Die Quellen Des Bösen
Garderobe wahrscheinlich wieder einen Schneider in den Wahnsinn getrieben hatte, lustwandelte an den Porträts ihrer gemeinsamen Ahnen entlang, ein Glas Wein in der Hand.
»Zvatochna! Geliebte Schwester!« Rasch stellte er das Trinkgefäß zur Seite, breitete die Arme aus und lief auf sie zu.
Ein inniges Seufzen entrang sich seinem Mund, als sie sich umfassten, und seine Lippen pressten sich länger und heftiger auf die ihrigen, als es einem Bruder gestattet war. Er drückte sie an sich und schien sie nicht mehr loslassen zu wollen.
»Ich habe dich so sehr vermisst«, raunte er ihr ins Ohr und roch an ihrem Hals. »So sehr.« Endlich lockerte er seinen beinahe gewaltsamen Griff und drückte Krutor kurz. »Es ist sehr schön, euch beide gesund und munter wieder zu sehen.« Er lotste sie an einen Tisch, auf dem Kleinigkeiten und Tee angerichtet standen. »Eine Stärkung. Zum Aufwärmen, nach der Fahrt durch mein doch stellenweise recht kühles Reich.«
Krutor häufte sich Törtchen und Kekse auf den Teller und hinderte mit der freien Hand den Lakaien daran, ihm einzugießen. »Das kann ich selbst«, bestand er darauf. »Du musst nicht alles für mich machen.«
»Ach, ja, das hat mir irgendwie gefehlt«, lächelte Govan und warf begierige Blicke auf die Gestalt seiner Schwester. Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Erzählt mir von euren Abenteuern.«
Zvatochna musste eingestehen, dass die gute Laune des Kabcar sie angesichts der schlechten Neuigkeiten überraschte. Sie schob es auf ihre Wirkung . Er muss bereits davon gehört haben, was vorgefallen ist. Sein Zorn wird schon verraucht sein. Knapp schilderte sie die Schwierigkeiten, die man im Süden mit den Kensustrianern hatte, und legte ihre Pläne zur passenden Antwort auf die Niederlage dar, die im Sommer in die Tat umgesetzt werden sollten.
»Bis dahin müssten die Freiwilligen an Ort und Stelle eingetroffen sein. Auch neue Offiziere stehen uns zur Verfügung. Die Kensustrianer haben bei ihren Attacken die höheren Ränge gezielt angegriffen, um die restlichen Einheiten zu verwirren und kopfscheu zu machen.« Sie biss vornehm ein Stückchen vom Gebäck ab. »Wir werden beweisen, dass wir ebenfalls andere Taktiken beherrschen als nur die Feldschlacht. Wenn dieser Schlag ihnen nicht das Genick bricht, so wird es sie wenigstens nachdenklich machen. Sie mögen unverwundbar sein, wie es die Abergläubischsten im Heer erzählen. Aber ihr Land ist es nicht.«
Der Kabcar setzte die Tasse ab und applaudierte begeistert. »Sehr gut, liebe Schwester. Ich sehe schon, es wird schwer, das kleine Rennen gegen dich zu gewinnen.«
»So geübt ist sie im Laufen auch wieder nicht«, meinte Krutor und schlürfte an seinem Tee. »Du kannst sie schaffen.«
»Würdest du es mir erklären, Govan?«, verlangte sie freundlich. »Ein Rennen, ohne das Ziel zu nennen, ist nicht unbedingt redlich.«
»Der Hohe Herr meinte damit«, erklang die Stimme des Konsultanten, der wie aus dem Nichts hinter einer Säule hervortrat, »dass Ihr, hoheitliche Tadca, Kensustria erobert haben solltet, bevor er die gesamte Ostküste Kalisstrons in seinen Besitz gebracht hat.« Tief verneigte sich Mortva Nesreca vor den Neuankömmlingen. »Willkommen zu Hause, hoheitliche Tadca und hoheitlicher Tadc. Wir haben uns alle nach Euch gesehnt.«
Die langen silbernen Haare glitten ein wenig nach vorn und hingen wie Fäden von geronnenem Quecksilber bis unterhalb der Schulterblätter auf seinen Rücken hinab, als er sich aufrichtete.
»Ein militärischer Wettlauf«, begriff Zvatochna. »Du gehst davon aus, dass die Flotte mit den Kalisstri leichtes Spiel hat?«
»Ich bereite mir die Spielfläche dort ein wenig vor, bevor ich meine Leute antreten lasse«, erklärte Govan verschmitzt. »Die Kalisstri werden nicht wissen, wie ihnen geschieht. Die Hinterhältigkeit der Palestaner und ihr Geschick, durch Intrigen Unsicherheit zu verbreiten und Menschen zu etwas anzustiften, wurde jahrelang unterschätzt.« Er beugte sich vor, noch immer lagen seine Finger auf ihrem Handrücken. »Willigst du in unsere kleine Abmachung ein?«
»Was bekommt denn der Sieger?«, warf der Tadc ein.
»Ein sehr guter Hinweis«, lobte Nesreca den Krüppel. »Der Hohe Herr hat sehr gut aufgepasst.«
Govan betrachtete ihr betörendes Antlitz. »Jeder verspricht dem anderen, ihm einen Wunsch zu gewähren. Was immer es sei.«
»Was immer?«, wiederholte sie ungläubig. »Nun, das ist sehr gewagt, wie ich finde.« Dann lachte sie
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