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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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fast, SIE ist mehr … «
    Von etwas weiter weg ertönte ein Pfiff.
    » Es kommt jemand « , flüsterte der Erste. » Wir müssen aufbrechen. «
    » Also machen wir so weiter? «
    » Wir machen genauso weiter. Wie geplant. Wir haben ein Ziel. «
    » Ein Ziel « , murmelte ein anderer zustimmend. Dann gingen sie auseinander.
    » Ich mochte den Prinzen « , flüsterte sie leise, während sie ging.
    » Du hieltest ihn für einen arroganten, nichtsnutzigen Tagedieb mit nichts als seinem persönlichen Vergnügen im Sinn. «
    » Das ist er ja auch. «
    » Dann ist er kein großer Verlust. «

Kapitel 60
    Sie speisten zu fünft. Für alle schien es selbstverständlich, dass Irene die Rechnung bezahlte. Dabei war es durchaus erstaunlich, was Fabelwesen so verdrücken konnten. Oder Göttinnen. Irene hatte auch noch etwas Wein im Cottage gehabt, dem die Göttin und ihr Begleiter mit erstaunlicher Trinkfestigkeit zugesprochen hatten.
    Irene verstand nicht, was das alles sollte. Sie schwamm auf der Welle der Ereignisse, schenkte Getränke ein, verteilte Besteck, räumte ab, reichte das Tiramisu, das sie ebenfalls beim Pizza-Service bestellt hatte, machte Kaffee. Perjanu half ihr dabei. Die Göttin steckte sich ihr nächstes Pfeifchen an. Rauchen im Haus war absolut verboten. Irene wollte etwas sagen, doch Perjanu legte ihr nur die Hand auf den Arm. Sie schwieg.
    Sie musste sich wohl damit abfinden, dass man sich weder an ihre Regeln hielt, noch ihre Fragen vernünftig beantwortete. Als sie den Bodyguard nach seinem Namen gefragt hatte, hatte er ihr nur geantwortet, er sei der Held der Macha.
    Wie sie ihn ansprechen sollte, wusste sie immer noch nicht. » Hallo, Herr Held « , schien ihr allzu abstrus. Und was das Rauchen anging, so war eine Göttin vermutlich nicht anfällig gegenüber Folgeschäden, und wahrscheinlich war ihr das Wohl eines passivrauchenden Menschen komplett einerlei. Egal. Irene unterdrückte ein Hüsteln.
    Nach dem Kaffee, der in einvernehmlichem, eisigem Schweigen eingenommen worden war, fand Esteron schließlich die ersten Worte.
    » Steckst du hinter alldem, Macha? « , fragte er misstrauisch.
    Die Göttin blies den Rauch in aberwitzigen Figuren aus dem Mund, mit denen ein gewöhnlicher Rauchring nicht konkurrieren konnte. Irene meinte, kämpfende Männer und Pferde zu sehen, Streitwagen und Schwerter.
    Nach einer Weile zuckte Macha mit den Schultern.
    » Gibt’s noch Kaffee? « , fragte sie.
    » Ich kann noch welchen machen « , antwortete Irene beflissen.
    » Tu das. Hast du Whiskey? «
    » Ich fürchte, nein. «
    » Nicht gut. « Es klang strafend. Irene kämpfte mühsam gegen ihr schlechtes Gewissen an. Sie hatte diese Leute nicht eingeladen, sie waren einfach gekommen. Sympathisch waren sie auch nicht. Sie musste sich nicht schlecht fühlen, nur weil sie einer mythischen Pferdegöttin keine harten Getränke anbieten konnte.
    » Tut mir leid « , fügte sie eher halbherzig hinzu.
    Waren Göttinnen eigentlich gefährlich? Gefährlicher als Uruschge? Irene fiel auf, dass ihr göttlicher Gast die Frage, ob sie die Uruschge befehligte, immer noch nicht beantwortet hatte. Auch nicht die, ob sie hinter alldem steckte.
    » Es redet sich leichter mit etwas Lebenswasser … « , knurrte Macha und meinte damit den Whiskey.
    Esteron fiel ihr ins Wort. » Göttin, ich habe dich etwas gefragt. «
    Sie blickte ihn ungehalten an.
    » Du hast hier nichts zu sagen und nichts zu befehlen, du … Fürstchen. «
    » Wenn wir so uninteressant für dich sind, was tust du dann hier? Ich nehme nicht an, dass es dir um … « , er rümpfte die Nase, » … eine Sardellen- und Pepperonipizza bei Irene ging. «
    Die Göttin blickte ihn gehässig an. Die Atmosphäre im Raum änderte sich. Fast fühlte es sich an, als würde sich um den alten Holztisch ein Gewitter zusammenbrauen. Eine plötzliche Angst zog sich durch Irenes Seele, als begriffe sie jetzt erst, dass es hier um Macht ging. Um Macht, die ihre Gäste hatten und sie selbst nicht. Sie war diesen Wesen ausgeliefert.
    Mit einem Mal zogen sich Lachfalten durch das Gesicht der Göttin.
    » Eine leckere Sardellen- und Pepperonipizza bei Irene « , sagte sie gönnerhaft. » Und der Wein war auch nicht schlecht. Aber du hast recht, Tyrrfholyn. Deshalb bin ich nicht hier. Ich habe die Veränderung in der Welt gespürt. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Doch ihr zwei seid nur ein winziger Teil der Antwort. Nicht wichtig. Nur nichtig. Randerscheinungen mit Hörnern.

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