Die Quelle
schon konnte er
seine Arme kaum noch spüren und, als er endlich aufs offene Meer hinaus
schwamm, drohten seine Muskeln im immer kälter werdenden Wasser zu
verkrampfen. Nur wenige hundert Meter links von ihm lag der Strand...
Um ihn zu erreichen, hätte er nur die Felswand passieren
müssen…
Der weiße Sand schien ihn anlocken zu wollen. Er
stellte sich vor, wie er sich an einen Hang der Düne legte, wie er den von
der Sonne gewärmten Sand unter sich spürte… Und doch wusste er, genau
dort würde sein Feind auf ihn warten. Der Herrscher, der seinen letzten
Atemzug gemacht hatte, nur um ein neues Leben geschenkt zu bekommen, würde
den Fluchtweg in Richtung des Strandes erahnen können.
Er musste weiter. Er musste um die Wellenbrecher herum
schwimmen, die die angeblichen Seeungeheuer vom Hafen fern hielten… Die ersten
algenbewachsenen Steine waren schon zu sehen… Eine etwas größere
Welle versperrte ihm die Sicht, kam auf ihn zu... Er hatte nicht mehr die Kraft
sich gegen den Wellengang aufzulehnen, er tauchte durch… Zu tief, zu lang…
Er keuchte, als er endlich wieder an die Oberfläche
gelang. Als er das Salzwasser aus seinen Lungen spuckte, spürte er, wie es
seine Kehle ätzte. Sein Körper war erschöpft, er wusste, er
würde nicht viel weiter schwimmen können… Bald schon würde er
widerstandslos in die Tiefe sinken und ertrinken... Er hatte davon gehört,
wie grausam dieser Tod war, doch auch diese Vorstellung schien ihm in diesem
Augenblick nicht Bedrohung genug zu sein, um seinem Körper weitere Kraft
zu entlocken. Seine Beine zerrten wie Blei an seinem Rumpf und drohten ihn in
die eisige Tiefe zu ziehen. Seine Arme waren von Krämpfen geplagt und
kraftlos wie noch nie.
Der Strand schien ihm nun doch die einzige Alternative
zum Ertrinken zu sein. In seiner Verzweiflung drehte Leathan sich um... ein
Augenblick des Entsetzens verhinderte jeden klaren Gedanken.
Er war nun genauso weit vom Strand wie von den
Wellenbrechern…
Ratlos und verloren verharrte er wo er sich befand und
nur eine neue Welle, die drohte ihn unter Wasser zu spülen, klärte
seine Gedanken auf.
Selimka hatte Anthalion geholfen, doch wusste das das
Volk des Meeres? Sie mussten hier irgendwo in der Nähe sein, bewachten sie
doch ständig die Küste. Sie hatten keine Illusionen erschaffen, um
ihm zu drohen. Das konnte nur bedeuten, dass sie ihn erkannt hatten.
Würden sie ihm helfen? Hatte er eine andere Alternative? Noch während
er darüber nachdachte sandte er erste telepathische Hilfeschreie. Er hatte
sich einem Namen gemerkt, einen von vielen Gedanken, den er von dem Wesen aus dem
Meer empfangen hatte. Suhuhlash. War das der Name des Volkes oder der Name des
einen Wesens, das er getroffen hatte? War das nur der Klang ihres Gesanges, der
sie aneinander band? Er wusste es nicht. Doch in einem letzten Akt der
Verzweiflung schrie er den Namen nicht nur telepathisch heraus, sondern auch
laut, so laut er konnte, um zumindest etwas von dem gnadenlosen Geräusch
der Wogen zu übertönen.
Er wusste, er hatte nur noch wenige Augenblicke zu leben…
Sein Körper handelte bereits selbstständig, sein Geist war nicht mehr
in der Lage ihn zu kontrollierten Bewegungen zu animieren. Hilflos strampelte
er in dem verzweifelten Versuch sich über Wasser zu halten.
Ein letzter Gedanke schlug ihm entgegen: Er hatte
versagt.
Er spürte den Sog der Tiefe. Noch hielt er die Luft
an. Noch war er am Leben. Er rief die Macht der Quelle in sich, instinktiv, um
etwas anderes zu spüren, als die Kälte des Wassers und den Schmerz in
seiner Lunge, die gegen sein Wissen ankämpfte und nach Luft schnappen wollte.
Er hörte das Klirren in seinem Geist, er fühlte die Wogen ihrer
Energie und obwohl sein Unterbewusstsein spürte, dass er nicht mehr
alleine war, war es zu spät…
Sein Mund öffnete sich gegen seinen Willen und er
sog tief das Wasser in seine Lunge. Es brannte wie Feuer und sein Bewusstsein
verlor den Halt. Er schlug sinnlos um sich, als sein willenloser Körper
immer mehr Wasser statt Luft einatmete. Schmerzerfüllte Augenblicke die
ewig zu währen schienen…
…und plötzlich war es da. Plötzlich konnte er
klarer denken als in all den Jahren, die er als Mensch verbracht hatte.
Das Salz in dem Wasser verdichtete sich um ihn herum, von
den Klängen der Quelle zur Eile getrieben. Weiße Schwaden
füllten das Wasser unter seinem gepeinigten Körper und schoben ihn an
die Oberfläche zurück. Klänge der Magie erfüllten den
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