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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie, dass du mich vorhin gewarnt hast«, meinte Waljakov ruhig, der den Überfall genau beobachtet hatte. »Keiner von ihnen wäre sonst lebend vom Platz gekommen.«
    »Ich weiß. Das wollte ich verhindern«, meinte Matuc. »Gehst du mit den beiden, wenn sie die Mädchen befreien?«
    »Bin ich mit ihnen verheiratet?«, gab der K’Tar Tur zurück. »Sie sollen selbst kämpfen.«
    Er stand auf und bewegte sich an einen der Grillplätze, um seinen Teller mit Fleisch zu füllen. Unterwegs wünschte er den sich bereit machenden Ehemännern alles Gute bei der Jagd.
    »Übrigens, das dort drüben, neben Kiurikka«, sagte Arnarvaten eilig, während Lorin sich schon auf die Spur der Entführer setzte, »ist Håntra.« Waljakov begriff nicht. »Die Schwester von Ricksele, deren Geist an Eurem Turm spukt. Wenn Ihr mehr wissen wollt, fragt sie. Vielleicht weiß sie etwas.« Er klopfte mit einer betont männlichen Geste auf den Griff seines Dolches. »Ich werde jetzt meine Frau aus den Klauen der Räuber befreien.«
    »Mit einem Dolch? Ich wüsste da etwas Besseres.« Er machte Anstalten, seinen Säbel abzuschnallen, aber der Geschichtenerzähler wehrte ab.
    »Oh, nein, bei der Bleichen Göttin, lasst es gut sein. Ich würde nur jemanden verletzen.«
    »Ist das nicht der Sinn einer Waffe?«, griente der Glatzkopf böse. »Dann zieh los und rede sie nieder.«
    Arnarvaten warf ihm einen seltsamen Blick zu, nahm eine Fackel und hetzte hinter Lorin her, der am Rande der Lichtung wartete.
    Waljakov hob die mechanische Hand zum Gruß, den sein Waffenlehrling erwiderte, ehe er zwischen den dichten, grünen Blättern verschwand.
    Wenn das mal gut geht. Am Ende befreien sich die kleine Hexe und das Hundeschlittenfräulein selbst, während wir die Ehemänner in der Dunkelheit suchen dürfen. Waljakov schaute sich so unauffällig wie möglich um, ob er Håntra entdeckte.
    Tatsächlich saß sie bei den Kalisstrapriesterinnen und trug eine ähnliche Amtstracht wie Kiurikka, allerdings ohne die glitzernden und funkelnden Diamanten.
    Sie hatte wie alle Kalisstroninnen langes schwarzes Haar und grüne Augen. Das Weiß ihres Gewandes unterstrich die beiden Farben zusätzlich, und wirklich entdeckte er bei genauerem Hinsehen eine gewisse Ähnlichkeit mit der Spukgestalt, die sich bei seinem Turm herumtrieb und ihm irgendwann den Verstand rauben würde, wenn die Sage Arnarvatens stimmte.
    Einen Unterschied gab es jedoch. Håntra war Mitte Vierzig, ihre tote Schwester schien wesentlich jünger zu sein.
    Kauend starrte der K’Tar Tur hinüber und überlegte, wie er sie am einfachsten aus den Reihen der Kalisstraverehrerinnen lösen konnte. Er wollte nicht vor aller Ohren über diese Sache sprechen, zumal er annahm, dass die Schwester nicht unbedingt erfreut darauf reagieren würde.
    Einfach hinüber zu gehen, sich vorzustellen und sie auf die Seite zu bitten, wagte er nicht. Schon malte er sich aus, dass sie ihn wegschickte oder wegen seiner Taktlosigkeit beschimpfte.
    Oder sie bricht in Tränen aus, dachte er und schüttelte sich, weil ihm die Vorstellung mehr als unangenehm war. Verflixte Frauen. Unter Männern wäre es viel einfacher. Einmal mehr bemerkte er, wie wenig er das weibliche Wesen durchschaute.
    Håntra schien seine Blicke plötzlich zu spüren; intuitiv drehte sie sich um und schaute geradewegs in seine grauen Augen.
    Waljakov reagierte wie immer. Sein Gesicht verfinsterte sich, er wirkte, als wollte er zum Angriff übergehen. Die Brauen der Priesterin hoben sich.
    Verfluchter Mist, ärgerte er sich und wandte sich ab, um in seiner Not zurück an den Grill zu flüchten.
    Der Mann am Bratspieß äugte etwas überrascht auf den beinahe vollen Teller, doch der wütende Blick brachte ihn dazu, ohne weitere Fragen Fleisch darauf zu schichten.
    »Habe ich Euch etwas getan?«, erkundigte sich eine Frauenstimme neben ihm freundlich. »Ich habe Euren Blick bemerkt.«
    Das hat mir noch gefehlt, seufzte er. Was soll’s. Ich wollte ja mit ihr sprechen. Waljakov zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, Håntra, du hast mir nichts getan.«
    »Ach? Ihr kennt meinen Namen?«, wunderte sich die Kalisstronin. »Wie komme ich zu dieser Ehre, dass der unnahbare Eisblick mich zur Kenntnis nimmt?«
    Der K’Tar Tur verzog den Mund. Ich werde immer besser. »Gut, ich erkläre es dir.« Er drückte dem Helfer seinen Teller in die Hand, packte ihren Oberarm und zog sie zur Seite. »Du hattest eine Schwester. Ricksele. Und nun erscheint sie mir. Wie kann ich

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