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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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unverwandt in die Augen. »Ist das alles wirklich wahr, Mulch? Sagen Sie es mir, denn hier geht es um verdammt viel. Das ist kein läppischer Juwelenklau.«
    »Es ist wahr«, sagte Mulch. »Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Chix hätte beinahe laut gelacht. »O klasse, Mulch Diggums gibt mir sein Wort. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen.« Er holte ein paarmal tief Luft und schloss die Augen. »Die Schlüsselkarte ist in meiner Tasche, und der Code steht auf dem Anhänger. Versuchen Sie, nichts kaputtzumachen.«
    »Keine Sorge, ich bin ein ausgezeichneter Pilot.«
    Chix verdrehte die Augen. »Ich meine nicht das Shuttle, Dummkopf, sondern mein Gesicht. Die Ladies mögen mich so, wie ich bin.«
    Mulch holte mit seiner knotigen Faust aus. »Nun, dann wollen wir die Ladies nicht enttäuschen«, sagte er und schlug Chix Verbil aus seinem Stuhl.
     
    * * *
     
    Geschickt filzte Mulch Chix' Taschen. Der Feenmann war nicht wirklich bewusstlos, aber er tat so. Eine kluge Entscheidung. Innerhalb von Sekunden hatte Mulch die Schlüsselkarte gefunden und in seinen Bart geschoben. Ein Knäuel Barthaare schlang sich fest um die Karte und bildete eine wasserfeste Schutzschicht. Außerdem erleichterte er Verbil um seine Neutrino, obwohl das nicht Teil der Abmachung war. Mit zwei großen Schritten sprang Mulch zur Tür und rammte den Stuhl unter die Klinke. Das würde ihm ein paar Sekunden Vorsprung verschaffen.
    Er schlang den Arm um den Wasserspender und knöpfte gleichzeitig mit der anderen Hand seine Poklappe auf. Die Zeit drängte, da die Wachleute, die das Gespräch vermutlich durch den Spiegel verfolgt hatten, bereits an die Tür hämmerten. Ein schwarzes Brandloch fraß sich durch das Türblatt. Sie versuchten, sich mit Lasern hineinzubrennen.
    Mulch riss den Wasserspender aus der Wand, woraufhin sich etliche Liter gekühltes Wasser über den Boden der Vernehmungszelle ergossen.
    »Muss das denn sein«, stöhnte Chix. »Es dauert ewig, diese Flügel zu trocknen.«
    »Ruhe da unten. Sie sind doch bewusstlos.«
    Sobald das Wasser abgeflossen war, kletterte Mulch in das Rohr. Er folgte ihm bis zum ersten Knick, dann trat er gegen das Metall, bis das Anschlussstück sich löste. Lehmklumpen prasselten herunter und blockierten das Rohr. Mulch hakte seinen Kiefer aus. Er war wieder in der Erde. Jetzt konnte ihn niemand mehr kriegen.
    Die Shuttleplattform befand sich auf der unteren Ebene, unmittelbar neben dem eigentlichen Schacht. Mulch fraß sich schräg nach unten, geleitet von seinem unfehlbaren Zwergenkompass. Er war schon mal in diesem Terminal gewesen, und der Grundriss hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, genau wie der jedes anderen Gebäudes, in dem er sich je aufgehalten hatte. Nachdem er sechzig Sekunden Erde gefuttert, Mineralien herausgefiltert und die Reste am anderen Ende wieder ausgestoßen hatte, befand Mulch sich vor einem Luftschacht, der direkt zur Shuttleplattform führte. Der Zwerg konnte über seine Barthaare sogar das Vibrieren der Maschinen spüren.
    Normalerweise hätte er mit ein paar Tropfen Steinpolitur ein Loch in die Metallwand des Schachts geätzt, aber da Gefängnisaufseher solche Ausrüstungsgegenstände gerne konfiszierten, musste er sich mit einem konzentrierten Laserstrahl der gestohlenen Neutrino behelfen. Die Wand schmolz wie eine Eisplatte auf einem Grill. Er wartete einen Moment, bis das Metall wieder erstarrt und abgekühlt war, dann schlängelte er sich in den Luftschacht.
    Nach zweimaligem Linksabbiegen hockte er direkt vor dem Lüftungsgitter oberhalb der Shuttleplattform. Über sämtlichen Eingängen blinkten rote Warnlampen, und eine laute Sirene verkündete allen, dass irgendetwas passiert war. Die Arbeiter der Plattform scharten sich um den Bildschirm des Intranets und warteten auf Instruktionen.
    Eleganter, als seine Figur vermuten ließ, sprang Mulch hinunter und schlich zu dem ZUP-Shuttle, das startklar am Ende eines Zuleitungstunnels stand. Mit Chix Verbils Schlüsselkarte öffnete er die Pilotentür und kletterte hinein. Das Cockpit sah unglaublich kompliziert aus, aber Mulch hatte eine Theorie, was die Bedienung von Fahrzeugen betraf: Ignorier alles außer dem Steuer und den Pedalen, und die Sache ist geritzt. Im Lauf seiner bisherigen Karriere hatte Mulch über fünfzig verschiedene Transportmittel gestohlen, und bisher hatte seine Theorie ihn nie im Stich gelassen.
    Der Zwerg schob die Karte in den Schlitz, ignorierte den Rat des Computers, erst einen

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