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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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offenbar seinen Sarkasmus wiedergefunden hatte. Er strich sich die nassen Haarsträhnen aus der Stirn und sah sich um. Hinter dem Gedränge am Ufer ragte der Tempel auf und warf einen lang gezogenen, gezackten Schatten auf den Wüstenboden. Das Innere war weit und offen, ohne irgendeinen erkennbaren Schutz vor den Trollen. Der einzige trollfreie Ort war das Dach des Tempels.
    »Können Trolle klettern?«, fragte er spuckend.
    Holly folgte seinem Blick. »Ja, wie große Affen. Aber nur, wenn sie unbedingt müssen.«
    Artemis zog die Stirn kraus. »Wenn ich mich bloß erinnern könnte«, sagte er. »Wenn ich nur wüsste, was ich mal wusste.«
    Holly kämpfte sich zu ihm hinüber und packte ihn am Kragen. Das schäumende Wasser wirbelte sie herum, dass die Plastikscheite auf der Oberfläche tanzten.
    »Wünschen hilft uns nicht weiter, Artemis. Wir brauchen einen Plan, bevor der Filter kommt.«
    »Der Filter?«
    »Das hier ist ein künstlicher Fluss. Er wird durch einen zentralen Tank gefiltert.«
    In Artemis' Hirn leuchtete ein Lämpchen auf. »Ein zentraler Tank! Das ist unser Weg nach draußen.«
    »Bist du verrückt? Ich habe keine Ahnung, wie lange wir dann unter Wasser sind.«
    Artemis sah sich noch ein letztes Mal um, prüfend, berechnend. »In Anbetracht der Umstände bleibt uns nichts anderes übrig.«
    Vor ihnen begann die Strömung zu kreisen und sog sämtlichen Müll von den Ufern ein. In der Mitte des Flusses bildete sich ein Wirbel, dessen Anblick die Trolle zu beruhigen schien. Sie hörten auf zu hämmern und zu schlagen und hockten sich hin, um zuzusehen. Einige liefen noch ein Stück weiter. Das waren die Schlauen, wie sich bald zeigen sollte.
    »Wir folgen der Strömung«, rief Artemis über das Rauschen hinweg. »Wir folgen ihr und hoffen.«
    »Ist das alles? Ist das dein brillanter Plan?« Hollys Anzug knisterte, als das Wasser sich in die Leitungen fraß.
    »Das ist kein Plan, sondern eine Überlebensstrategie«, gab Artemis zurück. Mehr konnte er nicht mehr sagen, weil der Fluss ihn seiner Elfengefährtin entriss und in den Strudel sog.
    Im Griff dieser gewaltigen Kraft kam er sich so unbedeutend vor wie ein kleiner Zweig. Wenn er versuchte, sich dem Wasser zu widersetzen, würde es ihm wie mit einem Fausthieb die Luft aus den Lungen schlagen. Obwohl Artemis den japsenden Mund noch über Wasser hielt, war seine Brust so zusammengedrückt, dass er kaum Luft bekam. Seinem Gehirn fehlte Sauerstoff. Er konnte nicht klar denken. Alles war rund, die Bahn seines Körpers, der Schwung des Wassers. Weiße Kreise und blaue Kreise und grüne Kreise. Seine Füße tanzten winzige, möbius'sche Muster. Riverdance. Ha ha.
    Holly schwamm vor ihm, und die beiden Scheite waren zwischen ihnen aufgespannt wie ein improvisiertes Floß. Sie rief ihm etwas zu, doch er konnte es nicht verstehen. Um sie herum war nur noch Wasser. Wasser und Chaos. Sie hielt drei Finger hoch. Noch drei Sekunden, dann würden sie untergehen. Artemis atmete so tief ein, wie seine zusammengedrückten Lungen es erlaubten. Nur noch zwei Finger. Dann einer. Artemis und Holly ließen die Scheite los, und der Strudel sog sie nach unten wie Spinnen im Abfluss. Artemis versuchte mit aller Macht, die Luft in den Lungen zu behalten, aber das wirbelnde Wasser presste es aus ihm heraus. Eine Spirale von Blasen stieg hinter ihm auf und verschwand Richtung Oberfläche.
    Das Wasser war nicht sonderlich tief oder trübe, aber es bewegte sich so schnell, dass alles vor seinen Augen verschwamm. Hollys Gesicht blitzte neben ihm auf, und das Einzige, was er erkennen konnte, waren ihre großen, haselnussbraunen Augen.
    Der Strudel wurde immer enger und drängte Artemis und Holly zusammen. In einem Wirbel aus Armen und Beinen wurden sie diagonal nach unten gezogen. Sie drückten die Stirn aneinander, um aus dem Anblick des anderen ein wenig Trost zu ziehen. Sekunden später wurden sie mit solcher Wucht gegen das Filtergitter des Abzugsrohrs geschleudert, dass die Metalldrähte Abdrücke auf ihrer Haut hinterließen.
    Holly schlug mit der Hand gegen das Gitter und bohrte ihre Finger durch die Löcher. Das Ding war funkelnagelneu, an den Rändern waren noch die Schweißnähte zu erkennen. Alles andere war alt und zerfallen, aber das Gitter war neu. Koboi!
    Etwas stieß gegen Hollys Arm. Eine Videokapsel. Sie war mit einem Plastikband am Gitter befestigt. Auf dem kleinen, wasserfesten Bildschirm leuchtete Opals grinsendes Gesicht. In einer Endlosschleife sagte sie

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