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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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unter die Hufe kam.
    » Weg! « , rief einer der Menschen. » Schnell weg! «
    Die anderen zischten ihn nieder. Die Unruhe war zu spüren. Auch die Angst. Doch sie hatten sich so weit vorgewagt, und nun wollten sie nicht einfach gehen. Vielleicht glaubten sie immer noch an ihre Prophezeite. Aber von der war nichts zu sehen, auch wenn Yurli ihre Spur riechen konnte.
    » Lautes Weibchen war hier! « , murmelte er. » Ist hineingegangen. «
    » Sie hatte keine Angst vor den Meistern! « , flüsterte ein Mensch. Einen Augenblick schien alles zu erstarren. Dann lösten sich einige aus der Gruppe, Jungmenschen. Die wollten auch keine Angst haben. Sie hatten trotzdem welche. Doch sie gingen durch die Tür.
    Gegen seinen Willen schlich Yurli hinterher. Sein Rückenfell sträubte sich. Doch der Raum war leer. Er führte nur in einen weiteren Raum. Dessen Ausstrahlung fühlte er bis in die Knochen. Hier ruhten sie also, die Meister der Menschen – und aller anderen Kreaturen, die sie für nützlich hielten. Yurli war froh, dass Erdwörge niemals nützlich waren.
    Die Menschen schlichen auf Zehenspitzen weiter, der Flügeltür entgegen. Inzwischen waren auch noch mehr von ihnen in den Raum gedrungen. Sie folgten der ersten Gruppe, flüsterten ihr Warnungen zu. Umkehren sollten sie. Schnell, bevor es zu spät war.
    Doch nun hatten die ersten den nächsten Raum erreicht. Wie erstarrt standen sie in der weiten Türöffnung und blickten in den anderen Raum.
    Dort lagen sie. Die Meister. Die Menschen hatten immer gewusst, dass sie dort waren. Doch sie tatsächlich zu sehen, war eine andere Sache. Generationen war es her, dass man das letzte Einhorn gesehen hatte, und hier lagen sie zuhauf; sie, der Grund des Schweigens, die Schuldigen an Hunger und Grauen.
    Keiner dieser Menschen hatte je einen der Peiniger mit eigenen Augen gesehen. Sie waren Ideen des Schreckens. Die Meister ruhten. Irgendwo. Sie würden aufwachen. Irgendwann. Und sie würden ihre Schreckensherrschaft wieder errichten. Irgendwie.
    Hier lagen sie, zerfallen, leblos, hilflos.
    Und in der Mitte des Raumes erhob sich ein Plateau. Es war voller Blut.
    » Die Prophezeite! « , flüsterte einer der Menschen. » Sie starb für uns! «
    Nun rührte sich der erste Mensch. Er trug eine Axt. Es war eine große Axt. Er stürmte nach vorne, während panisches Zischen ihn verfolgte. Dann schwang er die Axt und ließ sie auf den ersten reglosen Mardoryx niedersausen. Ein Haufen von staubigem Leder und Knochen zerbarst. Schon schlug er auf den nächsten ein, kämpfte sich zunächst am Rand des großen Leiberkreises entlang. Dann nach vorne, in den Kreis hinein. Knochenstaub flog.
    Nun folgten ihm andere, zaghaft zuerst, dann entschlossener, schließlich mit mörderischer Absicht. Sie drangen weiter ins Innere des Kreises vor. Es war, als wäre ein Damm gebrochen, der zu lange gehalten hatte.
    » Nicht! « , rief Yurli leise, der das Gespinst fremder Sinne in die Mitte fließen sah – nun, nicht sah, eher roch, spürte, in den Fingerspitzen fühlte. Es stank nach verbranntem Fels. SIE roch so. In der Mitte über dem Stein bündelte sich der Wille vieler und strebte nach oben.
    Die Menschen rochen es nicht. Oder sie waren zu beschäftigt. Nun hatten sie im Inneren des Kreises die Leiber erreicht, die nicht zu Staub zerfallen waren. Blut spritzte. Schreie ertönten. Wut strömte aus den Menschen zusammen mit Gebrüll in einer Lautstärke, die sie noch nie erreicht hatten. Sie brach aus ihnen heraus gemeinsam mit einem Hass, der über Generationen gewachsen und schweigend niedergehalten worden war.
    Bewegung kam in die leblos Daliegenden.
    » Nicht! « , flüsterte Adreiundfünfzigzwölf, der mit dem Rest der Menschen inzwischen ebenfalls den Eingang erreicht hatte und dort voller Schrecken wie angewurzelt stand. » Nicht! Hört auf! Weg! Schnell weg! «
    Doch dazu war es zu spät.
    Die Mardoryx waren erwacht.

Kapitel 86
    SIE trippelte und trappelte, zischte und wütete. Alles war exakt geplant. Und nun schien es, als müsste SIE immer mehr Hände und Füße haben, um noch alles halten zu können. Doch SIE hielt es, das Konzept, den Plan. SIE hielt es mit Macht.
    Warum waren die Einhörner aus dem Süden noch nicht besiegt? SIE blickte durch die Augen IHRER runden Diener und erfreute sich daran, dass die Einhörner um die Fürstin langsam, aber sicher aufgerieben wurden. Schneller wäre IHR lieber gewesen.
    Besonders effektiv waren die Schrate nicht. SIE hatte ihnen nur gerade so

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