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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Überstunden verhandeln, da sie für Dantes Schutz aufkam.
    Dante war immer einer der Jungen gewesen, die auf dem Schulhof für Unruhe gesorgt und die Lehrer auf die Palme gebracht hatten. Jetzt aber zog er sich zurück, vergrub sich hinter seinen Wrestling-Magazinen,
dachte über den Tod nach und klügelte Methoden aus, den Commander umzubringen. Die Welt zog an ihm vorüber, ohne dass er daran teilhatte. Nur wenn er Holly besuchen durfte, lebte er auf. Jedes Mal versuchte er, sie mit irgendeiner Kleinigkeit zu erfreuen, brachte ihr Süßigkeiten mit oder bastelte Papierschiffchen. Wenn sie zusammen mit Hollys Pflegemutter in den Schaukelpark gingen, ließ ihn die Unschuld dieses Babys wieder ein ganz normaler großer Bruder sein – bis er aufsah und den Sicherheitsbeamten bemerkte, der mit einer Beule in der Jacke hinter ihnen herlief.
    Dantes Lehrer kannten seine Geschichte natürlich nicht und meinten, er brauche lediglich Zeit, um sich einzugewöhnen. Aber Ross war Psychologe und wusste, dass Dante unter Depressionen litt, ohne viel dagegen unternehmen zu können.
    Er zog ein paar vertrauenswürdige Kollegen zurate, die ihm jedoch nur das bestätigten, was er bereits wusste: Dante musste zusammen mit Holly an einem sicheren Ort ein neues Leben beginnen. Das war zwar auch kein Wunderheilmittel, aber mit der Zeit würde er neue Freunde finden, neue Interessen entwickeln und Abstand zu seiner kummervollen Vergangenheit gewinnen.
    Doch solange der Commander noch frei herumlief, konnte Dante kein normales Leben führen. Es gab noch nicht einmal ein Datum für den Prozess, da die Polizei in Devon noch keine Anklage erhoben hatte.
In Dantes Gegenwart versuchte Ross, so zuversichtlich wie möglich zu klingen. Aber insgeheim fürchtete er, dass der Junge noch zwei oder vielleicht sogar drei Jahre in der Luft hängen würde.

    Dante träumte vor sich hin, während er auf den Knopf seiner Projektor-Uhr drückte. Es war einer der wenigen Gegenstände, die aus seinem früheren Leben gerettet worden waren, und trotz einer geschmolzenen Front und einer verzogenen Linse warf die Uhr immer noch deutlich lesbare rote Ziffern an die Decke: 00:17.
    Früher war Schlaf etwas Selbstverständliches für Dante gewesen. Er blieb wach, so lange man ihn ließ, und schlief, bis er früh am nächsten Morgen wieder aufwachte und sich vor dem Frühstück noch eine Weile Cartoons ansah. Wenn er zu lange wach geblieben war, dann rüttelte ihn seine Mutter und befahl ihm, seine Schuluniform anzuziehen, bevor er etwas auf den Hintern bekam. Jetzt dagegen musste er sich anstrengen, um einzuschlafen, und wenn es dann endlich gelang, erwachte er von Albträumen.
    Dante zog sich die Decke über den Kopf und umschlang seine Knie mit beiden Armen. Dann schloss er die Augen und stellte sich vor, er sei ganz tief unter der Erde in einem Betonbunker. Riesige Metalltüren mit Überwachungskameras beschützten ihn. Er hatte Waffen. Er hatte Muskeln wie ein Wrestler. Er war berühmt und hatte Hunderte von Bodyguards, die jeden zusammenschlagen
würden, der es wagte, ihm zu nahe zu kommen.
    Doch dann machte ein tiefer Rülpser aus dem Wohnzimmer seine Fantasien zunichte; kaum zwei Meter entfernt saß ein Polizist. Einige der Sicherheitsbeamten waren nett und machten Videospiele mit ihm, aber Constable Fairport brütete die ganze Zeit über seinen Lehrbüchern für das Sergeanten-Examen. Und wenn Dante es wagte, auch nur ein wenig Lärm zu machen, sah er so aus, als ob ihm gleich der Dampf aus den Ohren steigen würde.
    Dante bewegte sich etwas und stellte fest, dass sein Ohr juckte. Plötzlich fühlte sich das Kissen klumpig an und er musste sich erneut bewegen, weil die Position, die eben noch so bequem gewesen war, auf einmal unerträglich schien. Wieder drückte er auf den Knopf seiner Uhr: 00:19. Er war seit neun Uhr im Bett und hatte wahrscheinlich noch keine Stunde geschlafen.
    Dantes Gedanken liefen im Kreis. Die Uhr erinnerte ihn an seine Mutter und daran, dass sie ihn immer angeschrien und ihm Prügel angedroht hatte, die er dann aber doch nie bekam – außer die zwei oder drei Mal, als er wirklich etwas total Verrücktes angestellt hatte. Zum Beispiel, als er mitten in der Nacht aufgestanden war, um Jordans Rucksack mit Matsch zu füllen.

    Dante erwachte ruckartig, als hätte ihm jemand eine Ladung Eis auf den

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