Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Diggums, der flüchtige kleptomanische Zwerg, war auf seine Weise ebenfalls ein Meister unterirdischer Baukunst. Butler war mit dem Fowl'schen Bentley Richtung Norden gefahren und hielt nun auf Mulchs Anweisung fünfhundert Meter vor dem getarnten Eingang des Shuttlehafens an. So konnte Mulch sich direkt vom Rücksitz in die Erde fräsen. Rasch verschwand er unter einer Schicht saftigem irischem Boden, dem besten der Welt.
    Mulch kannte den Grundriss des Shuttlehafens gut. Er hatte hier mal seinen Vetter Nord aus der Untersuchungszelle befreit, als dieser von der ZUP wegen industrieller Umweltverschmutzung festgenommen worden war. Eine Lehmader lief genau bis zur Wand des Shuttlehafens, und wenn man wusste, wo man zu suchen hatte, fand man eine Platte in der Metallverkleidung, die durch die jahrelange irische Feuchtigkeit fast weggerostet war. Doch in diesem speziellen Fall war Mulch ausnahmsweise nicht daran interessiert, der ZUP zu entkommen. Ganz im Gegenteil.
    Hinter dem holografischen Busch, der den Personaleingang des Shuttlehafens verbarg, kam Mulch wieder an die Oberfläche. Er kletterte aus seinem Tunnel, klopfte den Lehm von seinem Hinterteil, erleichterte sich - ein wenig lauter als unbedingt nötig - von den Grabungsgasen, und wartete.
    Fünf Sekunden später glitt die Eingangstür auf, und vier Hände packten Mulch und zerrten ihn ins Innere des Shuttlehafens. Mulch leistete keinen Widerstand, sondern ließ sich durch einen dunklen Gang in eine Vernehmungszelle schleifen. Man drückte ihn auf einen unbequemen Stuhl, verpasste ihm Handschellen und ließ ihn allein vor sich hin schmoren.
    Doch Mulch hatte keine Zeit zu schmoren. Jede Minute, die er hier damit zubrachte, Insekten aus seinem Bart zu pflücken, war eine Minute, in der Artemis und Holly sich vor den Trollen retten mussten.
    Er sprang vom Stuhl und schlug mit den Handflächen gegen den Überwachungsspiegel, der in die Wand eingelassen war. »Chix Verbil«, brüllte er. »Ich weiß, dass Sie mich beobachten. Ich muss mit Ihnen reden. Es geht um Holly Short.«
    Mulch hämmerte weiter gegen den Spiegel, bis die Zellentür aufschwang und Chix Verbil hereinkam. Chix war der ZUP-Einsatzmann an der Oberfläche. Bei dem Aufstand der B'wa Kell-Koboldbande ein Jahr zuvor war er das erste Opfer gewesen, und ohne Hollys Hilfe hätte die Sache für ihn tödlich geendet. So jedoch hatte er eine Verdienstmedaille bekommen, zahlreiche Fernsehinterviews zur besten Sendezeit und einen ruhigen Oberflächen-Job in E1.
    Chix beäugte den Gefangenen misstrauisch. Seine Flügel waren auf dem Rücken gefaltet, und die Neutrino steckte schussbereit im Halfter. »Mulch Diggums, nicht wahr? Ergeben Sie sich?«
    Mulch schnaubte spöttisch. »Soll das ein Witz sein? Glauben Sie, ich mache mir die Mühe auszubrechen, nur um mich dann einem Feenmann zu ergeben? Wohl kaum, Sie Torfkopf.«
    Verärgert plusterte Chix die Flügel auf und hob ab. »He, jetzt hören Sie mal zu, Sie Zwerg. An Ihrer Stelle würde ich die Klappe nicht so weit aufreißen. Sie sind in meinem Gewahrsam, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte. Die Zelle wird von sechs Sicherheitselfen bewacht.«
    »Sicherheitselfen - dass ich nicht lache! Die wären doch nicht mal imstande, einen Stinkwurm in einem Terrarium zu bewachen. Ich bin aus einem U-Shuttle ein paar tausend Meter unter der Wasseroberfläche entkommen. Aus dieser läppischen Zelle könnte ich mich auf mindestens sechs verschiedene Arten verdünnisieren, ohne auch nur einen Schweißtropfen zu vergießen.«
    Chix schwebte nervös auf der Stelle. »Das möchte ich mal sehen. Sie hätten zwei Neutrino-Ladungen im Hintern, bevor Sie auch nur ihren Kiefer aushaken können.«
    Mulch zog eine Grimasse. Zwerge mögen keine Anspielungen auf ihr Hinterteil. »Schon gut, Cowboy, nur die Ruhe«, sagte er und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. »Wie geht's Ihrem Flügel? Ist die Wunde verheilt?«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Lief doch damals auf allen Kanälen, sogar über den oberirdischen Piratensender. Ich hab mir Ihre hässliche Visage von Chicago aus angesehen.«
    Geschmeichelt fuhr Chix sich durchs Haar. »Chicago?«
    »Genau. Wenn ich mich recht entsinne, sagten Sie, Holly Short hätte Ihnen das Leben gerettet, und Feenmänner vergäßen nie eine Schuld, und falls Holly Sie je brauchen sollte, wären Sie für sie da, koste es, was es wolle.«
    Chix hüstelte nervös. »Das haben die mir doch fast alles diktiert. Und außerdem war das,

Weitere Kostenlose Bücher