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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Außenseite der Fensterbank.
    »Er kann nicht hinein«, murmelte Artemis geistesabwesend. Dann zuckte er überrascht zusammen. Woher wusste er das? Für gewöhnlich äußerte er keine Annahmen, ohne über einen gewissen Datenhintergrund zu verfügen.
    Locker bleiben, sagte er sich. Es war nur eine Vermutung. Vielleicht hatte er bei seinen Forschungen im Internet eine entsprechende Information aufgeschnappt.
    Artemis konzentrierte sich wieder auf das Bild. Er hatte es geschafft. Der Elfendieb gehörte ihm, zumindest vorläufig. Er nahm ein Skalpell aus seinem Koffer und kratzte ein winziges Bisschen Farbe vom Rand des Bildes. Dann gab er den Krümel in ein Röhrchen und etikettierte es. Diese Probe würde er an die Technische Universität in München schicken, die einen der riesigen Spektrometer besaß, die für die Datierung nach der C-14-Methode nötig waren. Artemis hatte dort eine Kontaktperson. Der Karbontest würde bestätigen, dass das Bild, oder zumindest die Farbe, tatsächlich so alt war, wie sie sein sollte.
    »Butler«, rief er seinem Leibwächter zu, der im Nebenraum der Suite war, »bitte bringen Sie diese Probe zur Universität. Denken Sie dran, geben Sie sie nur Christina persönlich, und sagen Sie ihr, es eilt.«
    Einen Moment herrschte Stille, dann kam Butler mit weit aufgerissenen Augen durch die Tür gestürzt. Er sah nicht aus wie jemand, der eine Farbprobe abholen wollte.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Artemis.
    Zwei Minuten zuvor hatte Butler in einem seltenen Moment der Selbstbetrachtung seine Hand vor das Fenster gehalten. Er starrte die Hand an, als könnten sein Blick und das Sonnenlicht seine Haut durchsichtig machen. Er wusste, irgendetwas an ihm war verändert. Etwas, das unter der Haut verborgen war. Seit ein paar Monaten fühlte er sich merkwürdig. Älter. Vielleicht machten sich allmählich die Jahrzehnte harten körperlichen Einsatzes bemerkbar. Obwohl er erst vierzig war, schmerzten nachts seine Knochen, und seine Brust fühlte sich an, als trüge er die ganze Zeit eine schusssichere Weste. Er war längst nicht mehr so schnell wie mit fünfunddreißig, und selbst sein Geist schien an Schärfe zu verlieren. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab... Genau wie jetzt , schalt sich der Leibwächter im Stillen.
    Butler dehnte seine Finger, rückte die Krawatte zurecht und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Er war alles andere als zufrieden mit der Sicherheit der Hotelsuite. Hotels waren der Albtraum eines jeden Leibwächters. Dienstaufzüge, abgelegene obere Etagen und mangelhafte Fluchtwege machten es ihm nahezu unmöglich, für die Sicherheit seines Prinzipals zu sorgen. Natürlich war das Kronski luxuriös und das Personal zuverlässig, aber das waren nicht die Dinge, auf die Butler bei einem Hotel Wert legte. Er hätte am liebsten ein Zimmer im Erdgeschoss gehabt, ohne Fenster und mit einer zwanzig Zentimeter dicken Stahltür. Doch solche Zimmer gab es natürlich nirgends, und selbst wenn er eines gefunden hätte, würde Artemis zweifellos darüber die Nase rümpfen. Also musste Butler sich mit dieser Suite im dritten Stock begnügen.
    Artemis war nicht der Einzige mit einem Koffer voller Instrumente. Butler klappte ein schmales, verchromtes Modell auf, das auf dem Beistelltisch lag. Er besaß ein Dutzend solcher Koffer, die in diversen Großstädten der Welt in Schließfächern lagerten. Jeder von ihnen war voll gestopft mit Überwachungsgeräten, Geräten für die Entdeckung und Ausschaltung von Überwachungsgeräten und diversen Waffen. Er bewahrte sie in verschiedenen Ländern auf, damit er nicht bei jeder Ausreise aus Irland gegen die Ausfuhrbestimmungen verstoßen musste.
    Er nahm einen Wanzensucher heraus und überprüfte damit rasch den Raum, um eventuelle Abhörmikros zu finden. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf die Elektrogeräte: Telefon, Fernseher und Fax. Deren elektronische Strahlung konnte leicht das Signal einer Wanze überlagern, aber nicht mit diesem speziellen Sucher. Der EyeSpy war der beste Wanzensucher auf dem Markt, er konnte ein nadelkopfgroßes Mikro auf achthundert Meter Entfernung orten.
    Nach ein paar Minuten war er zufrieden. Er wollte das Gerät gerade wieder in den Koffer legen, als es ein kleines elektrisches Feld registrierte. Nicht stark, nur ein flackernder blauer Strich auf der Anzeige. Dann hörte der Strich auf zu flackern und wurde leuchtend blau. Ein zweiter Strich begann aufzuflackern. Etwas Elektronisches näherte sich. Die

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