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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zug.
    Vor Überraschung kam Tokaro der Scheibe so nahe, dass er mit der Stirn dagegen prallte.
    Hastig zog er den Kopf zurück.
    Da sitzt der ärgste Feind Ulldarts. Und ausgerechnet jetzt habe ich die aldoreelische Klinge nicht dabei, fluchte er innerlich und schaute sich um, wohin er fliehen könnte.
    In seiner Not erklomm er die Fassade des Schlösschens weiter, klammerte sich an den Natursteinen fest und huschte im letzten Moment hinter einer Statue in Deckung, als die Türen geöffnet wurden und zwei Offiziere ins Freie traten. Aufmerksam suchten sie den Dachgarten ab, ohne einen Hinweis zu bemerken.
    Währenddessen betrachtete der Ritter die Steinfigur, hinter der er kniete, und musste sich ein Lachen verkneifen. Sie zeigte Perdór, wie er eine Praline stolz in die Höhe hielt, als wäre sie ein Diamant. Das lebensechte Bäuchlein gewährte genügend Schutz vor den wachsamen Blicken.
    Irgendwann hörte er das Klappern der Türen. Die Tzulandrier waren zum Tisch zurückgekehrt.
    Er entspannte sich und lehnte sich gegen den steinernen König. Er will sie heiraten. Allein das wäre ein Grund, ihn umzubringen.
    Seine Gefühle gerieten in Aufruhr. Der Anblick der anmutigen und begehrenswerten Kabcara, die sie nun war, löste alte Empfindungen aus, die nicht sein durften. Und die Ankündigung des wahnsinnigen Bruders machte es nicht wesentlich besser.
    Ihre Vermählung schmerzte ihn so oder so, aber sich vorzustellen, dass sie ihre Jungfräulichkeit an diese Spottgeburt von Herrscher hergab, machte ihn fassungslos.
    »Beruhige dich«, sagte er zu sich selbst und schlug sich gegen die Wangen. »Tu das, was man dir aufgetragen hat. Und vergiss sie endlich. Sie hat dich ja auch vergessen.«
    Er betete kurz zu Angor und kroch im Schatten der Schornsteine das Dach hinauf. Dort setzte er sich rittlings auf den Hauptfirst und zählte die Zelte, die Lagerfeuer, ritzte die Zahlen mit einem Stück Stein aus dem Schlot auf eine lockere Dachschindel, baute sie aus und steckte sie unter die Lederrüstung.
    Anschließend suchte er sich den Rauchfang ohne Qualm aus und zwängte sich in den verrußten Schacht. Konzentriert kletterte er nach unten, bis sich ein Stein löste und er ins Rutschen kam.
    Zu seinem Glück landete in der Küche. Mit beiden Füßen stand er in einem großen Kessel erkalteter klarer Suppe, während schwarze Ascheflöckchen auf ihn herabrieselten.
    Ich wollte zwar etwas zu essen, aber doch nicht so. Fluchend stieg er aus dem ungewollten Bad, das ihm bis zu den Oberschenkeln reichte.
    Ein feuchte Spur hinter sich verbreitend, schnappte er sich einen Leinensack und suchte nach der Treppe in die Gewölbe. Kurz darauf stand er in der wahren Schatzkammer von Perdór.
    Die Köstlichkeiten standen säcke- und kistenweise herum. Tokaro packte sich Obst ebenso ein wie duftendes Brot und einige Flaschen Wein und Naschwerk, das er Perdór bringen wollte. Aus der Räucherkammer, die er neben der Küche fand, schnitt er sich Schinken und Würste ab, bis kein Platz mehr in dem Beutel war.
    Das reicht wieder für ein paar Tage.
    Die Tür hinter ihm schwang auf, Kerzenschein fiel in den Raum. Tokaro, der in der Kammer zwischen den Wurstschlangen stand, erstarrte.
    Er hörte schlurfende Schritte, ein Mann gähnte. Ein Holzbrett klapperte, ein Messer wurde gewetzt. Die Füße näherten sich seinem Versteck, eine Hand langte aufs Geratewohl in den kleinen Raum und fischte nach den Räucherwaren.
    Da der Ritter die vorderen Reihen geleert hatte, fand der Mann nichts.
    Schnell hielt Tokaro ihm eine Wurst hin, die Finger fassten zu. Der Mann grunzte zufrieden und kehrte an die Anrichte zurück. Brummend kehrte er zurück, das Spiel wiederholte sich. Dieses Mal reichte ihm der Ritter einen Schinken.
    Lass ihn weiterschlafen, Angor!, richtete er ein Stoßgebet an seinen Gott, während er Blut und Wasser schwitzte.
    Er lugte um die Ecke und sah einen Bediensteten im Schlafrock mit dem Rücken zu ihm am Tisch stehen, der dösend Wurst und Schinken in Scheiben schnitt und sie auf einem Tablett zu einem Imbiss anrichtete. Dass der halbe Boden voller Suppe und Spuren war, hatte der schlaftrunkene Mann noch nicht bemerkt.
    Auf Zehenspitzen schlich sich der junge Mann mit den blauen Augen zum Ausgang.
    Lachend wurde die Tür aufgestoßen, ein paar Tzulandrier schickten sich an, die Küche zu betreten.
    »Wo bleibt unser Nachtisch?«, meinte der Vorderste fröhlich, hielt in der Bewegung inne und musterte Tokaro. Es war ausgerechnet der

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