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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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machen müssen.
    »Artemis kommt als Nächster dran«, sagte sie. Sie holte tief Luft, hielt den Atem an und drückte auf den Abzug.
    Holly traf den roten Punkt. Sie war absolut sicher. Die Ladung bohrte sich in das Gerät und breitete sich auf der Metalloberfläche aus wie ein winziges Buschfeuer.
    »Getroffen«, rief sie Opals Bild zu. »Ich habe den Punkt getroffen!«
    Koboi zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich fand, Sie waren eine Spur zu tief. Pech gehabt. Vielleicht beim nächsten Mal.«
    »Nein!«, schrie Holly.
    Der Countdown auf Roots Brust tickte jetzt schneller als zuvor, die Zahlen rasten hindurch. Es waren nur noch Sekunden übrig.
    Mühsam richtete der Commander sich auf und schob das Visier seines Helms hoch. Seine Augen waren ruhig und furchtlos. Er lächelte Holly voller Wärme zu. In seinem Gesicht lag kein Vorwurf. Ausnahmsweise lag nicht einmal ein Hauch fiebriger Röte auf seinen Wangen.
    »Alles Gute«, sagte er, und dann sprang eine orangerote Flamme aus der Mitte seiner Brust.
     
    * * *
     
    Die Explosion sog die Luft aus dem Tunnel und fraß den Sauerstoff. Flammen loderten in allen Farben auf wie das Gefieder kämpfender Vögel. Holly wurde von der Wucht der Druckwellen, die alles im Umkreis des Commanders niedermähten, hintenüber geschleudert. Etliche Mikrofasern in ihrem Anzug zerbarsten unter dem Druck und der Hitze, die Helmkamera flog aus ihrer Halterung und trudelte in den Abgrund des Schachts.
    Auch Holly selbst wurde in den Schacht gewirbelt wie ein Zweig in einem Zyklon. Die Schallschwämme in ihren Ohren versiegelten automatisch die Gehörgänge, als der Knall der Explosion der Druckwelle folgte. Der Commander war in einem Feuerball verschwunden. Er war tot, daran gab es keinen Zweifel. Auch Magie konnte ihm jetzt nicht mehr helfen. Manche Dinge lassen sich nicht mehr reparieren.
    Alles, was sich im Zuleitungstunnel befand, einschließlich Root und Scalene, zerbarst in einer Wolke aus Staub und Splittern, die von den Felswänden abprallten. Die Wolke folgte dem Weg des geringsten Widerstands, was natürlich der Weg war, den Holly genommen hatte. Sie schaffte es gerade noch, ihre Flügel zu aktivieren und ein paar Meter aufzusteigen, bevor ein fliegendes Metallstück ein Loch in die Schachtwand unter ihr bohrte.
    Holly schwebte in dem riesigen Schacht, und das Geräusch ihres Atems dröhnte in ihrem Helm. Der Commander war tot. Es konnte nicht wahr sein. Einfach so, weil eine rachsüchtige Wichtelin es gewollt hatte. Hatte das Gerät überhaupt eine Schaltfläche gehabt? Oder hatte sie tatsächlich danebengetroffen? Sie würde es vermutlich nie herausfinden. Aber für die Beobachter von der ZUP musste es so ausgesehen haben, als hätte sie ihren Commander erschossen.
    Holly blickte nach unten. Die Überreste der Explosion wirbelten Richtung Erdkern. Als sie sich der wogenden Magmamasse näherten, ließ die Hitze jedes Teilchen in Flammen aufgehen, sodass sämtliche Überreste von Julius Root buchstäblich eingeäschert wurden. Einen winzigen Moment leuchteten die Partikel golden auf, als regnete es Millionen von Sternen.
    Holly schwebte ein paar Minuten lang auf der Stelle und versuchte zu begreifen, was passiert war. Sie konnte es nicht. Es war zu schrecklich. So fror sie den Schmerz und die Schuldgefühle ein, um sich später damit auseinander zu setzen. Jetzt musste sie erst mal einen Befehl ausführen. Und sie würde ihn ausführen, koste es, was es wolle, denn es war Julius Roots letzter Befehl gewesen.
    Holly beschleunigte ihre Flügel und flog durch den gewaltigen, verkohlten Schacht nach oben. Sie musste zwei Menschenwesen retten.

Kapitel 4
     
    Bruchlandung
     
     
    München.
     
    München im Berufsverkehr war wie jede andere Großstadt in der Welt: restlos verstopft. Trotz der U-Bahn, einem schnellen und komfortablen Verkehrsmittel, zog der Großteil der Bevölkerung die Ungestörtheit und Bequemlichkeit des eigenen Autos vor, was dazu führte, dass Artemis und Butler während des gesamten Wegs von der Internationalen Bank zum Hotel Kronski im Stau standen.
    Normalerweise konnte Master Artemis Verzögerungen nicht leiden. Aber heute war er zu sehr mit seiner neuesten Eroberung beschäftigt, dem Elfendieb , der noch immer in der durchsichtigen Plastikrolle lag. Artemis konnte es kaum erwarten, sie zu öffnen, aber es war gut möglich, dass die Vorbesitzer, Crane und Sparrow, den Behälter mit einer verborgenen Sprengvorrichtung versehen hatten. Es waren zwar keine

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