Die Quellen Des Bösen
Selidan, den er vor versammelter Mannschaft blamiert hatte. »Dieb!«, zischte er und langte nach dem Beil.
»Euer Dessert«, stieß der junge Ritter aus und schlug ihm den Sack mit dem Proviant über den Schädel. Schinken, Weinflaschen und anderes Essen ergaben zusammen ein stattliches Gewicht, der Aufprall zwang den Offizier auf den Fußboden. »Wohl bekomm’s.«
Seine beiden Begleiter sprangen über den Bewusstlosen, rissen ihre Waffen heraus und stürmten auf Tokaro zu. Als sie auf die Mündung der Handbüchse blickten, bremsten sie abrupt ab.
»Was ist denn, meine Herren? Keinen Mut? Es ist doch nur eine Kugel im Lauf«, meinte Tokaro wölfisch grinsend, schwenkte die Waffe von einem zum anderen. »Einer von Euch beiden könnte mich schnappen. Govan würde es Euch sicherlich danken.«
Eine Pfanne traf mit einem vernehmlichen Laut auf den Hinterkopf. Der Schlag reichte nicht aus, um ihn auszuschalten, doch in einem Reflex drehte er sich nach dem Angreifer um. Sofort hob der Mann im Schlafrock die Arme nach oben und warf das Küchenutensil weg.
Der Ritter wollte etwas sagen, da warfen sich die beiden Offiziere gegen ihn und schleuderten ihn gemeinsam zu Boden.
Er sah, wie einer der Tzulandrier den Stiel der Pfanne zu fassen bekam und ausholte. Die schwarze Unterseite kam rasend schnell näher, wurde größer und größer, bis sie gegen seine Stirn hämmerte.
Dieses Mal wurde er ohnmächtig.
Der junge Ritter erwachte in einem Gewölbe, in dem es fürchterlich stank. Er lag auf einer Schicht faulendem Stroh. Stöhnend richtete er den Oberkörper auf. Dann rieb er sich das getrocknete Blut, das von der Platzwunde an seiner Stirn stammte, aus dem Auge und versuchte, das Pochen in seinem Schädel zu ignorieren.
Um ihn herum kauerten verdreckte Männer, die teilweise in Ketten lagen, andere waren mit Handschellen an den Wänden fixiert worden. Nur wenige Lichtstrahlen fielen von außen durch die schmalen, vergitterten Fenster. Eine große Front aus Eisenstäben schloss das Gefängnis in die andere Richtung ab. Dort hockten zwei Wachen.
Tokaro blickte an sich herab, er trug nur noch seine einfache Kleidung. Seine Rüstung, Schuhe und Waffen fehlten, der Anhänger Zvatochnas war ebenfalls verschwunden. »Na, wunderbar.«
»Uns gefällt es auch sehr gut hier unten«, meinte einer der Mitgefangenen, und ein paar der Umstehenden lachten bitter. »Willkommen in der besten Zimmerflucht von Séràly.«
Eine dritte Wache erschien vor den Gitterstäben und schob Brote sowie Näpfe mit Wasser durch einen Spalt hinein. Tokaro musste nur neben sich langen und bekam einen der Behälter zu fassen.
»Finger weg!« Ein breit gebauter Mann tzulandrischer Herkunft schob sich in sein Blickfeld. »Ich bin der, der hier das Sagen hat. Ich esse zuerst und soviel, wie es mir passt. Danach kommen die anderen.« Er beugte sich vor und tippte gegen das Hemd Tokaros. »Gib es mir.«
»Einverstanden, Freund. Dir geb ich’s, wenn du darauf bestehst.« Ansatzlos schlug der Ordenskrieger auf die Nase des Mannes, dass es knirschte, und trat ihm, als er heulend nach hinten taumelte, in den Schritt, sodass sein Gegner wieder nach vorne klappte. Nach dem zweiten Schlag auf die Gesichtsmitte fiel das Großmaul um und sagte keinen Ton mehr. Die Rechte umklammerte noch immer das geschundene Genital, die Linke hielt sich die Nase.
»Will jemand?«, fragte der Ritter fröhlich und hielt das Tablett mit dem Essen hoch. »Ich glaube, er ist fertig.«
Die Insassen kamen näher, verteilten die karge Kost und warfen dem Neuzugang unsichere Blicke zu. Tokaro übernahm die Aufgabe, diejenigen zu füttern, die wegen der Eisenringe um die Handgelenke ihren Hunger nicht selbst stillen konnten.
Die Wachen klingelten mit den Schlüsseln, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. »He, zarte Seele. Komm her. Wir bringen dich zum Verhör.«
»Oh, damit mich der ¢arije ein bisschen foltern kann, was?« Tokaro zeigte ihnen eine unanständige Geste.
Als er ihren Anordnungen nicht Folge leistete, kamen sie in die Zelle und jagten ihn so lange, bis er keinen Ausweg mehr fand. Nach einer kurzen Schlägerei, aus der er als Unterlegener hervorging, legten sie ihn in Ketten, schleiften ihn die Stufen hinauf in die Wachstube, warfen ihn auf einen Stuhl und gingen hinaus.
Der junge Ritter zog die Nase hoch und schluckte das Blut hinunter. Ich und meine Ideen. Ich hätte auf dem Hügel die Rinde von den Bäumen essen sollen, anstatt den Tollkühnen zu spielen,
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