Die Quellen Des Bösen
senken und dem jüngsten der drei Geschwister nicht ins Antlitz schauen zu müssen.
Ihm folgte seine blendend aussehende Schwester, die wiederum dafür sorgte, dass einige Männer vorsichtig die Augen hoben, um sich an der Schönheit der Frau zu laben.
Larúttar Selidan riss sich von dem Antlitz der Befehlshaberin los und näherte sich den Geschwistern bis auf eine gewisse Distanz, dann senkte er sich auf ein Knie hinab. »Willkommen in Séràly, hoheitliche Tadca«, begrüßte er sie respektvoll, ohne wirklich unterwürfig zu sein.
»Ich entbiete Euch meinen Gruß«, erwiderte Zvatochna freundlich, die ein leichtes, bequemes Reisekleid trug. Es war nicht der Moment, die Männer durch ihre Reize zusätzlich zu verwirren. »Ich nahm allerdings an, dass mich General Malinek empfängt. Das soll keine Minderung Eurer Person sein, nur ist der General bislang der Befehlshaber gewesen.«
»Er kann ruhig aufstehen«, meinte Krutor jovial zu dem Tzulandrier. »Ich habe gehört, dass es sehr unbequem sein soll. Und die anderen auch«, winkte er den Dienern, Mägden und Knechten zu. Verunsichert kam man dem Befehl des Tadc nach.
Die Tadca lächelte hinreißend. »So ist mein Bruder eben.« Ihre Blicke schweiften umher. »Ich entdecke, wenn ich es genau nehme, keinen einzigen tarpolischen Soldaten am Schloss. Sind die Vorbereitungen so groß, die zu treffen ich angeordnet habe?«
»Hoheitliche Tadca, wir sollten das nicht vor aller Ohren besprechen«, regte der Selidan an.
Er wird einen Grund haben, befürchte ich. Leicht beunruhigt folgte sie dem Offizier in den Speisesaal, der eingedeckt war. Die Anzahl der Teller und Bestecke reichte genau für die Personen, in deren Begleitung sie sich befand, sich selbst mitgerechnet. Allmählich mache ich mir große Sorgen.
»Larúttar Selidan, wo sind meine Ulldarter?«, verlangte sie ohne Umschweife zu wissen. »Überraschungsfestivitäten liegen mir zurzeit nicht besonders. Wir stehen vor einer Invasion nach Kensustria, und darauf sollten wir uns konzentrieren. Zum Feiern haben wir danach immer noch Gelegenheit.«
»Eine Feier ist nicht vorgesehen.« Der Tzulandrier machte ein ernstes Gesicht. »Hoheitliche Tadca, der Einmarsch wurde bereits vor einer Woche auf den Befehl General Malineks begonnen.«
Starr saß Zvatochna auf ihrem Stuhl. Wenn er mir meine neuen Strategien damit zunichte gemacht hat, lasse ich ihn hinrichten . Schneidend kalt erklang ihre Stimme. »Und wo ist Malinek jetzt?«
Ihr verunstalteter Bruder sank ein wenig in sich zusammen, er kannte den Ton sehr genau. Wer immer das Opfer ihrer Wut sein würde, er tat ihm bereits jetzt Leid. Lieber beschäftigte er sich mit dem Essen, das auf dem Tisch stand und das von den Dienern auf die Teller gehäuft wurde. Krutor stibitzte sich vom Brot und tunkte es in eine Sauciere, um es mit ein paar schnellen Bissen in den Mund zu stopfen.
Larúttar zuckte langsam mit den Achseln. »Ich weiß es nicht, hoheitliche Tadca.«
»Wollt Ihr mir damit sagen, dass ein Teil des Heeres geschlagen wurde? Ich verlange Einzelheiten zu wissen.« Zvatochna hatte ihre Haltung wieder gefunden und widmete sich ihrer Suppe, während der Tzulandrier einen Bericht ablieferte.
»Meine Späher sind noch nicht zurückgekehrt. Wir haben zudem keine Spur von der ausgerückten Kavallerie, keine Hinweise auf den Verbleib von weiteren zwölftausend tarpolischen Soldaten.« Sie erfuhr von dem Mann, dass der General auf Druck der anderen Offiziere den Angriff befohlen hatte, und zwar genau nach der Vorgehensweise, wie sie von der Tadca ausgearbeitet worden war.
An allen zehn Stellen gleichzeitig rückten die Soldaten vor und begannen Scheinangriffe, um die Kräfte der Kensustrianer zu binden und sie dazu zu bewegen, von anderen Stellen Truppen als Verstärkung abzuziehen.
Die Verluste dezimierten die Schlagkraft der ulldartischen Kontingente um die Hälfte, denn die Kensustrianer griffen bei ihren Abwehrstrategien auf bisher unbekannte und umso verheerendere Waffen zurück, mit denen die Ulldarter nicht gerechnet hatten. Bombarden grollten in so weiter Entfernung, dass man sich sicher glaubte, bis es Ohren betäubend pfiff und etwas zwischen den Reihen einschlug. Andere Soldaten lösten feindliche Sprengfallen aus, und zu guter Letzt erschienen wie aus dem Nichts Grünhaare in den Flanken oder hinter den Frontlinien, schlugen zu und verschwanden wieder. Einer Feldschlacht aber stellten sich die Kensustrianer nicht.
Dabei gelang es manchen
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