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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Die Ereignisse frischten die Erinnerungen an die Schauergeschichten auf, verstärkten die Wirkung ins Unermessliche.
    Zvatochna erkannte eines glasklar: Unter diesen Umständen wäre ein zweiter Eroberungsversuch zum Scheitern verurteilt, selbst wenn die Tzulandrier mit vorrückten. Sobald auch nur etwas aus dem Gebüsch sprang, das ungefähr einem Kensustrianer glich, sei es ein Reh mit grünem Efeu auf dem Kopf, würden die verschreckten Ulldarter um ihr Leben rennen.
    Sie blickte Warkinsk wohlwollend an. »Ich schätze deine Ehrlichkeit. Dennoch kann es nicht angehen, dass sich die Truppen ihre Befehlshaber selbst erwählen.« Ihr Blick wurde schärfer. »Wer sich gegen die Befehle eines tzulandrischen Offiziers stellt, wird hingerichtet. Du magst von mir aus Paledue weiterhin organisieren, aber wenn dir einer der Selidane eine Order gibt, befolgst du sie wie ein gehorsamer Soldat oder stirbst wie ein Aufrührer.«
    Krutor verzog sein ohnehin schon abstoßendes Gesicht, um der Anweisung seiner geliebten Schwester noch mehr Nachdruck zu verleihen. Der Unterfeldwebel nickte hastig.
    »Wenn sich jemand beschweren möchte, sende ihn zum Schloss in Séràly. Dort werde ich residieren.«
    Warkinsk salutierte, die hoheitlichen Geschwister verließen das Holzhaus und stiegen in die Kutsche.
    Das Antlitz der mächtigsten Frau des Kontinents verfinsterte sich, sie grübelte.
    »Was machen wir denn nun?«, meinte ihr Bruder, der ratlos wirkte und mit einem Stückchen Brot die letzten Reste der Mousse aus der Schüssel wischte. »Govan wird das alles gar nicht gefallen.«
    »Mir gefällt es auch nicht«, fauchte Zvatochna ärgerlich. Krutor zuckte zusammen.
    Haltung bewahren. Sie reckte den Kopf, zauberte ihr ausgesuchtestes, wärmstes Lächeln ins Gesicht und schob die Vorhänge der Kutsche zurück, damit die Soldaten sie sehen konnten.
    Erst als sie das Lager hinter sich gelassen hatten, lehnte sie sich in den angenehm weichen Sitz zurück, und ihre Freundlichkeit schwand innerhalb eines Lidschlages.
    »Wir fahren zurück ins Schloss«, erklärte sie. »Wir ruhen uns aus und beratschlagen mit Larúttar Selidan, was zu tun ist.«
    Grob nahmen die ersten Maßnahmen in ihrem Geist Gestalt an.
    Die Ströme von Freiwilligen durften mit den Schauergeschichten nicht in Kontakt kommen. Also würde sie die einzelnen ulldartischen Verbände zu größeren zusammenschließen und sie isoliert von den neuen Truppen lagern lassen.
    Sobald der Nachschub aus den Werbestuben und den Offizierskasernen über den Repol in Ilfaris angelangt war, würde sie den Plan zur Ausführung bringen, den ihr verstorbener Vater als zu hart betrachtet hatte. Die Verzögerungen mussten sie und Govan eben hinnehmen, sie hatten keine Wahl. Doch danach würde es rasch gehen.
    Gegen die Kensustrianer ist nichts zu hart oder zu ungerechtfertigt, entschied sie und erfreute sich ein wenig an dem Gedanken, dass Rogogard vermutlich bereits gefallen war oder in diesem Augenblick von Sinured erobert wurde. Sie döste ein. Ihr schlaftrunkener Verstand setzte das Gesicht des jungen Rennreiters an den Anfang eines Traumes.
    Was er wohl tut? Lächelnd glitt sie in den Schlummer und verbrachte dort eine kleine Unendlichkeit voller Zärtlichkeit mit dem Abbild Tokaros, dem die Flucht dank ihrer Warnung in der Wirklichkeit so glücklich gelungen war.
    Kontinent Ulldart, Großreich Tarpol,
Hauptstadt Ulsar, Sommer 459 n. S.
    H in und her gerissen las Mortva Nesreca die Nachrichten durch, die sich im Arbeitszimmer des Kabcar stapelten. Zum einen bedeuteten sie den vollendeten Sieg über die lästigen Piraten im Norden; die Einnahme von Verbroog komplettierte den oberen Teil der Landkarte, was die Besitzungen und eroberten Reiche anging.
    Es wäre nicht vordringlich notwendig gewesen, die Rogogarder auszuschalten. Sie erreichten mit gelegentlichen Überfällen kaum mehr als das Schlagen kleiner Wunden, die rascher verheilten, als die »Bärte« ihre Schwerter schleifen konnten.
    Der Süden musste fallen.
    Ausgerechnet dort verliefen die Dinge anders, als man es geplant hatte. Die Eitelkeit der eigenen Offiziere, der Wettlauf um Ehre, einige Geltungssüchte und rücksichtsloser Eifer hatten alles, was man über Monate hinweg an der Grenze zu Kensustria aufgebaut hatte, in nur einer Woche zunichte gemacht.
    Wenn man die Offiziere nicht brauchte, müsste man sie auf der Stelle abschaffen, ärgerte der Konsultant sich und ordnete dabei die Korrespondenzen.
    Zvatochna schickte eine

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