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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Einzelstücke der Statue zu Ehren seines Vaters zusammensetzten.
    Acht Schritt würde sie hoch sein und den Verstorbenen mit einem Lächeln abbilden; die Linke sollte das Schwert umfassen, und der rechte Arm würde in die Ferne deuten als Zeichen, dass der Kabcar ursprünglich noch mehr hatte erobern wollen als nur Kensustria. Jedenfalls gedachte Govan, es so auszulegen.
    Es hatte keines Erlasses bedurft, um Freiwillige zu finden, die den Männern zur Hand gingen. Kaum hatte sich in der Hauptstadt herumgesprochen, was dort auf dem Platz vor der Kathedrale entstehen sollte, strömten die Bewohner in Scharen herbei, um an Stricken zu ziehen und Taue zu halten, während die Handwerker ein Teil nach dem anderen aneinander fügten und Bolzen in die rechten Stellen trieben. Govan erkannte zwischen den Untertanen auch die enorme Statur seines Bruders Krutor, der ein Seil hielt, an dem sonst zehn Mann zerrten.
    Selbst nach seinem Tod mobilisiert er die Menschen wie keiner jemals vor ihm . Der Tadc stützte eine Hand an den Fensterrahmen und lehnte seinen Kopf an. Ich glaube,Mortvas Einschätzung, dass man meinen Vater vergessen wird, ist ein Trugschluss. Also muss ich alles unternehmen, um größer als Lodrik Bardri¢ zu sein, ganz gleich wie. Ich werde ihn durch meine Taten aus dem Bewusstsein der Menschen drängen.
    Er warf einen Blick über die Schulter nach hinten und musterte den leeren Saal mit den vielen Stühlen, in dem sich einst die Brojaken und Adligen des Landes getroffen hatten, um dem Kabcar Vorschriften zu machen und die Geschicke nach eigenem Gutdünken zu lenken.
    Die Brojaken waren eine durchaus praktische Gruppe von Menschen, die Govan für seine Zwecke einzuspannen gedachte. Seine Mutter hatte mit der Neugründung der Adelsstände die Vorarbeit geleistet, seine Schwester würde sie vollenden. Die Rückkehr zum alten System und die restlose Aufhebung aller Reformen seines Vaters hatte er schon beschlossen, als er noch ein kleiner Junge gewesen war und die Geschichten über das »alte« Tarpol gelesen hatte.
    Alle, die Macht haben, sollten sie entsprechend einsetzen. Furcht regiert besser als alles andere. Furcht und Gold. Beides kann ich in Maßen verbreiten, wenn mir danach ist.
    Sein Blick wandte sich wieder dem Geschehen auf dem Platz zu, wanderte über die geschäftige Menge hinweg und fixierte die Fassade der Kathedrale, die, obwohl schon fertig gestellt, wieder mit Stützwerken, Gestellen und Verstrebungen umgeben war. Er hatte nämlich angeordnet, ein paar stilistische Neuerungen anbringen zu lassen.
    Von diesen Veränderungen hatte er eines Nachts geträumt.
    Er war in dieser Illusion um das Gebäude geflogen, das so ganz anders, noch düsterer und finsterer aussah, wie es sich bisher präsentierte. Und genauso wollte er die Kathedrale haben, mit der er noch Großes beabsichtigte.
    Damit nicht genug.
    Die Pläne zur Umänderung der Hauptstadt lagen schon in den Schubladen bereit, seine Architekten mussten ohne Unterlass an den Reißbrettern sitzen, bis der Thronfolger nach zwei Wochen zufrieden nickte. Sobald er auf dem Thron saß, würde sich innerhalb eines Jahres das Gesicht Ulsars gehörig wandeln.
    Govan verschwendete keine Zeit.
    Er wollte sich und seine Macht wie Wasser nach allen Seiten ausbreiten, und das mindestens genauso unaufhaltsam, notfalls auch so zerstörerisch wie das Naturelement. Ulldart wird der Mittelpunkt meines Imperiums .
    Natürlich wollte er eine Frau an seiner Seite, die ihn ohnehin schon unterstützte. Doch ihr Herz wahrhaftig zu entflammen war ein Kunststück, das ihm trotz aller Magie noch nicht gelang.
    Dafür musste er zusehen, wie sich andere wie die Bienen um seine Schwester sammelten, in der Hoffnung, von ihrem Nektar zu kosten und sich mehr als nur über ihren betörenden Anblick zu erfreuen.
    Auch er wünschte sich genau das.
    Govans Atem ging schwer, die Gedanken wühlten sein jähzorniges Temperament auf. Seine Kräfte wisperten ihm lockend zu, dass er ihnen freien Lauf lassen möge. Gelegentlich tat er das auch, gönnte sich gewaltige Eruptionen und fing die vernichtenden Energien in spektakulären Effekten ab.
    Doch im Augenblick war er nicht in Stimmung für derlei Spielereien. Es verlangte ihn danach, etwas restlos auszulöschen, jedoch nicht mitten in der Hauptstadt.
    »Hoher Herr, hier seid Ihr.« Mortva Nesreca trat an ihn heran. »Ich wollte die Vorbereitungen für die Krönungsfeierlichkeiten in einer Woche mit Euch besprechen.« Das dämonische

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