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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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glaube, ich weiß.« Artemis schob den Zeigefinger unter die Oberlippe und hob sie hoch. Zwei Metallbänder liefen über seine Zähne.
    »Eine Zahnspange. Das kann sein«, sagte Kurt. »Der Detektor ist hochempfindlich.«
    Artemis nahm den Finger aus dem Mund. »Soll ich die vielleicht auch rausnehmen? Dazu bräuchte ich allerdings 'nen Meißel.«
    Kurt glaubte ihm unbesehen. »Nein, ich denke, das ist in Ordnung. Geh einfach durch. Aber benimm dich da drinnen. Das ist ein Tresorraum, kein Spielplatz.« Er wies auf eine Kamera über ihren Köpfen. »Denk dran, ich beobachte dich.«
    »Beobachten Sie, so viel Sie wollen«, sagte Artemis großspurig.
    »Keine Sorge, mein Junge, das tue ich. Wenn du eine von den Türen auch nur anspuckst, lasse ich dich rauswerfen. Zur Not mit Gewalt.«
    »Meine Güte, Kurt«, sagte Berthold. »Jetzt spiel dich doch nicht so auf. Du bist hier nicht im Fernsehen.« Er führte sie zum Eingang des Tresorraums. »Ich muss mich für Kurt entschuldigen. Er hat die Zulassung zum Sondereinsatzkommando nicht geschafft und ist bei uns gelandet. Manchmal denke ich, er wartet nur darauf, dass jemand hier einbricht, damit endlich mal was los ist.«
    Die Tür war eine runde Stahlscheibe mit mindestens fünf Meter Durchmesser. Trotz ihrer Größe schwang sie auf Bertholds Berührung mit Leichtigkeit auf.
    »Perfekt ausbalanciert«, erklärte der Bankmann. »Ein Kind könnte sie öffnen - bis halb sechs, dann wird sie für die Nacht verschlossen. Selbstverständlich ist der Tresorraum mit einem Zeitschloss versehen. Bis acht Uhr dreißig kann niemand die Tür öffnen. Nicht einmal der Bankdirektor.«
    Hinter der Eingangstür erstreckten sich endlose Reihen von stählernen Schließfächern in allen erdenklichen Formen und Größen. In jeder der Türen befand sich ein einzelnes, rechteckiges Schlüsselloch, das von einem Leuchtring aus Glasfaser umgeben war. In diesem Moment leuchteten alle Schlösser rot.
    Berthold zog einen Schlüssel aus der Tasche, der mit einem Stahlkabel an seinem Gürtel befestigt war. »Natürlich ist die Form des Schlüssels nicht das Einzige, worauf es ankommt«, sagte er und führte den Schlüssel in ein Zentralschloss ein. »Die Schlösser sind außerdem noch über einen Mikrochip gesichert.«
    Butler holte einen ganz ähnlichen Schlüssel hervor.
    »Sind Sie bereit?«
    »Jederzeit, Colonel.«
    Butler fuhr mit den Fingern über mehrere Schließfächer, bis er bei Nummer 700 angekommen war. Er steckte seinen Schlüssel ins Schloss. »Fertig.« »Dann auf mein Kommando. Drei, zwei, eins - jetzt.«
    Beide Männer drehten gleichzeitig ihren Schlüssel herum. Die Prozedur mit dem Zentralschloss verhinderte, dass ein Dieb ein Schloss mit einem einzigen Schlüssel öffnen konnte. Wenn die beiden Schlüssel nicht innerhalb einer Sekunde gedreht wurden, öffnete sich das Schließfach nicht.
    Der Leuchtring an beiden Schlössern wechselte auf Grün, und die Tür von Butlers Schließfach sprang auf.
    »Danke, Berthold«, sagte Butler und griff in das Fach.
    »War mir ein Vergnügen, Colonel«, erwiderte Berthold und deutete eine Verbeugung an. »Ich warte draußen. Trotz der Kameras muss ich alle drei Minuten zur Überprüfung hereinkommen. Wir sehen uns also in einhundertachtzig Sekunden.«
    Sobald der Bankangestellte den Raum verlassen hatte, warf Artemis seinem Leibwächter einen fragenden Blick zu.
    »Alfonse?«, murmelte er aus dem Mundwinkel. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich mir einen Namen für meine Rolle ausgesucht hatte.«
    Butler schaltete die Stoppfunktion an seiner Armbanduhr ein.
    »Ich habe improvisiert, Artemis. Ich dachte, die Situation erforderte es. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sie sind sehr überzeugend als unausstehlicher Teenager.«
    »Danke, alter Freund. Ich gebe mir Mühe.«
    Butler nahm einen Bauplan aus dem Schließfach und faltete ihn auseinander, bis er fast zwei Quadratmeter maß. Er hielt ihn mit ausgestreckten Armen vor sich und tat so, als studiere er die Zeichnung auf dem Papier.
    Artemis warf einen Blick auf die Kamera an der Decke.
    »Heben Sie Ihren Arm noch fünf Zentimeter, und treten Sie einen Schritt nach links.«
    Butler folgte der Anweisung unauffällig, indem er die Bewegungen mit einem Husten und einem Ausschütteln des Plans kaschierte.
    »Gut. Perfekt. Bleiben Sie genau da.«
    Als Butler bei seinem letzten Besuch das Schließfach angemietet hatte, hatte er mit einer Knopfkamera zahlreiche Fotos vom Tresorraum

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