Beweggründe
waren, er wollte auf sein Spiel nicht eingehen. Allmählich fühlte
sich Leathan stark genug, um etwas Energie in sich aufzurufen. Vermutlich war
er schon in der Lage, sich selbst heilen zu können. Der Bruch war harmlos
im Vergleich zu dem, was er sich zugezogen hatte, als er Sihldan gerettet
hatte, dennoch gab es keinen Grund dafür, diesen Schmerz länger
ertragen zu müssen. Die Knochen waren zwar gebrochen, doch alle waren an
ihrem Platz geblieben... Eine leichte Übung. Er schaffte es ohne Hilfe,
sich vollständig zu heilen. Anthalion ließ ihn schweigend
gewähren und betrachtete interessiert den Heilungsprozess.
    „Gut, Kind. Heilen ist wahrlich dein Talent. Gehen wir
jetzt etwas essen, damit du wieder zu Kräften kommst.“
    Leathan machte jedoch keine Anstalten ihm folgen zu
wollen. Etwas stimmte an dem Gespräch nicht, welches sie gerade
geführt hatten... Plötzlich fiel es ihm ein. Woher wusste Anthalion,
dass er wegen Visionen in diesen Zustand geraten war? Er saß noch immer
tief in dem Sessel versunken, als er seine Frage stellte. Sogar in seinen
eigenen Ohren klang seine Stimme dermaßen erschöpft, dass sie
emotionslos wirkte. „Hast du manchmal Visionen?“
     
    Es irritierte Anthalion, dass er es nicht vermochte,
Leathan einzuschätzen. Er hoffte, dass sein Gegner sich nicht selbst
besiegt hatte, wo bliebe dann sein Spaß? Er versuchte gleichgültig
zu antworten, um die Bedeutung dessen, was das Kind womöglich gesehen
hatte, herunterzuspielen.
    „Manchmal blitzen einige Bilder aus der Zukunft in mir
auf. Es kann hilfreich sein, doch auch irreführend. Ich lasse mich nicht
darauf ein.“
    Endlich stand das Kind in Menschengestalt auf, doch es
wirkte als koste es ihm mehr Kraft, als es eigentlich hatte. Anthalion
beobachtete die wankende Gestalt und wartete ab, ob Leathan es schaffen
würde, nicht umzufallen. Nach einigen Sekunden schien er sich zu fangen
und machte Anstalten, sich ihm zu nähern.
    „Ich möchte, dass du meine Vision siehst. Ich
öffne dir meinen Geist.“
    Unverhofft kam die Einladung, doch die Chance würde
er sich nicht entgehen lassen! Er würde kaum eine weitere Gelegenheit
bekommen, den Geist eines Kindes der Quelle zu betreten.
    „Nun gut…“, versuchte Anthalion trotz seiner Vorfreude
gleichgültig zu klingen, „…dann lass sehen.“
     
    So nah an Anthalion stellte sich Leathan hin, dass er die
wärme seines Körpers spüren konnte. Ihm schauderte, dem Wesen so
nah zu sein, der zu den

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