Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
aufgeschlitzt.
    Vielleicht wollte er nur reden. Oh, konnte das bitte so sein?
    Nur wie sollte sie ihm antworten? Geknebelt und gefesselt konnte sie nicht einmal um Gnade flehen.

Kapitel 59
    » Wir haben uns entschieden « , sagte der Anführer. » Es ist zu spät, noch etwas zu ändern. « Er klang verärgert, aber auch sehr entschlossen.
    In der Düsternis des Treffpunkts war wenig zu erkennen. Die Nacht war hereingebrochen, und ihr Treffpunkt war in dunkle Schatten getaucht. Die Verschwörer hatten sie eigens abgewartet, wollten nicht, dass man sie beobachtete. Sie waren vorsichtig gewesen.
    » Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass die Veränderung mit so viel Blutvergießen und Tod vonstattengehen würde « , sagte eine weibliche Stimme. Ihr Einwand klang dünn, als würde sie sich ihrer Meinung schämen. » Dass es eine Veränderung geben sollte, ja, das habe ich gewollt. Das war nötig. Aber ich bin mir nicht mehr sicher … «
    Der Erste schnaubte verächtlich. » Veränderung geht immer mit Verlust einher « , sagte er, als verkünde er ein Gesetz. » Wir wollten den Platz, der uns nun schon so lange zugewiesen ist, nicht mehr einnehmen. Ich nicht, du schon gar nicht, und der Rest von uns auch nicht. Wir wollten etwas anderes. «
    Eine Zeit lang schwiegen alle.
    » Mir war nicht klar, was es alles mit sich bringt « , sagte sie wieder.
    » Sei nicht albern. Natürlich war dir das klar. Aber Veränderungen fangen bei einem selbst an. Es ist nicht die Zeit, zimperlich zu sein. «
    » Vielleicht haben wir nicht das Recht … «
    » Wir haben das Recht. Wir nehmen uns das Recht. Es ist somit auf unserer Seite. « Die Argumentationskette ließ alle verstummen. Jeder hätte dazu etwas sagen können, doch keiner wollte der Erste sein. Es klang gut, wenn man nicht darüber nachdachte.
    Ein Dritter mischte sich ein.
    » Das Bündnis war die Voraussetzung für eine Veränderung. Ein starkes, dynastisches Bündnis. Nur so können wir siegen. «
    » Aber … « , sagte die weibliche Stimme wieder und verstummte dann. Hätte sie das Handeln der Gruppe tatsächlich nicht gutgeheißen, so hätte sie nicht zu dem geheimen Treffen kommen, sondern ihr Anliegen ganz anderen Ohren vortragen müssen. Doch sie war hier. Das war Bekenntnis genug.
    » Warst nicht du diejenige, die immer und immer auf eine Veränderung gepocht hat? « , fragte der Erste und klang noch wütender als zuvor. » Nun steh auch dazu. «
    » Aber wir wissen doch nicht einmal, wer SIE genau ist. «
    » SIE ist unsere Verbündete. Eine starke Liaison. Schließlich ist eine von uns bei IHR und berichtet uns. Wir wissen Bescheid. Auch ohne Schrate. « Bei dem Wort » Schrate « klang der Anführer etwas missmutig, als hätte er eben erst einen getroffen und ihn nicht für achtenswert gehalten.
    » Es sind so wenige Berichte, und sie sind völlig durcheinander und kaum zu verstehen. Genauso gut könnten wir auf das zufällige Echo im Wald lauschen. Es würde uns ebenso wenig Klarheit verschaffen. Vielleicht haben wir uns mit einer Kraft eingelassen, die zu stark für uns ist. Vielleicht ist die Rolle, die wir bislang in Talunys gespielt haben, ja angemessen. «
    » Das ist sie nicht. Alles kann geändert werden. Die Herrschenden zeichnen sich nicht durch größeres Verständnis aus. Sieh dir doch an, wie überfordert die Fürstin ist. Allein das beweist, dass wir richtig handeln. «
    » Ich bin mir einfach nicht sicher, in welche Richtung dies alles geht und ob wir es noch steuern können. «
    » Wir müssen es steuern. Jetzt aufzugeben, würde Verrat bedeuten, Verrat an uns, aber in den Augen der anderen auch Verrat an ihnen. «
    » Es war immer Verrat. «
    » Nein. Es war immer Veränderung. Und die war stets gewollt. «
    » Wenn ich es richtig verstanden habe, lebt der Fürstensohn noch « , schaltete sich eine weitere Stimme ein.
    » Wenn ich es richtig verstanden habe, lebt er nicht mehr lange « , antwortete der Rädelsführer kalt.
    » Und der Fürst ist in die Fluten gegangen. Wir wissen, wohin er wollte. « Wieder eine zweifelnde Stimme aus der Gruppe.
    » Aber die Fürstin weiß es nicht. Das ließ sich unterbinden. Und er wird nicht zurückkommen. Die Übergänge werden bewacht. «
    » Die Wächter sind … wenig sympathisch. «
    » Sie erfüllen ihren Zweck. Und wir … haben sie nicht eingesetzt. «
    » Eben das beunruhigt mich. Wir wissen zu wenig über SIE . Für eine Mittlerin nimmt SIE eine erstaunlich präsente Rolle ein. Manchmal glaube ich

Weitere Kostenlose Bücher