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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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würdest du eine Waffe brauchen. Dort gibt es
Räuber, Kriege, Wölfe. Hier haben wir nicht viel, aber wir verhungern
nicht und die Wachen schützen uns. Räuber gibt es nur wenige und sie
kommen nicht weit. Nur bis zur nächsten Brücke. Du wirst dich auch
dafür entscheiden zu bleiben, so wie die meisten Neuankömmlinge, die
endlich den Wegzoll hinein zahlen konnten.“
    Die Stimme des alten Mannes klang freundlich, doch sie
strahlte so etwas wie Resignation aus, während er von Gefahren sprach, die
er nie kennen gelernt hatte. Leathan nickte nachdenklich. Furcht und
vermeintliche Sicherheit waren die stärksten Verbündeten der
Mächtigen. Die Sklaven des Bettlerviertels würden niemals bemerken,
dass sie Sklaven waren.
    „Was kosten die Schuhe?“
    Der alte Mann hatte während des Gesprächs seine
Arbeit fertig gestellt und stellte sie gerade zu anderen Paaren auf einen Regal
ab.
    „Nichts, sie gehören mir nicht. Das Leder
gehört einem Händler, er wird die fertigen Schuhe morgen abholen und
auf dem Markt im Händlerviertel verkaufen.“
    Leathan nickte. „Gibt es hier auch einen Marktplatz?“
    Der Sattler zeigte auf die Straße.
    „Immer gerade aus.“
    Leathan verabschiedete sich und warf einen letzten Blick
zu dem jüngeren Sattler. Er hatte nicht ein einziges Mal seine Arbeit
unterbrochen. Die Verzierungen auf dem Sattelleder waren gleichmäßig
und zeugten von feinster Präzisionsarbeit. Er würde noch Stunden
daran arbeiten müssen, doch am Ende würde irgendein Adeliger einen
außergewöhnlich schönen Sattel besitzen.
    *
    Leathan kam rasch am Marktplatz an, oder zumindest an dem
Ort, der hier so genannt wurde. Es war nichts mehr als ein trostloser Platz,
dessen Boden so weit aufgeweicht war, dass es nicht lange dauerte, bis der von
Abfällen verdreckte Matsch Leathans Schuhe durchnässt hatte. Die
wenigen Markstände, die auf dem Platz zu finden waren, boten fast nur Ware
schlechter Qualität an, das Beste wurde vermutlich außerhalb des
Viertels verkauft. Offensichtlich wurden hier die Marktstände nicht von
Händlern geführt, sondern von den Handwerkern selbst, oder von deren
Familien.
    An einer Ecke des Platzes wurde über einem offenen
Feuer Fisch gegrillt und der Geruch erinnerte Leathan daran, dass es bereits
weit nach Mittag war und er nach seiner Flucht aus Anthalions Palast noch
nichts gegessen hatte. Die Fische waren klein und der Stand schmuddelig, doch
der Hunger war zu groß, um Bedenken zuzulassen. Leathan hatte nur noch
wenige Goldmünzen in seinen Taschen, doch er würde vermutlich einige
Tage davon leben können. Die Portion Fisch, die er bestellte, wurde ihm in
einer Blechschale überreicht und Leathan übergab der
Markverkäuferin eine Münze. Die zahnlose Frau blickte in ihre Hand,
als hätte sie einen Geist gesehen.
    „Verzeih, aber ich kann das nicht wechseln…“
    Leathan lächelte, während er hungrig den ersten
Fisch in die Hand nahm.
    „Bist du jeden Tag hier?“, fragte er zwischen zwei Bissen.
    Die Frau nickte.
    „Gut, dann esse ich bei dir, bis mein Kredit aufgebraucht
ist.“
    Die Frau schien kurz zu überlegen und biss dabei auf
die Münze, um die Echtheit des Goldes zu überprüfen. Ihre
Antwort beschränkte sich auf ein weiteres verblüfftes Nicken. Leathan
aß die Schüssel leer und gab sie zurück.
    „Weißt du, wo ich ein Zimmer mieten kann?“
    „Bei mir.“, kam umgehend ihre Antwort. „Für deine
Münze kannst du zwei Wochen lang bei mir wohnen und essen.“
    Leathan stimmte ohne zu verhandeln zu und sah erneut
Erstaunen auf dem blassen Gesicht der Frau. In ihren Gedanken las er, sie
wäre bereit gewesen, sich bis zu einem Monat hoch handeln zu lassen. Er
lächelte ihr dennoch weiterhin freundlich zu, ohnehin hatte er nicht vor,
auch nur annähernd so lange hier zu bleiben. Bald würde jeder
Gardist, jeder Soldat, jeder Söldner und sogar jeder Bürger, der
etwas Geld verdienen wollte, nach ihm suchen. Anthalion würde es ihm kaum
ermöglichen, sich weiterhin frei in seiner Stadt zu bewegen.
    Im Bettlerviertel würden sie gewiss nicht als erstes
suchen, doch es konnte nicht lange dauern, bis eine Vision Anthalion verraten
würde, wo er sich versteckt hielt. Er ahnte, bisher hatten die Wachposten
nur auf den Außenmauern nach ihm Ausschau gehalten, da Anthalion wohl
vermutete oder vielleicht sogar hoffte, er würde aus der Stadt fliehen
wollen. Er wusste jedoch auch, dass die Zeit der Ruhe bald vorbei sein
würde.
    *
    Liudin, die Tochter der

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