Die Quellen Des Bösen
erkannte Perdór, wie ernst es seinem Possenreißer war. Gerührt zog er ihn auf die Füße. »Nein, lieber Fiorell. Ich werde mit den Ulldartern fechten. Und wenn ich falle, wirst du König von Ilfaris. Wie gefällt dir das?«
»Da scheiß ich drauf. Aber ein Ungetüm von titanischem Haufen«, grummelte er. »Ich begleite Euch.«
»Was ist das nur für ein Krieg?« Moolpár schüttelte den Kopf. »Wenn schon Hofnarren in die Schlacht reiten.«
»Ich schwöre Euch, Moolpár, damit haben wir die Lacher auf unserer Seite. Heißa, bei uns stirbt es sich lustig«, meinte der Ilfarit zwinkernd voll schwarzem Humor und kniff den Kensustrianer übermütig in die Nase. »Da staunt Ihr, was? Aber morgen gebe ich sowieso den Narren, da darf ich über die Stränge schlagen.«
Der hochgewachsene Krieger betrachtete das ilfaritische Duo. »Ich gestehe, seltsamere Menschen als Ihr beide sind mir noch nie begegnet. Aber es täte mir sehr Leid, auch nur einen von Euch beiden zu verlieren.« Er nickte in die Runde und verschwand.
»Huch!« Fiorell schlug sich überrascht die Hand vor den Mund. »Majestät, wisst Ihr, was ich glaube?«
»Nein.«
»Moolpár der inzwischen Uralte mag uns.«
Schlecht gelaunt saß Zvatochna in dem mit Pelzen gepolsterten Feldstuhl. Sie starrte auf den Docht der flackernden Kerze, die durch Zugluft im üppig ausgestatteten Zelt in Bewegung geriet, und überlegte, welche Optionen ihr im Fall einer Niederlage ihres Bruders blieben.
Nicht, dass sie daran glaubte.
Sobald man in Tûris angelangte und die Unterstützungseinheiten aus Tzulandrien zu ihnen stießen, würden sie den armseligen Haufen Kensustrianer und Ulldarter in ihrem Rücken vernichten.
Doch sollte sich ihr Bruder ein weiteres Mal von seinen schlechten Eigenschaften mitreißen lassen und ihre Strategie über den Haufen werfen, wäre alles im Bereich des Möglichen. Wie sich bei Séràly schmerzlich bewahrheitet hatte.
Nach einer gewaltigen Standpauke an Govan verbat sie sich jeglichen Besuch von ihm in ihrem Zelt. Die Kabcara strafte ihn seither mit Missachtung, und das war bei seinen Gefühlen zu ihr das Schlimmste, was sie ihm antun konnte. Geschenke und Briefe ließ sie zurückgehen.
Zvatochna bot sich durch den Lapsus ihres Bruders eine willkommene Gelegenheit, sich den aufdringlichen jungen Mann, der fest an eine Verbindung zwischen ihnen glaubte, vom Hals zu halten.
Nesreca wurde ihr angekündigt. Mit einem Wink befahl sie der Dienerin, ihn eintreten zu lassen. Gehorsam verneigte er sich vor der Herrscherin über Tarpol.
»Wie geht es Euch, Hohe Herrin?« erkundigte er sich.
»Govan hat Euch geschickt, vermute ich.«
»Als Parlamentaire d’amour gewissermaßen«, bestätigte er ihre Annahme. »Er vergeht, heult wie ein Schlosshund, weil Ihr ihn nicht sehen wollt.« Nesreca zuckte mit den Achseln. »Aber was soll’s. Ärgerlich, dass die Schlacht nicht so verlief, wie wir uns das vorgestellt haben. Damit ist er immer noch am Leben.«
»Das wird so sein, bis wir unsere Verfolger endgültig vernichtet haben«, entschied Zvatochna. »Der ungewöhnlich starke magische Widerstand macht uns mehr zu schaffen, als uns recht sein kann.« Sie betrachtete ihn. »Wieso unternehmt Ihr diesbezüglich nichts?«
»Ich darf nicht«, lehnte der Konsultant ab. »Meine Aufgabe ist es, Dinge in die Wege zu leiten. Vielleicht ein wenig Schicksal zu spielen. Alles andere müsst Ihr und Euer Bruder verwirklichen. Daher zählt besser nicht auf meine bescheidenen Künste.«
Sie schwieg. »Was machen wir, wenn die Kensustrianer uns besiegen?«, erkundigte sie sich so leise, dass er sie fast nicht verstand.
Nesreca setzte sich neben sie. »Hohe Herrin, ich dürfte es Govan nicht sagen, sonst würde er verlangen, zu einem Gott gemacht zu werden … oder ähnlichen Unfug.«
»Den Ihr ihm ins Ohr gesetzt habt.«
»Er wäre auch ohne mich darauf gekommen«, schätzte ihr Gegenüber. »Aber Ihr als vernünftige Frau sollt erfahren, dass Tzulans Macht gewachsen ist. Er wird uns in der nächsten Schlacht zur Seite stehen und unsere Feinde zerschmettern.«
»Wie das?« Der Kopf der Kabcara fuhr in die Höhe.
»Die Anweisungen Eures Bruders, alles Palestanische für den begangenen Verrat zu bestrafen, und dazu die vielen rogogardischen Gefangenen, die in der Kathedrale zu Ulsar ihr Leben für den Gebrannten gaben, haben ihn gestärkt.« Seine Augen loderten voller Begeisterung. »Es kann nicht mehr lange dauern, bis aus seinem Geist wieder eine
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