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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Turnschuhe. Wie soll man denn auf zehn Zentimeter hohen Sohlen schnell laufen können? Ich komme mir vor wie auf Stelzen. Nein wirklich, Butler, sobald wir wieder im Hotel sind, werde ich diese Sachen wegwerfen. Ich vermisse meine Anzüge.«
    Butler bog in eine Straße ein, die »Im Tal« hieß. Dort hatte die Internationale Bank ihren Sitz.
    »Artemis, wenn Sie sich nicht wohl fühlen, sollten wir die Operation vielleicht besser verschieben.«
    Artemis packte den Gameboy in einen Rucksack, in dem sich bereits mehrere typische Teenagersachen befanden. »Auf keinen Fall. Es hat einen Monat gedauert, die nötigen Bedingungen zu schaffen.« Drei Wochen zuvor hatte Artemis der St. Bartleby's School eine anonyme Spende überwiesen, unter der Bedingung, dass die Jungen der achten Klasse von dem Geld eine Reise zum europäischen Schülertreffen in München unternahmen. Der Schulleiter war dem Wunsch des Spenders mit Freuden nachgekommen. Und jetzt, während die anderen Jungen das neue Fußballstadion besichtigten, war Artemis unterwegs zur Internationalen Bank. Direktor Guiney, der Schulleiter, glaubte derweil, dass Butler einen gesundheitlich etwas angeschlagenen Schüler zurück in sein Hotelzimmer fuhr. »Wahrscheinlich deponieren Crane und Sparrow das Bild mehrmals im Jahr woanders. Das würde ich jedenfalls tun. Wer weiß, wo es in sechs Monaten ist.«
    Crane und Sparrow war eine englische Anwaltskanzlei, die als Deckung für ein überaus erfolgreiches Einbruchs- und Hehlerunternehmen diente. Artemis hatte seit langem den Verdacht gehegt, dass die beiden Inhaber den Elfendieb besaßen, und dieser Verdacht war einen Monat zuvor bestätigt worden, als ein Privatdetektiv, der routinemäßig mit der Überwachung von Crane und Sparrow beauftragt war, berichtete, er habe beobachtet, wie die beiden eine Gemälderolle in die Internationale Bank brachten. Vermutlich der Elfendieb.
    »Womöglich bekomme ich eine solche Chance erst wieder, wenn ich erwachsen bin«, fuhr der irische Junge fort. »Und so lange kann ich auf gar keinen Fall warten. Franz Hermann war achtzehn, als er den Elfendieb stahl, und diesen Rekord will ich brechen.«
    Butler seufzte. »Der Verbrecherlegende zufolge hat Hermann das Bild 1927 gestohlen. Er hat sich damals einfach nur eine Aktentasche geschnappt. Heutzutage ist das Ganze etwas komplizierter. Wir müssen ein Schließfach in einer der sichersten Banken der Welt aufbrechen, und noch dazu am helllichten Tag.«
    Artemis Fowl lächelte. »Ja. Viele würden sagen, das ist unmöglich.«
    »In der Tat«, sagte Butler und navigierte den Hummer in eine Parklücke. »Jedenfalls vernünftige Leute. Vor allem für jemanden, der auf einem Schulausflug ist.«
     
    * * *
     
    Sie betraten die Bank durch die Drehtür, voll im Blickfeld der Überwachungskameras. Butler ging voran und marschierte zielstrebig über den goldgeäderten Marmorfußboden auf den Empfangstresen zu. Artemis schlurfte hinterher, wobei er zu irgendwelchen Klängen auf seinem tragbaren CD-Spieler mit dem Kopf wippte. In Wirklichkeit war der CD-Spieler leer. Artemis trug eine verspiegelte Sonnenbrille, die seine Augen verdeckte, ihm aber gestattete, die Innenräume der Bank unbemerkt zu mustern.
    In gewissen Kreisen war die Internationale Bank berühmt dafür, dass sie die sichersten Schließfächer der Welt hatte, die Schweiz eingeschlossen. Es gab Gerüchte, dass sich, falls man sämtliche Schließfächer der Internationalen Bank aufbrach und den Inhalt auf den Boden warf, ungefähr ein Zehntel des weltweiten Reichtums auf den Marmorfliesen stapeln würde. Edelsteine, Inhaberschuldverschreibungen, Bargeld, Besitzurkunden, Kunst. Und mindestens die Hälfte davon ihren rechtmäßigen Besitzern entwendet. Doch Artemis war nicht an diesen Dingen interessiert. Vielleicht nächstes Mal.
    Butler blieb am Empfangstresen stehen und warf einen breiten Schatten über den LCD-Bildschirm, der dort stand. Der dünne Mann, der an dem Computer gearbeitet hatte, hob den Kopf, um sich zu beschweren, unterließ es dann jedoch. Diese Wirkung hatte Butlers wuchtige Erscheinung öfter.
    »Was kann ich für Sie tun, Herr...?«
    »Lee«, erwiderte Butler. Er sprach fließend Deutsch. »Colonel Xavier Lee. Ich möchte mein Schließfach öffnen.«
    »Sehr wohl, Colonel. Selbstverständlich. Mein Name ist Berthold, und ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung.«
    Berthold öffnete mit einer Hand Colonel Xavier Lees Datei auf seinem Computer, während die andere einen Stift

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