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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einem zum anderen, dann blickte der vordere Palestaner sehr geschäftstüchtig. »Lasst uns doch bei einem guten Glas Wein verhandeln«, bot er an, als stünden Geschäftsleute vor ihm, mit denen er sich über einen Sack Pfeffer einigen musste.
    »Typisch Krämerseele«, knurrte Waljakov. »Das Blut seiner Diener ist noch nicht ganz erkaltet, da redet er mit dem Feind wie mit einem Bekannten.« Mit dem linken Fuß drehte er seinen besiegten Gegner um, sodass er dessen Gesicht erkannte. »Tzulandrier. Also machen sie wirklich gemeinsame Sache.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Ihr da faselt, guter Mann.« Der Kaufmann verneigte sich. »Doch wir sollten uns zunächst einmal wie Zivilisierte vorstellen. Ich bin Carlo DeRagni, das ist mein Freund Patamo Baraldino, und wir betreiben diese Außenhandelsstation mit ausdrücklicher Unterstützung des Bürgermeisters sowie im Namen des Kaufmannsrates von Palestan und unseres Königs. Wenn man es genau nimmt, befindet Ihr euch auf palestanischem Grund und Boden.« Je mehr er sprach, desto sicherer wurde er. »Also, liebe Leute, dann erklärt euch hurtig. Es gibt mit Sicherheit eine Möglichkeit, diesen unschönen Zwischenfall durch eine Übereinkunft zu regeln, mit der wir alle leben können.« Er schaute flüchtig auf die beiden Toten. »Nun, fast alle. Dass ihr unsere beiden Diener in Selbstverteidigung niedergestreckt habt … nun, sagen wir, es räumt uns einen gewissen Bonus ein. Einverstanden?« Er lächelte dermaßen gewinnend und überzeugt von einem zum anderen, dass Lorin schon spürte, wie er nicken wollte.
    Waljakov aber kannte sich sehr wohl mit den Schlichen der Seehändler aus. Er packte DeRagni am Schlafittchen und knallte ihn gegen die Wand, dass dessen Perücke nach vorn rutschte und der eben noch siegessichere Ausdruck auf seinem Gesicht völliger Entgleisung wich.
    »Hör zu, Fatzke«, raunte er mit einem grollenden Unterton, »wir wollen wissen, welche Laus ihr den Vekhlathi in den Verstand gesetzt habt, dass sie wegen ein paar Süßknollen bereit sind, einen Krieg zu beginnen.« Ungefähr alle drei Worte rammte er den Palestaner zur Bekräftigung seiner Frage gegen die Bretter des Kontors. »Rede!« Die Stahlfinger pressten und quetschten die Schulter.
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint. Wir sind …«, wollte der Kaufmann seine Ausredelitanei hinunterbeten, als ihn der Schlag des Hünen in den Magen traf und ihm beinahe die Augen aus dem Kopf quollen. Seine Wangen blähten sich auf, weil ihm die Luft aus den Lungen schoss. Stöhnend sank er in sich zusammen und würgte.
    Waljakov wandte sich ausdruckslos dem zweiten Palestaner zu, der sofort abwehrend die Hände hob. »Oh, ich halte nichts von so nahem Körperkontakt. Eure Um- gangsformen sind mir denn doch etwas zu ruppig.« Eine Wand beendete seinen Fluchtversuch. »Aber, aber. Ich bin nur der Adjutant des Commodores«, versuchte er von sich abzulenken. »Ich weiß gar nichts.«
    Lorin grinste. »Ach? Eben waren die beiden noch Händler, nun scheinen wir durch wundersame Weise zwei Offiziere vor uns zu haben.«
    »Narr«, keuchte DeRagni und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    »Ich bringe jeden einzelnen Knochen in deinem eingebildeten Körper zum Bersten, Krämerseele«, versprach Waljakov dem Adjutanten eisig. »Bei den kleinen Zehen fange ich an, bei der Nase höre ich auf. Und anschließend wollen wir sehen, was man doppelt brechen kann.«
    »Nein, nein, geht weg von mir!«, jammerte Baraldino. »Ich sage auch alles.« Sein Zeigefinger ruckte in die Höhe und deutete auf den Commodore. »Er! Er hat einen Schlüssel, in einem Geheimfach in seiner Dolchscheide, damit kann man ein verstecktes Sicherheitsfach am Sekretär in der Verwaltungsstube öffnen.«
    »Hol ihn«, befahl Waljakov und packte den Händler mit seiner künstlichen Hand im Nacken. »Dein Hals ist kein großes Hindernis, wenn ich will. Eine falsche Bewegung, ein Schrei, und du hörst das Knacken deiner Wirbel, bevor du tot auf dem Boden aufschlägst.«
    Die Milizionäre aus Bardhasdronda machten große Augen, als sie den Kämpfer in seinem Element sahen. Sie alle waren kräftige, gesunde Männer, die zuschlagen konnten, doch das Einschüchternde, wie es »Eisblick« an den Tag legte, brachte keiner von ihnen mit sich.
    Baraldino suchte mit zitternden Fingern nach dem Verschluss an der Dolchscheide seines Vorgesetzten, der ihn aufs Heftigste beschimpfte. Im gleichen Atemzug machte er aber darauf aufmerksam, dass er nach

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