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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Haar fiel ihm über die blauen Augen, seine Miene war bitter.
    » Aber wir hatten Krieg. Und der war grausam und hat vieles verändert « , meinte er schließlich. » Solltest du das nicht wissen, Macha, Eine von Dreien, Teil der Dreizwistigkeit der Morrigan? «
    Die Göttin lachte. » Es war euer Krieg. Einhörner gegen Einhörner. Ein unterhaltsames Konzept, durchaus überraschend. Doch diesen Krieg habt ihr selbst zu verantworten. Ich hatte keinen Anteil daran. Sag mir Esteron, hattet ihr einen hübschen Krieg? Wer hat gewonnen? Habt ihr eure Feinde umgebracht? «
    » Niemand hat gewonnen. Talunys hat uns getrennt. Nun herrscht Frieden. «
    » Wie schön für euch, die ihr den Frieden so liebt, dass ihr nun von ihm beherrscht werdet. « Macha klang giftig. » Aber dass ihr zum Krieg fähig seid, macht euch mir untertan. «
    » Nichts … « , polterte Esteron los, besann sich dann, atmete tief durch und fuhr ruhiger fort, » … absolut nichts macht uns je dir untertan. «
    Er stand auf, wuchtig und mächtig, und stützte seine Hände auf Irenes Tisch ab. Er beugte sich über die ihm gegenübersitzende Göttin. Machas Held stand auf. Seine Hand verschwand unter seiner Jacke. Gleich würde er bewaffnet dastehen.
    » Kein Streit in meinem Haus! Hier herrscht das Gastrecht! «, rief Irene und fügte etwas oberlehrerhaft hinzu: » Und jetzt setzen wir uns alle wieder hin und beruhigen uns. Ich habe noch irgendwo Schokolade. Die macht bekanntlich glücklich. Die hole ich jetzt, und bis dahin möchte ich, dass sich hier alle am Riemen reißen. Tief durchatmen! «
    Sie holte eine angebrochene Schokoladentafel aus dem Schrank und legte sie auf den Tisch.
    » Bedient euch. Und jetzt habe ich ein paar Fragen an Ihre Göttlichkeit. Wo ist meine Tochter? «
    Macha starrte sie verdutzt an und grinste dann.
    » Mütter werden zu reißenden Bestien, wenn es um ihre Kinder geht « , meinte sie amüsiert. » Da nimmt man es schon mal mit Göttern und Legenden auf, nicht wahr, Menschenfrau, deren Name Friede bedeutet? «
    » Ich weiß, was mein Name bedeutet. Und ich weiß, was Frieden mir bedeutet. Aber wenn ich in den Krieg ziehen muss, um meine Tochter wiederzubekommen, dann tue ich das. «
    » Bewaffnet mit Schokolade, Duftkerzen und einem übertriebenen Maß an Political Correctness « , spottete Macha.
    » Bewaffnet mit was auch immer nötig ist. «
    » Gut. « Macha lächelte hintergründig.
    » Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wo ist meine Tochter? Und wo ist Esterons Sohn? «
    Die Göttin verzog den Mund. Irene sah, dass Esteron etwas sagen wollte, schüttelte aber ganz vorsichtig den Kopf. Seine Einmischung würde nichts besser machen. Die Macht, die ihn umgab, provozierte Macha. Gegen Irene und Schokolade zu kämpfen war für die Göttin vermutlich weit weniger reizvoll.
    Schließlich lehnte sich Macha auf dem wackligen Stuhl zurück. » Es gibt einen geheimen Ort, an dem wir im Spiegel des dunklen Wassers lesen können. Dort kann der Kundige bisweilen erfahren, was zu erfahren ist. Auch, wo eure Kinder sind. «
    » An der Quelle des St. Caolán? « , fragte Perjanu. » Da waren wir heute schon. «
    » Nicht dort. «
    » Also wo? «
    » Warum sollte ich euch helfen? Eure Kinder bedeuten mir nichts. Mit Tyrrfholyn habe ich nichts zu schaffen, und Menschen gibt es mehr als genug. Also: Was habe ich davon, euch zu helfen? «
    » Du willst eine Gegenleistung? Was? «
    Macha stand auf, als hätte sie auf diese Frage nur gewartet. Triumph glitzerte in ihren grünen Augen.
    » Erstens: Ihr Tyrrfholyn geht zurück in euer Reich. Ihr gehört nicht hierher, Friedensgäule. Zweitens: Ihr sorgt dafür, dass die Wege weiterhin offen bleiben. Wenn ihr dazu die Nymphen finden – oder neu er-finden – müsst, dann tut ihr das. Ich habe es satt, gegen die Grenzen dieser Welt anzurennen. Drittens: Den dritten Wunsch nenne ich euch, wenn es so weit ist. «
    » Drei Wünsche « , konstatierte Perjanu.
    » Und einem davon sollen wir blind zustimmen? Niemals « , zischte Esteron.
    Die Göttin zuckte mit den Schultern.
    » Es sind eure Kinder. Und ihr wisst nicht einmal, wo ihr suchen sollt. Euch gehen die Optionen aus – und nach und nach auch die Magie. «
    Schweigen legte sich über die Versammlung.
    Schließlich sprach Irene: » Gibt es keinen Wunsch, den ich erfüllen kann? «
    » Vielleicht « , lächelte die Pferdegöttin. » Vielleicht ist der dritte Wunsch ja an dich gerichtet. «
    » Dann werde ich ihn erfü… «
    » Nein!

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