Die Quelle
seine Gedanken eindrang, um in ihm das
Wissen um die energiegeladenen blauen Waffen zu verbergen… Eine leichte
Energiewelle drang in ihn ein. Diesmal spürte er die Macht in sich
fließen, als sei sie plötzlich für ihn greifbar geworden, jetzt,
da es sie eigentlich nicht mehr wirklich gab.
‚Sihldan, mein Freund… Ich habe deinen Geist an die Macht
der Schwerter gebunden. Ihr Geheimnis wird sich dir offenbaren, falls ich
scheitern sollte… falls die Quelle weiterhin versiegt bleibt und ich nicht mehr
unter euch weile. Dann liegt es in deiner Hand die Macht der Quelle erneut zum
Leuchten zu bringen.“
Sihldan schwamm bis zum Ufer des Sees und sah sie fragend
an. Stella stand noch immer in der Nähe des Lagerfeuers, ihre Augen waren
auf ihn gerichtet und leuchteten in tiefem Blau. Trotz der mächtigen
Ausstrahlung, die dieser Blick ihr verlieh, wirkte sie verzweifelt. Sie schien
um Hilfe zu flehen und nichts kam ihm in diesem Augenblick wichtiger vor, als
ihr diese Hilfe zu gewähren… doch sie sprach in Rätseln. Er verstand
nicht, was sie von ihm erwartete. Langsam, als sei sie einer seltsamen Trance
verfallen, ging sie bis zu ihm ans Ufer und setzte sich hin.
„Es wäre falsch, dich jetzt mit dem Wissen zu
belasten, der deine Fragen beantworten würde.“
„Dann nur eine Frage: Weshalb ich, mein Freund? Es gibt
hier genug Wächter der Quelle, die dankbar wären, die Verbindung zur
Macht zu spüren. Ich verstehe nichts von solchen Dingen. Sie bereiten mir
nur Unbehagen.“
„…das Volk der Wächter muss erst zu sich selbst
finden. Ohne die Macht der Quelle zu leben, ist ihnen neu. Es stehen ihnen
schwere Zeiten bevor, Zeiten in denen sie Fehlentscheidungen treffen
könnten. Sie würden nach den Schwertern gieren, sich um sie streiten,
ihre Macht missbrauchen, wie es diejenigen taten, die sie einst trugen.“
„Mir scheint, du sprichst von einem anderen Volk…“
„Ja… Möge das, was ich gesehen habe, nie eintreffen.
Ohnehin es ist nur eine der Möglichkeiten, die die Zukunft in sich birgt.
Diese könnte eintreffen, wenn ich scheitere...“
„Dann scheitere nicht.“, versuchte Sihldan zu scherzen,
doch Stella sah ihm an, er hatte den Ernst der Lage verstanden.
„Wirst du die Bürde tragen, Sihldan?“
„Wenn es die deine erleichtert, dann werde ich sie
tragen.“
„Danke… Danke für deine Freundschaft.“
Er sah ihr nach, wie sie aufstand, wie sie sich auf dem
Weg zu Esseldans Krankenbett machte. Gleichzeitig spürte er, wie die
Schwerter seinen Geist mit Frieden erfüllten, wie er zuvor noch nie
verspürt hatte. Jede dieser energiegeladenen Klingen schien in seiner
Seele zu pulsieren, ihm ihre Kraft zu verleihen… Kraft, um sein Versprechen
seinem Freund gegenüber zu halten. Worum es dabei ging, war ihm nicht mehr
wichtig. Er vertraute einfach seinem Freund.
Nun die nächste Entscheidung, der nächste Schritt…
Stella machte sich auf den Weg zu Esseldan. Etwas abseits des Sees war das
Lazarett aufgebaut worden, das mehr einem Sterbelager ähnelte. Nicht nur
Esseldan kämpfte dort gegen den Tod, doch war er derjenige, der die meiste
Aufmerksamkeit genoss. Wie schnell sich doch Betrachtungsweisen änderten!
In Zeiten des Krieges war das Leben eines Kriegsherrn trotz aller Weisheit
plötzlich mehr wert als das anderer Menschen! Stella ließ ihre
Gedanken auf die Verwundeten ruhen. Die meisten hatten nur noch wenig Zeit und
wenn sie nicht sofort eingreifen würde, käme jede Hilfe zu spät.
Sie versuchte, die erwartungsvollen Blicke zu ignorieren und konzentrierte
sich. Sie hatte während der schlaflosen Nacht genug Energie in sich
gesammelt, um die notwendigste Heilung zu vollbringen. Die ruhige Melodie, die
entstand, war nur für Stella zu hören, doch die erste Wirkung
ließ nicht lange auf sich warten. Stella stand reglos zwischen den
Verletzten, während ihr Geist es vollbrachte, dass Wunden sich schlossen
und Schwäche aus den Körpern wich.
Nur wenige Minuten später erwachten bereits einige
der verwundeten Krieger aus ihrem Koma, darunter Esseldan. Sein Blick galt zunächst
Galtiria, die ihn erleichtert liebevoll anlächelte. Zärtlich, fast
schüchtern, strich sie mit einer Hand über seine Wange, über
seinen Hals. Schließlich senkte sie den Blick, als schäme sie sich,
ihre Gefühle offenbart zu haben. Esseldan musterte sie, doch fern schien
die Selbstsicherheit zu sein, die der Armeeanführer stets ausgestrahlt
hatte. Schließlich setzte er sich langsam auf, doch
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