Die Quellen Des Bösen
Waljakov zurück. Rumpelnd rutschte er bis zum äußeren Rand des Kabuffs. »Da war etwas!«
»Das war ich. Keine Angst!«
»Ruhe!«, zischte der Fischer von oben. »Die Wachen sind noch nicht weit genug entfernt.«
Jetzt war Lorin davon überzeugt, dass sich sein Ausbilder nicht so wie sonst gebärdete.
»Ich muss an die Luft«, erklärte der Krieger gepresst. »Und wir müssen die Soldaten schnappen, bevor sie uns verraten.«
Der junge Mann hörte, wie er sich an der Luke zu schaffen machte, sein Atem ging hektisch, angestrengt. Er hat Angst, ist beinahe wie besessen.
Schon fiel Licht von oben in ihr Versteck.
»Seid ihr verrückt?!«, rief der Fischer und stellte sich auf die Abdeckung. »Bleibt, wo ihr seid. Wenn sich einer von ihnen umdreht, sind wir im Handumdrehen eingekerkert.«
Waljakov fluchte etwas in einer Sprache, die Lorin noch niemals zuvor aus seinem Mund gehört hatte. Das Holz knarrte und ächzte gefährlich, als der Hüne seine Kraft einsetzte.
Die Klappe bewegte sich unaufhaltsam nach oben.
Im schwachen Schein sah der junge Mann das angestrengte Gesicht des Glatzkopfs. Mit lediglich einem Arm stemmte er die Klappe auf, die andere Hand hielt das Schwert stoßbereit mit der Spitze schräg nach oben.
»Hör auf, Waljakov.« Lorin setzte seine Magie ein, um die Öffnung zu schließen. Seinen Fertigkeiten zusammen mit dem Gewicht des Fischers hatte der Mann nichts mehr entgegenzusetzen. Dafür nahm sein unverständliches Gemurmel zu. »Was ist denn mit dir?«
Auf einen Schlag endete das seltsame Benehmen, die Luke klappte vollends zu. Man hörte nichts mehr außer Waljakovs Schnaufen.
»Nur ein kleiner Anfall von Dunkelangst«, erklärte er geschwächt. »Es ist aber vorüber, Knirps.«
Lorin glaubte seinem Ausbilder nicht, wollte aber nicht nachfragen, weil er fürchtete, eine neuerliche Reaktion zu provozieren.
Bis zum Abend blieb der Hüne ruhig. Selbst als die Soldaten ein weiteres Mal auftauchten, behielt er die Nerven, nur seine Atmung beschleunigte sich leicht. Vorsichtshalber hielt Lorin seine Magie parat, um das Schlimmste zu verhindern.
Stunden später machten sich die beiden unter der Führung des Seemanns zum vereinbarten Treffpunkt auf. Es waren kaum mehr Passanten unterwegs, und der K’Tar Tur wich immer rechtzeitig in den Schatten oder hinter einen Blickschutz zurück, um einer Entdeckung zu entgehen. Gemeinsam mit den anderen drei Milizionären schlichen sie in den Teil des Hafens, der ausschließlich den Handelsschiffen vorbehalten war. Das Kontor war schnell gefunden, jedoch lag eine dicke Eisenkette vor den großen Schiebetoren, und die geschlossenen Läden der Verwaltungsstelle schützten die Fensterscheiben vor Wind und Wetter. Oder neugierigen Blicken.
»Sie müssen irgendwo sein«, raunte Waljakov und deutete zu der im Trockendock liegenden Kogge. »Sie können nicht weg sein. Warten wir.« Er zog sich wieder in das Dunkel zwischen den dicht an dicht stehenden, riesigen Holzschuppen zurück, und die anderen folgten seinem Beispiel.
Gegen Morgengrauen schritten vier Männer auf das Kontor zu. Zwei davon waren unschwer durch ihre federbesetzten Dreispitze und ihre noch auffälligere Brokatmode als Palestaner zu identifizieren. Die anderen beiden Begleiter trugen weite, beigefarbene Lederumhänge und Wollmützen, um sich gegen den Wind zu schützen.
»Wir hängen uns an sie ran und drängen uns einfach mit ihnen zusammen hinein«, befahl Lorin und stieß sich von der Mauer ab. Die drei Milizionäre aus Bardhasdronda folgten ihm, Waljakov bildete den Schluss, während der einheimische Fischer im Schutz zurück blieb.
Die Überrumplung gelang ihnen nur zum Teil.
Zwar hoben die Palestaner sofort die Hände, als die Angreifer sie bedrängten, doch ihre zwei Diener wollten es darauf ankommen lassen. Beide zogen unter ih- ren Lederumhängen vielzackige Beile hervor und attackierten die Spione, bevor Waljakov den einen und Lorins Magie den anderen ausschaltete. Einer der Milizionäre war verletzt worden.
»Wer gibt euch das Recht«, empörte sich einer der Händler voll gespielter Entrüstung, »uns derart hart anzugehen? Das wird dem Bürgermeister aber gar nicht zusagen, wie ihr uns behandelt.« Er schaute in die Runde. »Was wollt ihr? Das Kontor ist leer, wir haben nichts, was sich zu stehlen lohnt, ihr Gesindel.«
»Der da ist zu groß für einen Kalisstronen«, wisperte ihm sein Partner zu. »Hier stimmt etwas nicht.«
Misstrauisch huschten die Augen von
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