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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erlebt hatte, zu sprengen. Und damit konnte er nicht umgehen.
    »Ich …«, er musste seine Stimme frei hüsteln, »…ich…« Verdammt, warum kann man das nicht mit einem Zweikampf ausdrücken? »Ich würde auch lieber im Diesseits bleiben.«
    Die Kalisstronin schien mit dem kargen Geständnis zufrieden, ja, glücklich zu sein. Ein Leuchten ging über ihr Antlitz, und sie gab ihm einen neuerlichen Kuss auf die Wange. »Du wirst sehen, wir schaffen es.«
    »Ja.« Waljakov drehte sich zu ihr, seine eisgrauen Augen verloren zum ersten Mal seit langer, langer Zeit die Kälte. Alle Bedenken versanken beim Blick in die tiefgrünen Augen der Frau. So etwas fühlte er zum ersten Mal in seinem bewegten Dasein: Geborgenheit, Sicherheit, Wärme.
    Lorin stand auf dem Wachturm über dem Westtor von Bardhasdronda und schaute mit dem Fernrohr hinüber zur Baustelle, auf der sich der Ulldrael-Tempel immer weiter in die Höhe zog. Angefangen hatte Matuc mit einer kleinen Hütte, die auf einer gestampften Grundplatte ruhte.
    Inzwischen schichteten die Gläubigen massive Steinquader aufeinander. Sie arbeiteten nicht mit aller Gewalt an dem Bauwerk. Mal tat sich ein Tag lang nichts, dann brachten mehrere Menschen Felsblöcke zum wachsenden Heiligtum und rückten sie nach der Anleitung eines Baumeisters an Ort und Stelle.
    Parallel dazu versorgten sie noch die Gewächshäuser in und außerhalb der Stadt, damit der Anbau der Süßknollen zu keiner Zeit vernachlässigt wurde. Das Geschenk von Ulldrael an Kalisstron fand sich auf vielen Tischen der Familien, vor allem Ärmere profitierten von den Schenkungen, die der Geistliche durchführte.
    »Wenn man mich braucht, gebt ein Signal«, wies Lorin einen der Milizionäre an. »Ich bin bei Matuc. In einer Stunde kehre ich zurück, dann beginnen wir mit den Ausdauerübungen.« Der Wächter warf einen Hilfe suchenden Blick in den Himmel, was seinen Vorgesetzten zum Grinsen brachte. »Ein guter Soldat muss auch rennen können, nicht nur zuschlagen.«
    Der junge Mann verließ die Mauern seiner Heimatstadt und verfiel in einen leichten Dauerlauf. Das war eine Eigenart, die sich seit seiner frühesten Kindheit hielt. In Schnelligkeit, Wendigkeit sowie Unermüdlichkeit beim Traben war er allen anderen überlegen.
    Schon nach kurzer Zeit erreichte er den Platz, an dem Ulldrael nun höchst offiziell verehrt wurde, ohne dass man mit dem Zorn der Städter rechnen musste. Lorin vernahm das Murmeln von Gebeten und das Singen religiöser Lieder, wie er es unzählige Male von Matuc gehört hatte.
    Doch der Keim des Glaubens, den sein Ziehvater in seiner Erziehung gepflanzt hatte ­ so bemerkte Lorin, als er vor dem kleinen Portal stand ­ wollte nicht wirklich sprießen. Nach wie vor wusste er nichts Rechtes mit Ulldrael anzufangen und sah keinen zwingenden Grund, weshalb er ihn oder aber seine Schwester Kalisstra lobpreisen sollte.
    Daher brachte er ihnen beiden die gleiche oberflächliche Verehrung entgegen, um es sich nicht völlig mit den Gottheiten zu verscherzen. Matuc zu Liebe besuchte er gelegentlich Messen, und im Kalisstra-Tempel kreuzte er in unregelmäßigen Abständen auf, um Pflichtopfer zu geben.
    Doch sein Herz war nicht in den Gesten, Gesängen und Worten.
    Je älter er wurde, desto mehr fand Waljakovs Einstellung seinen Gefallen: Der einsilbige Krieger verließ sich auf sich selbst und seine Fertigkeiten.
    Lorin strich um den Rohbau herum und stellte sich vor, wie er wohl in seiner vollen Gestalt aussehen würde. Matuc hatte ihm den Plan erklärt, den er seinem Kloster in Tarpol nachempfunden hatte, als dessen Vorsteher er gewirkt hatte.
    Ulldart.
    Mehr als ihm lieb war, dachte Lorin an diesen Kontinent.
    Alle erwarteten von ihm mehr oder weniger, dass er sich seinem Vater und den Bedrohungen dort stellte. Aber er konnte keinerlei Begeisterung für diesen Plan aufbringen. Dazu gesellte sich die Furcht, zu versagen und das Ziel nicht zu erreichen.
    Deshalb verdrängte er die Gedanken an das Land jenseits des Meeres so gut es ging und konzentrierte sich auf seine Aufgaben als Rantsilas Stellvertreter sowie die Ausbildung der Männer. Angesichts der drohenden Auseinandersetzung mit den Vekhlathi mussten sie das Führen der Waffen und das zügige Ausführen der Befehle im Schlaf beherrschen. Erst Bardhasdronda, danach der Rest.
    Lorin stand wieder vor dem Eingang, als Matuc heraustrat, umringt von mehreren Frauen und Männern und tief ins Gespräch mit ihnen versunken. Ein letzter

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