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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sogar der einzige Mensch, der sie kennt«, sagte Holly. »Du erinnerst dich bloß nicht daran. Die Tastatur ist ganz normal aufgebaut, von null bis neun, von links nach rechts.«
    »Neun-null-neun«, murmelte Artemis und drückte auf die entsprechenden Tasten. Hollys Handschellen sprangen beim ersten Versuch auf, und das war gut so, denn für einen zweiten hätte die Zeit nicht mehr gereicht. Die Trolle kamen mit erschreckender Geschwindigkeit und Geschicklichkeit die Stufen des Tempels hinuntergestürmt. Sie nutzten das Gewicht ihrer zotteligen Arme, um sich vorwärts zu schwingen, während sie sich gleichzeitig mit ihren muskulösen Beinen abdrückten. Mit dieser Technik konnten sie in einem einzigen Sprung sechs Meter zurücklegen. Die Tiere landeten auf ihren Fäusten und schwangen die Beine für den nächsten Sprung zwischen den Armen hindurch.
    Es war ein geradezu lähmender Anblick. Ein Rudel durchgedrehter Raubtiere, die sich einen flachen, sandigen Hügel hinunterdrängten. Die kräftigsten Männchen nahmen den einfachsten Weg nach unten, indem sie seitlich den Abhang hinuntersprangen. Die Älteren und Heranwachsenden folgten dem Gefälle, ängstlich darauf bedacht, von den anderen nicht gebissen oder mit den Stoßzähnen aufgeschlitzt zu werden. Die Trolle mähten Roboter und Dekoration nieder und stürmten auf das Zelt zu. Ihre Zotteln flogen bei jedem Schritt, und die Augen glühten rot im dämmrigen Licht. Sie hielten den Kopf in den Nacken gelegt, sodass ihr höchster Punkt die Nase war, und die führte sie direkt zu Holly und Artemis. Und was noch schlimmer war: Holly und Artemis konnten die Trolle ebenfalls riechen.
    Holly hakte beide Handschellenpaare an ihren Gürtel. Sie hatten Universalakkus, die auch zum Heizen oder sogar für Waffen benutzt werden konnten. Falls sie und Artemis lange genug lebten. »Los, Menschenjunge, ab ins Wasser.«
    Artemis verzichtete auf Widerspruch oder Fragen, dazu war jetzt keine Zeit. Er konnte nur annehmen, dass Trolle, wie viele andere Tiere, keine begeisterten Schwimmer waren. Er rannte auf den Fluss zu und spürte, wie der Boden unter Hunderten von Füßen und Fäusten vibrierte. Die Trolle hatten ihr Geheul wieder angestimmt, aber diesmal klang es gieriger, hirnlos und brutal, als hätten sie jegliche Kontrolle aufgegeben - sofern sie überhaupt welche besaßen.
    Hastig stürzte Artemis hinter Holly her. Sie lief schnell und geschmeidig und schnappte sich im Laufen einen künstlichen Holzscheit von einem Lagerfeuer. Artemis tat es ihr gleich und klemmte sich den Scheit unter den Arm. Vielleicht würden sie eine ganze Weile im Wasser bleiben.
    Holly sprang kopfüber hinein, in einem eleganten Bogen und fast ohne einen Spritzer. Artemis folgte ihr stolpernd. Für diese Rennerei um sein Leben war er einfach nicht geschaffen. Er besaß ein großes Gehirn, aber seine Arme und Beine waren eher schmächtig, und das war genau das Gegenteil von dem, was man brauchte, wenn Trolle hinter einem her waren.
    Das Wasser war lauwarm, doch der Schluck, den Artemis aus Versehen in den Mund bekam, schmeckte erstaunlich süß. Keine Verschmutzungen, folgerte der winzige Teil seines Hirns, der noch rational dachte. Etwas zerrte an seinem Knöchel und schlitzte Socken und Haut auf. Mit einem Ruck befreite er seinen Fuß und schwamm ein paar Züge. Eine Blutspur hing einen Moment an der Oberfläche, dann riss die Strömung sie davon.
    Holly war in der Mitte des Flusses und paddelte, so gut es ging. Ihr kastanienbraunes Haar stand in Stacheln ab.
    »Bist du verletzt?«, fragte sie.
    Artemis schüttelte den Kopf. Für mehr reichte sein Atem nicht.
    Holly bemerkte das Blut an seinem Knöchel. »Doch, und ich habe keinen Funken Magie mehr, um dich zu heilen. Das Blut ist fast genauso schlimm wie die Lockstoffe. Wir müssen hier weg.«
    Die Trolle am Ufer drehten mittlerweile völlig durch. Sie rammten immer wieder den Kopf auf die Erde und trommelten mit den Fäusten komplizierte Rhythmen.
    »Brunftrituale«, erklärte Holly. »Ich glaube, sie mögen uns.«
    Die Strömung in der Mitte des Flusses war stark und trieb die beiden rasant flussabwärts. Die Trolle folgten ihnen. Einige warfen irgendwelche Geschosse ins Wasser. Eines davon traf Hollys Kunststoffscheit und hätte ihn ihr fast aus dem Arm gerissen.
    Sie spuckte eine Ladung Wasser aus. »Wir brauchen einen Plan, Artemis. Das ist dein Part. Bis hierher habe ich uns geleitet.«
    »Na, wenn's weiter nichts ist«, sagte Artemis, der

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