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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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«
    » Veränderung? « , fragte Irene vorsichtig. Macha musste viele Veränderungen gesehen haben, wenn sie wirklich eine Göttin und schon zu Zeiten der Kelten oder sogar vorher hier gewesen war. Schwer zu glauben, wenn man sie und ihren Helden so ansah. Aber vermutlich war es dreist, ausgerechnet eine Göttin nach Kriterien von Mode und Stil zu beurteilen. » Ändert sich nicht dauernd alles? «
    » Nein. « Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde sich Macha nicht weiter mit Irenes Einwurf beschäftigen wollen, dann tat sie es doch. » Die menschlichen Veränderungen, die Politik, der Fortschritt, was auch immer – das alles bleibt immer gleich. Unerheblich. Die Technik ändert sich. Die Menschen nicht. Früher Schwerter, heute Bomben. Ihr braucht mich nicht einmal dazu, ihr könnt es selbst. Aber die Lust am Kräftemessen – die Lust an dem, was ich zu geben habe – ist immer gleich. Die Veränderung, die ich gespürt habe, ist eine der … Gesamtstruktur, so würdest du es wohl nennen. Das kann gut für mich sein. Es kann auch schlecht für mich sein. «
    » Und für mich? Für uns Menschen? « , fragte Irene, die es ausnutzen wollte, dass die Göttin sich tatsächlich mit ihr befasste und sie nicht nur als Abendbrot kredenzende Dienstmagd ansah.
    Die Göttin zuckte mit den Schultern. » Unwichtig. Es gibt euch zuhauf. Ihr habt euch über diese Welt ausgebreitet wie frisch gedüngte Küchenschaben. Dabei habt ihr nicht einmal Verstand genug, diese Welt so zu lassen, dass ihr nicht selbst an euren eigenen Veränderungen zugrunde geht. «
    Gerne hätte Irene ihrem Gast heftig widersprochen, doch Macha hatte recht. Genau genommen sprach sie Irene aus der Seele.
    » Einhörner « , fuhr Macha fort, » gehören nicht hierher. Sie waren nie Teil dieser wenig zauberhaften Welt. Sie kamen zu Besuch, beflügelten eure Fantasie, verbreiteten ein wenig Frieden, Glanz und Schönheit und trollten sich wieder. « Sie wandte sich Perjanu zu. » Weiser der Tyrrfholyn, könnt ihr wieder zurück? Oder ist es schon zu spät? «
    » Die Zugänge zwischen den Welten sind offen « , antwortete Perjanu, ohne direkt auf die Frage zu antworten.
    » Aber die Hüterinnen der Quellen fehlen. Ohne sie ist der Übergang zufällig und gefährlich. Die Wege sind offen, ja, doch wer bewacht sie? «
    » Wer hat sie denn früher bewacht? « , fragte Esteron.
    Macha schnaubte verächtlich und klang dabei selbst ein wenig wie ein Pferd.
    » Tu nicht so, als wüsstest du das nicht, Fürstchen. «
    Perjanu lächelte sie geduldig an. » Die Quellnymphen « , sagte er.
    Macha nickte. » Ohne sie gibt es ein Ungleichgewicht « , gab sie zur Antwort. » Wo sind sie? «
    » Sie sind verschwunden. Seit Langem schon « , sagte Esteron. » Sie existieren nur noch in Legenden und Liedern. «
    Die Göttin sah ihn kritisch an. » Und ihr habt sie nie gesucht? War das weise? «
    Die beiden Einhörner schwiegen eine Weile.
    Schließlich zuckte Perjanu mit den Schultern. » Es war eine schwierige Zeit nach dem Krieg. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir bemerkt hatten, dass die Nymphen verschwunden waren. Man hat sie schließlich auch vorher kaum je angetroffen. Ein durchaus seltenes Phänomen, unberechenbar. « Er begann zu rezitieren:
    » Mit Glück nur triffst du sie einmal,
    die Schöne aus der Flut.
    Greif deinen Mut
    und fälle
    an der Quelle
    die Entscheidung,
    wo du stehst
    und auch, wohin du gehst.«
    » Sehr eigenwillige Verse, die man auf vielerlei Weise auslegen kann. Wir haben uns zu wenig Gedanken darüber gemacht, wer sie sind und was sie tun. Der Zusammenhang zwischen ihnen und den Passagen in diese Welt war nie vollends klar«, fügte Perjanu hinzu, als er geendet hatte.
    Macha lachte laut auf. » Einhörner, die sich zu wenig Gedanken machen! Ist das möglich? Habt ihr euch so vergessen? «
    » Im Gegenteil. Wir haben uns vielleicht zu viel gemerkt. Unser Wissen wurde zur Kunst. «
    » Wissen? Ihr habt euch mit Kenntnissen vollgestopft, bis ihr fast geplatzt seid. Kenntnisse sind nur die Vorstufe zum Wissen. Das Gelernte auch anzuwenden, ist das, was zählt, mein Guter. Ein Schwert ist nur ein Stück Metall, bis man es führt. Tausend Schwerter, die an der Wand hängen und besungen werden, gewinnen keinen Krieg. «
    » Sie verursachen aber auch keinen. « Perjanu biss sich auf die Lippen. Esteron trank in einem Zug den letzten Wein aus seinem Glas. Er sah aus, als könnte er noch sehr viel mehr davon gebrauchen. Sein schwarzes

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