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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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ging weiter, so schnell er konnte, um zu
Selimka zu gelangen und sie zu verjagen. Die Stille und Leere der Ebene umgab
ihm. Sie war fort, als habe sie gespürt, welche Gefahr sich ihr
näherte… oder, als habe sie ihr Werk vollendet! Fast panisch ließ
Leathan erneut seinen Geist die Ebenen durchkreuzen, um so rasch wie
möglich zurückzukehren. Noch war er nicht in seinen Körper, die
Geschehnisse um ihn herum sah und hörte er wie durch einen Nebelschleier,
unfähig, irgendeine Form von Einfluss zu üben.
    Es war zu spät. Anthalion war aufgestanden,
unverwundet. Er lachte irre, während Leathan versuchte noch rechtzeitig zu
seinem Körper zurückzukehren.
    „Dachtet ihr wirklich ihr könntet einen Gott
töten?“, hallte hasserfüllt die Stimme Anthalions über die
Ebenen, als wolle er sicher gehen, dass auch Leathan ihn hören konnte.
Blanker Hass schien dem Herrscher zusätzlichem Ansporn zu geben, doch
diesmal verlor er die Beherrschung nicht. Er war nun Herr der Lage und wohl
wusste er es, als er nur wenige Schritte von Leathan entfernt, spöttisch
den in Trance verfallenen Körper seines Feindes musterte.
    „Du wolltest dich also mit mir messen, Kind?“
    Die Gefahr die Leathan vor Augen hatte, gebot ihm Eile,
doch noch immer war er machtlos, als er verschwommen sah, wie Anthalion eine
Hand hob und fast mühelos, mit nur einem Wink, seine Rache vollzog.
    Es kam Leathan vor, als sei eine Ewigkeit vergangen, als
sein Geist endlich in seinen Körper trat, nur rechtzeitig um die
zerstörerischen Klänge zu hören, die ihn gleich mit voller Wucht
erfassen würden. Ein Schatten huschte jedoch zwischen ihm und seinen Tod.
Nur kurz sah er Alienta, der wohl in seiner Verzweiflung keinen anderen Ausweg
gefunden hatte, um die Lage noch zum Guten zu wenden. Der alte Regent traute
anscheinend allein Leathan zu, etwas gegen den Herrscher ausrichten zu
können, so war er bereit gewesen, sich zu opfern. Machtlos sah Leathan,
wie die tödliche Energiewelle Alientas Körper erfasste und der
ehemalige Regent die angestaute Wut des Herrschers in sich aufnahm. Kein
sterblicher Körper hätte es vermocht, eine solch zerstörerische
Energie zu ertragen. Alienta wurde regelrecht im Sprung zerfetzt, ehe er leblos
und blutüberströmt zu Boden fiel.
    Noch immer hatte sich Leathan nicht gerührt, doch
jetzt, da jede Hilfe für Alienta zu spät kam, war sein Geist wieder
vollkommen mit seinen Körper vereint. Traurig und dankbar zugleich
richtete er seinen Blick auf Alientas Leiche. Durch sein Opfer hatte er Leathan
genug Zeit verschafft, um ihm zu erlauben, sich der Lage zu stellen. Die zweite
Energiewelle, die Anthalion gegen ihn schleuderte, fiel glücklicherweise
schwächer als die vorherige aus, wohl hatte sich der Gott-König in
seinem Erstschlag verausgabt. Leathan vermochte die Energie abzufangen, doch
als er versuchte, diese gegen Anthalion zu richten, geschah, was er ohnehin
bereits erwartet hatte. Der Herrscher war wieder von seinem undurchdringbaren
Schutzschild umgeben, ein zweites Mal riskierte er es offensichtlich nicht, zu
viel Macht von seinem schutzbringenden Schwert zu ziehen. Unbewegt und
unverletzlich nahm sich der Gott-König Zeit, seinen Feind zu betrachten.
Was mochte sich wohl hinter der Fassade des Gottes abspielen? Waren es Wut,
Hass, Enttäuschung? Welche Gefühle auch immer in ihm Platz genommen
hatten, Gnade hatte Leathan keine zu erwarten und eine Chance, im Kampf zu
siegen, durfte er sich keine einräumen, so lange ihm keine neue Taktik
einfallen wollte.
    Flucht war jetzt seine einzige Überlebenschance.
    Ohne auf einen weiteren Angriff Anthalions zu warten,
drehte er sich um und sprang aus dem Fenster. Während seines Falls legten
sich die grausamen Bilder von Alientas zerfetzter Leiche vor sein inneres Auge.
Tränen der Trauer und der Ohnmacht verschleierten seine Sicht. Erst als er
in das Wasser des Grabens fiel, der Anthalions Palast umfasste, kämpfte er
gegen seine Enttäuschung und gegen sein schlechtes Gewissen an. Doch jetzt
war nicht die Zeit gekommen, die Vergangenheit zu betrauern. Jetzt musste er um
sein Überleben kämpfen, wenn er Alientas Tod einen Sinn geben wollte.
Tief tauchte er in das trübe Wasser ein, um sich außer Sichtweite zu
bringen und auch um hinter sich zu lassen, was er niemals fähig sein
würde, aus seinem Gedächtnis zu bannen.
    *
    Wutentbrannt, Leathan entkommen zu sehen, hechtete
Anthalion ans Fenster. Rasch lehnte er sich hinaus, doch er konnte nur noch

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