Die Rache
uns einen Tipp gegeben«, verwies Donald, als Ross aufgelegt hatte. »Er muss versucht haben, uns zu warnen.«
»Vielleicht«, gab Ross zurück. »Aber ich möchte ihn trotzdem befragen. Er ist unsere einzige Verbindung zu demjenigen, der Dantes und Hollys Aufenthaltsort verraten hat. AuÃerdem â wenn er euch nur warnen wollte, warum ist er dann extra hierhergefahren? Ein Telefonanruf hätte es doch auch getan, oder?«
»Aber mein Dad hat ihm das Leben gerettet«, wiederholte Dante. »Deshalb wollte er mir ein Geschenk bringen und mir alles Gute wünschen.«
»Ich hoffe, dass das wahr ist«, meinte Ross. »Aber ich fürchte, da steckt noch etwas anderes dahinter.«
In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Dante, Donald und Linda beobachteten gespannt Rossâ² Reaktion.
»Sie machen Witze ⦠Nein, Augenblick. Ich glaube, es ist noch verschlossen ⦠Mist! Okay, okay, ich rufe gleich zurück!«
»Ist etwas?«, erkundigte sich Donald, als Ross das Handy wieder zuklappte.
»Wo sind die Spielsachen, die Doods gebracht hat?«, fragte Ross drängend.
»Im Flur«, antwortete Dante. »Der Polizist hat mir gesagt, dass ich die Autos in der Schachtel lassen soll, weil du vielleicht Fingerabdrücke nehmen willst.«
»Wir müssen das Haus verlassen, augenblicklich «, ordnete Ross an.
Linda wusste sofort, was er meinte. »Wollen Sie damit etwa sagen, in unserem Haus sei eine Bombe?«
»Immerhin besteht die Möglichkeit«, erwiderte Ross und stand auf. »Und dieses Risiko will ich nicht eingehen.«
Donald nahm Holly auf den Arm, und Linda ging zur Haustür voran. Sie packte die beiden Kinder in warme Mäntel ein, und dann schlugen sie alle einen vorsichtigen Bogen um Dantes Geschenktüte und verlieÃen das Grundstück.
»Meine Kollegen benachrichtigen die örtliche Polizei«, erklärte Ross. »Sie sperren die StraÃe ab und bringen ein Bombenteam her. Sie müssten in zwanzig Minuten hier sein.«
»Aber wie kommen sie denn plötzlich darauf, dass mein Geschenk eine Bombe sein könnte?«, wollte Dante wissen.
»Doods, Bolts oder wie auch immer er sich nennt, war ein Mitglied der Bandits von Rotterdam«, erklärte Ross. »Sie haben einen hässlichen kleinen Bandenkrieg mit zwei anderen Gangs geführt, der damit endete, dass ein Clubhaus in die Luft flog, wobei vierzehn Mitglieder der rivalisierenden Gangs umkamen. Doods wurde für die Bombenanschläge verantwortlich gemacht. Er
steht ganz oben auf der Fahndungsliste der niederländischen Polizei, und seit über einem Jahr hat niemand mehr etwas von ihm gehört oder gesehen.«
»Aber warum sollte sich jemand so viel Mühe mit einer Bombe machen?«, wunderte sich Donald, während Holly an seinem Ohr zog.
»Eine Bombe verschafft dem Mörder die Gelegenheit, Abstand zwischen sich und sein Opfer zu bringen«, erklärte Ross. »Eine Bombe kann man mithilfe einer SMS sogar von der anderen Seite der Welt aus zünden.«
Das Einfamilienhaus von Donald und Linda Graves stand in einer der besten StraÃen von Guildford. Die Nachbarn waren gröÃtenteils wohlhabend, hatten zwei schöne Autos vor dem Haus stehen, zwei oder drei Kinder und verdienten mit guten Jobs in London genügend Geld, um ihre Hypotheken abzahlen zu können.
Dieser angenehme Lebensstil war genau das Gegenteil von dem, was die meisten Kinder erfahren hatten, bis sie bei Donald und Linda unterkamen. Und so war es im Laufe der Jahre schon zu allen möglichen Zwischenfällen in der StraÃe gekommen, die man â meist zurecht â den Kindern ankreidete, von der Beschädigung von Verkehrsschildern bis hin zu einem Feuerwerkskörper-Anschlag auf einen preisgekrönten Chihuahua.
Doch Dante war in der dreiÃigjährigen Pflegeeltern-Laufbahn das erste Kind, das dafür sorgte, dass die gesamte StraÃe gesperrt und ein vierköpfiges Bombenentschärfungsteam erwartet wurde. Sirenen und blinkende gelbe Lichter verkündeten die Ankunft zweier Soldaten in einem natogrünen Landrover und eines Lieferwagens mit vergitterter Frontscheibe.
Ross erklärte dem Team rasch die Situation, während ein paar verdutzte Pensionisten aus den umliegenden Häusern evakuiert wurden und zwei verschwitzte Frauen, die gerade vom Tennis zurückkamen, ihre Häuser nicht mehr betreten
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